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Deufringen: Biker sollen für Lautstärke sensibilisiert werden

Erstes Display gegen Motorradlärm geht in Betrieb

Biker sollen im Landkreis Böblingen ermuntert werden, rücksichtsvoll und leise zu fahren. Deshalb hat die Kreisverwaltung ein ortsunabhängiges Display angeschafft, das mit Warnhinweisen Zweiradfahrer darauf aufmerksam macht, wenn sie zu laut unterwegs sind. Das Display hat rund 15.000 Euro gekostet, wovon das Landesverkehrsministerium 4000 Euro bezuschusst.
Von unserem Mitarbeiter Peter Maier
Landrat Roland Bernhard und Bürgermeister Ekkehard Fauth testen das neue Motorradlärm-Display

Landrat Roland Bernhard und Bürgermeister Ekkehard Fauth testen das neue Motorradlärm-Display

Am Montag haben Landrat Roland Bernhard und der Aidlinger Bürgermeister Ekkehard Fauth das Display eingeweiht und im Selbsttest ausprobiert, wie das Display auf verschiedene Fahrweisen reagiert. Der erste Einsatz ist im Ortsteil Deufringen am Ortseingang aus Richtung Gechingen.

Landrat Roland Bernhard fährt selbst gerne Motorrad: „Wer rücksichtsvoll fährt, schützt sich selbst und andere. Dazu gehört auch das leise Fahren. Motorradfahren liegt im Trend und macht Spaß. In unserem Landkreis sind über 25.000 Zweiräder zugelassen, ein Zuwachs von elf Prozent in fünf Jahren. Bei aller Freude am Fahren ist vielen Motorradfahrern leider nicht bewusst, wie laut ihre Maschinen sind und wie stark dieser Krach andere Menschen stört und sogar gesundheitlich beeinträchtigen kann. Lärm-Displays sind eine präventive Maßnahme und helfen nachweislich, Motorradlärm zu reduzieren und die Fahrer für das Thema zu sensibilisieren.“

Auch Bürgermeister Fauth hat Sympathien für das Motorradfahren, aber dennoch: „Aidlingen ist vom Motorrad-Lärm besonders betroffen. Unsere Ortsdurchfahrten sind für viele Städter die bevorzugte Strecke für die Ausflugstour in den Schwarzwald. Deshalb sind wir Mitglied in der Initiative Motorradlärm, die lauten Motorrädern den Kampf angesagt hat. Man kann auch mit ruhiger Fahrweise Spaß auf der Straße haben.“

Verkehrsminister Winfried Hermann sieht die Motorradfahrer in der Pflicht, auf die Lärmbelastung zu achten: „Eine rücksichtsvolle Fahrweise ist ein Gebot der Zeit. Denn auch Anwohner wie auch Erholungssuchende wollen die schöne Landschaft genießen. Außerdem wird es Zeit, dass Motorräder insgesamt leiser werden“, fordert Hermann. „Motorräder müssen motortechnisch leiser werden und leiser gefahren werden. Außerdem muss rücksichtsloses Fahren deutliche Folgen haben. Hier muss der Bund endlich handeln. Eine künftige Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass das real messbare Geräusch von Motorrädern zu einem entscheidenden Kriterium der Zulassung wird und die europäischen Zulassungsregeln entsprechend geändert werden.“

Das Display hält in Aidlingen als erste Station, soll aber überall im Landkreisgebiet zum Einsatz kommen, um auch andernorts zu laute Zweiradfahrer auf ihr Verhalten hinzuweisen. Das Display mahnt zu leiserem Fahren und angepasster Geschwindigkeit. Bei Überschreitung der Lautstärke bekommt der Fahrer die Rückmeldung über ein nachgeschaltetes Dialogdisplay (Langsam/Danke/Leise). Untersuchungen des Verkehrsministeriums haben gezeigt, dass sich die negative Rückmeldung auf dem Display positiv auf den Fahrer auswirkt.

Information zu Motorradlärm-Displays:

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg hat im Jahr 2016 Motorradlärm-Displays als präventive Lärmminderungsmaßnahme auf mehreren Pilotstrecken erprobt und zur Serienreife entwickeln lassen. Mit Motorradlärm-Displays können Motorradfahrende durch die unmittelbare und individuelle Ansprache zu einer moderaten Fahrweise und somit zu einer Reduzierung der Lärmbelastung angehalten werden. Die vom Land in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführten Testreihen konnten eine Lärmminderung von 1,1 bis 2,2 dB(A) nachweisen. Das ist eine Größenordnung, die der Mensch durchaus als Verbesserung wahrnimmt.

Information zur Initiative Motorradlärm:

Im Juli 2019 haben sich Zahlreiche Städte, Gemeinden und Landkreise in Baden-Württemberg zur „Initiative Motorradlärm“ zusammengeschlossen. Die zehn Forderungen der Initiative haben das Ziel, dass der Motorradlärm verringert wird. Sie richten sich an den Bund und die EU, an Hersteller und Händler sowie an Motorradfahrer und Motorradfahrerinnen. Der Initiative sind inzwischen über 150 kommunale Mitglieder beigetreten.