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Michael Wichterich aus dem Zentrum für Künstliche Intelligenz in Böblingen spricht im kostenlosen SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel“ über eine Zukunft, in der Sprachassistenten immer mehr Raum bekommen

Kreis Böblingen: Alexa und die Künstliche Intelligenz

Von Dirk Hamann und Jürgen Wegner
Kleiner Kasten, große Wirkung: Michael Wichterich mit seinem digitalen Gesprächspartner, der mehr kann, als Befehle entgegen zu nehmen. Bild: z

Kleiner Kasten, große Wirkung: Michael Wichterich mit seinem digitalen Gesprächspartner, der mehr kann, als Befehle entgegen zu nehmen. Bild: z

Kreis Böblingen - „AI Express“ – oder anders: Künstliche Intelligenz nimmt Tempo auf. Auf dem ehemaligen Eisenmann-Areal im Röhrer Weg in Böblingen sammeln sich Start-up-Unternehmen, die an den Stellschrauben der Zukunft drehen. Einer davon ist Michael Wichterich, der voll auf Sprachsteuerung setzt. Hier ein Auszug aus dem kostenlosen SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel“.

Die Podcast-Folge zum Anhören gibt es hier.

Was ist so spannend am Thema Sprachsteuerung und Sprachassistenz.

Michael Wichterich: „Ich bin der Überzeugung, dass wir in fünf bis zehn Jahren 60 bis 70 Prozent der Dinge im Internet per Sprache ausführen. Alles was man googelt, kann man einfach kurz sprechen. Oder gängige Sachen einkaufen, die zum täglichen Alltag gehören, wie zum Beispiel bei mir der CO2-Sprudler: Das werde ich bequem ohne mein Handy zu zücken einfach sagen, und zwei Tage später ist die Ware da.“

Also man sitzt auf dem Sofa und sagt: Alexa, mach Soda-Stream, und der Rest läuft von alleine.

Michael Wichterich: „Genau. Ich sage 'Alexa, öffne die und die Firma', dann spreche ich das Produkt ein, das ich haben möchte. Der Assistent fragt nach meiner Kundennummer, nach meinem Namen, vielleicht noch nach meinem Geburtsdatum.“

So ganz neu ist das nicht. Schon seit Jahren sagen wir dem Mercedes: Fahr mich bitte zu einem bestimmten Ort. Dann navigiert mich das Auto dort hin.

Michael Wichterich: „Vor 20 bis 30 Jahren verwendeten wir Sprachbefehle. Wir mussten uns exakt daran anpassen, was das Auto hören möchte. Über das Thema Künstliche Intelligenz wird es unwichtiger, ob ich sage 'fahre mich nach Gärtringen', 'ich möchte die Route nach Gärtringen' oder 'ich will nach Gärtringen'. Früher musste ich mich ans System anpassen, heute sollte sich das System nach mir richten.“

Welche neuen Felder tun sich auf?

Michael Wichterich: „Das Thema an sich entwickelt sich immer weiter. Das sieht man auch daran, dass es immer mehr Bildschirme gibt, aber immer weniger Tastaturen. Erst vor ein paar Tagen habe ich einen spannenden Bericht über Mercedes-Benz und das Thema Gestensteuerung gelesen. Nicht mehr lange, und werden wir am Schönbuchturm vorbei fahren, dann zeigen wir mit der Hand darauf und fragen das Auto, was da ist. Das Auto lokalisiert mich, lokalisiert, was sich rechts neben dem Fahrzeug befindet, findet den Schönbuchturm und gibt mir die Antwort.“

Reflexartig denkt man, dass sich das Thema vor allem an jüngere Leute richtet, weil die älteren Menschen vermeintlich nicht mehr mitkommen. Dabei könnten doch vielleicht gerade diejenigen vom technologischen Fortschritt profitieren, denen es heute schwer fällt, mit dem Tempo der Entwicklung Schritt zu halten.

Michael Wichterich: „Ja, perfekt. Ein Beispiel: Ich bin gerade dabei, meiner Oma, die mit Whatsapp nicht klarkommt, eine Sprachhilfe einzurichten. Sie sagt dann: Hej Alexa, 'schreibe an Michael'. Alexa antwortet 'was willst du denn schreiben'. Dann sagt sie: 'Michael, kommst du denn heute zum Essen?' Und wenn Alexa blinkt, weiß sie Bescheid, ob ich heute zu ihr komme oder nicht.“

Manche haben ein Problem damit, wenn es nicht nur die Oma weiß und der Neffe, was passiert und ob es ein gemeinsames Essen gibt. Alexa weiß es ja auch. Es geht ums Thema Datenschutz.

Michael Wichterich: „Ein sehr spannendes Feld. Es ist wichtig, dass wir das Thema Datenschutz sehr groß schreiben und es viele Menschen gibt, die sich darum kümmern. Meistens antworte ich denjenigen, die mich darauf ansprechen, mit der Frage nach ihrem Handy. Ein Smartphone weiß nicht nur, wann ich zuhause bin, sondern auch, wann ich von wo wohin fahre. Und noch vieles mehr. Aber zum Glück können wir entscheiden, welche Produkte wir verwenden.“

Also nicht nur das Telefon, das längst zum Computer geworden ist.

Michael Wichterich: „Das Thema Sprachsteuerung geht weit über Alexa und Siri hinaus. Denken wir zum Beispiel an eine Behindertenwerkstatt mit ganz anderen Anforderungen. Blinde Menschen oder Behinderte, die keine Arme haben, können ganz einfach Sachen ausführen wie jeder andere auch, der mit den Händen am Computer tippt. Das sogar noch viel schneller. Sprechen ist bis zu zehn Mal schneller als schreiben. Sprache ist das natürlichste und älteste Kommunikationsmittel.“

Michael Wichterich, 29 Jahre, ging in Sindelfingen auf die Gottlieb-Daimler-Schule. Der Gärtringer hat sich mit www.dein-sprachassistent.com selbstständig gemacht und in diesem Jahr im AI Express in Böblingen niedergelassen. Das ist das neue Center für Künstliche Intelligenz auf dem ehemaligen Eisenmann-Areal.


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Der SZ/BZ-Podcast der Woche von und mit Willi & Dödel: