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Christopher Schacht bei der Literaturtribüne in der Buchhandlung Röhm

Sindelfingen: Mit 50 Euro um die Welt

Von Annette Nüßle

Ausverkauft ist die vorletzte Veranstaltung auf der Literaturtribüne der Sindelfinger Buchhandlung Röhm. Christopher Schacht und seine Geschichte „Mit 50 Euro um die Welt“ zieht ein bunt gemischtes Publikum an. Sympathisch kommt der 25-jährige Student aus dem schleswig-holsteinischen Sahms von Anfang an rüber. Noch bevor er mit seiner Multivisionsschau beginnt, bildet sich bereits eine lange Schlange am Signiertisch. Er nimmt sich für Jeden Zeit, schreibt individuelle Widmungen und strahlt die ganze Zeit. „Mir macht diese Lesereise viel Spaß“, sagt er und fragt zunächst, ob er beim lockeren Du mit den Zuhörern bleiben kann. Ein erstes Klatschen, und Christopher Schacht beginnt, seine Geschichte zu erzählen.
Auf die Frage ins Publikum „Hast Du je einen Traum gehabt?“ kommt zustimmendes Nicken, und er erzählt von seinem Traum, die Welt, die Natur, die Menschen und ihr Leben kennenzulernen. Dass dieser Traum beinahe beim ersten Schritt geplatzt wäre, verhehlt er ebenso nicht, wie die Gefährlichkeit auf seinen Reisen. „Ich bin nach Amsterdam mit ein paar Schweden gereist, die abendliche Kneipentour hat mich 35 Euro gekostet, aber ein Umkehren kam nicht infrage.“ Schon hier beginnt der Abiturient einfach zu arbeiten und kann nach vier Jahren Reisezeit auf Jobs wie Model, Schleusenwart, Bauarbeiter, Fotomodell und Goldwäscher zurückblicken.
Abenteuer am Vulkan
Ein weiteres Abenteuer von Christopher Schacht: mitten im Pazifik. Auf der Insel Tanna bricht seit rund 800 Jahren der Vulkan Yasur etwa alle drei Minuten aus. Die Eruptionen sind so geringfügig, dass man sich mit gesunder Vorsicht dem Krater nähern kann. „Ich wollte mit einer Gruppe junger Abenteurer, die ich im Hafen der Insel kennengelernt habe, den Vulkan erkunden.“ Am Fuß des Vulkans in einem Dorf angekommen hieß es, doch zunächst die Regeln einzuhalten. „Man spricht nicht mit dem Häuptling direkt, sondern mit seinem Sprecher“, erzählt er und berichtet weiter, dass auch er für den Sprecher des Kapitäns, also für den „Stammeshäuptling“ der Gruppe gehalten wurde. Viele neugierige Fragen wurden gestellt, und was mit einem einfachen Englisch nicht möglich war, wurde mit Malerei im Staub des Vulkans deutlich.
Dass amerikanische Soldaten während des Zweiten Weltkriegs mit ihren Gaben wie Konserven, Softdrinks, Radios, Jeeps und noch viel mehr westlichen Errungenschaften hier anwesend waren, hinterließ nach deren Abzug eine Art Religion. „Wir hoffen, dass John Frum, unser Gott, eines Tages zurückkehrt und mit ihm all diese tollen Dinge“, berichtete ihm Fidel, der Sprecher des Häuptlings und hinterließ ungläubiges Staunen bei Christopher Schacht.
Daumen raus: durch 45 Länder
Der nächtliche Aufstieg zum Vulkan, das Geigenspiel einer der Mitreisenden am Kraterrand, die Eruptionen und der Funkenflug sind nur eines der vielen Erlebnisse, die der Sohn eines evangelischen Pastors erlebte. Er dachte auch hier über den Wert des Lebens nach und der Entschluss, sich mehr mit der Religion und dem Glauben zu beschäftigen, verstärkte sich.
Witzig, mit passender Musik und vielen Bildern nimmt Christopher Schacht die Zuhörer weiter mit auf die Reise. Seine Philosophie dabei: „Jeder kann sich 50 Euro leisten und damit auch Reisen“ und „Neu lernen ist besser als umlernen“. Er hat auch Tipps fürs Reisen mit wenig Geld im Gepäck: „Als Unterkunft reicht im Grunde ein Zelt und in den wärmeren Ländern eine Hängematte“, sagt er und zeigt Aufnahmen, bei denen er entweder ganz idyllisch mitten in der Natur, aber auch neben einer stark befahrenen Straße in Japan übernachtet.
In Sachen Fortbewegung gab es für ihn die Prämisse: „Kein Flugzeug, denn um die Welt zu begreifen, muss man sich Zeit nehmen, um anzukommen, und das geht mit dem Flugzeug einfach nicht.“ Und so trampte er durch 45 Länder, rund 100 000 Kilometer, immer einen Smiley auf dem Trampbild, gepaart mit der entsprechenden Landessprache. „So ein Smiley ist was Freundliches, er erfreut die Autofahrer und aber auch Dich selbst, wenn es mal nicht so gut geht.“
Nach Mumbai zum Kaffeetrinken
Lachen, sich freuen, das ist überhaupt sein Ding, und für den Alltag empfiehlt der junge Autor: „Klebt einen Smiley aufs Telefon, er lächelt Euch an, wenn es klingelt, und Ihr seid einfach gleich froh gestimmt, wenn Ihr abhebt.“ Auch in Sachen Verpflegung war der pfiffige Schleswig-Holsteiner schnell auf dem richtigen Weg: „Ich habe immer das gegessen, was im jeweiligen Land angebaut und im Überfluss da ist, das spart Geld.“