Die blutrote Tür mit ihren gusseisernen und bronzenen Beschlägen ist eines der schönsten Details der Sindelfinger Martinskirche, die 1083 geweiht wurde. Wahrscheinlich war das Gotteshaus damals noch eine Baustelle, denn Untersuchungen der Jahresringe haben ergeben, dass das Holz für den Dachstuhl erst im Jahr 1131 geschlagen wurde. Auffällig am Westportal mit seinen vielen Beschlägen ist der Löwenkopf mit dem eisernen Ring im Maul. Der Löwe steht symbolisch nicht nur für den Evangelisten Markus, sondern vor allem für Christus, dem Löwen von Juda. Der eiserne Ring im Löwenmaul selbst war einst die letzte Rettung für Verfolgte. Es ist der Gnadenring, der Asylring. Demjenigen, der ihn ergriff, garantierte er zumindest Kirchenasyl.
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Durch diese Türe geht es in das Gasthaus Kanne in Böblingen. Die altehrwürdige Wirtschaft feierte in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 150 Jahren, im April 1872, erteilte das Königliche Oberamt Böblingen für das Haus die Schankerlaubnis. Das Gebäude in der Schafgasse war nicht immer nur eine Wirtschaft. Im ersten Stock wurden auch schon Haare geschnitten und Kurzwaren verkauft. Seit 1965 prägt die Familie Hahn die Kanne. Ruth und Helmut Hahn pachteten das Wirtshaus und machten daraus einen Treffpunkt für Schüler und Rentner, für Sportler und Musiker, für Otto Normalbürger und Honoratioren. Seit dem Tod von Helmut Hahn im Jahr 2019 führt seine Tochter Uschi Russell zusammen mit ihrem Mann Ron die Kanne weiter. Auch morgen Abend öffnet sich die Türe der Kanne zum traditionellen Heiligabend-Frühschoppen.
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Der Pausenhof der Böblinger Friedrich-Silcher-Grundschule im Murkenbachschulzentrum mündet im hinteren Bereich hinter einer Ecke an einem braunen Garagentor, hinter dem sich unter dem Aufgang zur Albert-Schweitzer-Realschule eine stattliche Halle befindet. Ein Tor, das es an dieser Stelle nicht immer gegeben hat. Früher diente die Halle als Abstellplatz für Fahrräder. Doch irgendwann müssen Grundschulkinder aufgehört haben, in die Schule zu radeln. Oder aber die Stadt hat dringend Lagerraum für Deko-Material für allerlei Ausstellungen der städtischen Galerie gebraucht. Oder beides.
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Wohin führt die Tür? Das scheint so ziemlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es ist ein kleiner Raum, der sich hinter der Metalltür in der Böblinger Schlossbergmauer, dort wo der Fußweg von der Marktstraße aus hinauf zum Plateau führt, verbirgt. 1998 hatte die Diplom-Biologin Andrea Mayer, damals als Umweltexpertin in Diensten des Grünflächenamtes, dort ein Fledermaus-Quartier eingerichtet. Doch das Einflugloch in der Fensteröffnung zur Marktstraße hin, ist mittlerweile wieder verschlossen. Warum beim Bau der Mauer nach dem Krieg der kleine Raum einbezogen wurde, weiß offenbar keiner mehr. Früher stand an dieser Stelle die Böblinger Mädchenschule und später die Druckerei Schlecht, die in der Bombennacht auf den 8. Oktober 1943 zerstört wurde.
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Mächtig kommt sie daher, wie ein gestrenger Wächter, der an den Resten der historischen Böblinger Stadtmauer am Eingang der Turmstraße darüber wacht, dass einem Kameraden, der dort einsam steht, niemand zu nahe auf die Pelle rückt: Die Tür verschließt den Grünen Turm, der seinen Namen von seinen grün schimmernden Dachziegeln hat. Bis ins 19. Jahrhundert diente er als Gefängnis, vorzugsweise für Schwerverbrecher. Viel später und bis in die 1980er-Jahre hinein diente sein Erdgeschoss als Neben-Treff für Jugendliche des Club Forum, der Grüne Turm war ein Ort zum chillen. Und heute? Steht das Eigentum der Stadt leer. Ideen, wie man ihn nutzen könnte, gibt es einige. „Wir sind da dran“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz 2019. Fazit: Grün Turm will Weile haben.
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