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Sindelfingen: 1000 Teilnehmer und 170 Pferde ziehen zogen am Sonntagnachmittag durch die Innenstadt und lockten mehrere Tausend Zuschauer an

Technik, Tier und Tracht aus alter Zeit

Pferde mini bis mächtig, Trachten, Festwagen und allerlei Gerät schmuck und prächtig: Der von Walter Arnold organisierte Pferdeumzug war der Höhepunkt des 1. Sindelfinger Super-Sonntags zu dem auch der Tag der offenen Tür der Feuerwehr, das Kinderfest im Sommerhofenpark und ein verkaufsoffener Sonntag gehörten. Wegen Sturmwarnungen galt die Veranstaltung am Morgen allerdings noch als von Absage gefährdet.
Von Bernd Heiden und Tim Schweiker

So guckt OB Dr. Bernd Vöhringer am Vormittag noch mit Skepsis in den Himmel: Es sei so viel Engagement in diesen Tag geflossen, es wäre schade, wenn ein Sturm den Supersonntag doch noch gefährde. Kurz nach 14.30 fährt der OB gemeinsam mit Landrat Roland Bernhard in der von vier staatsprämierten Schwarzwälder Kaltblüterstuten gezogenen Kutsche auf den Marktplatz ein. Spätestens jetzt wird sichtbar auf dem von Tausenden Schaulustigen gefüllten Platz, was Walter Arnold bereits verkündet hatte. „Jeder weiß, was unsere Sorgen waren, der Regen und der Wind“, sagt der Hauptorganisator des Umzugs auf der kleinen Moderatorenbühne am Marktplatz.
Und prompt pustet ihm der Wind den Strohhut vom Kopf. „So wie die Voraussagen sind, haben wir Chancen, dass wir den Zug trocken durch die Stadt bringen“, lässt sich Walter Arnold trotz Hutverlust um 13. 45 Uhr nicht beirren. 170 Pferde, dazu Musikkapellen, Fuß- und Folkloregruppen, Traktoren mit Motivwagen, Gespanne, Reiter - Walter Arnold kommt auf etwa 1000 Aktive bei diesem zweiten Pferdeumzug nach der erfolgreichen Premiere zum Stadtjubiläumsjahr 2013. „Es wäre jammerschade gewesen, wenn das Wetter nicht einigermaßen mitgemacht hätte“, sagt er.
Wohl auch weil der Maichinger Reit- und Fahrverein als Veranstalter für den Umzug firmiert, der von der Seestraße durch die Innenstadt über den Markplatz zur Leonberger Straße geht, fragen viele Walter Arnold, ob das hier nicht der Maichinger Rosstag sei, der bereits 14 Auflagen erlebt habe. Nein, stellt Rosstag-Organisator Walter Arnold klar: Dies ist der Pferdeumzug und der sei auch für die Teilnehmer attraktiv, da sie hier gegenüber dem Rosstag Abwechslung in puncto Kulisse und Strecke hätten. OB Vöhringer wird zum Abschluss den Pferdeumzug aber nicht als Sindelfinger Eigengewächs deklarieren. Er bezeichnet den weit über eine Stunde dauernden Tross als Maichinger „Exportschlager“.
Allerdings wird schnell deutlich: allein mit Sindelfinger und Maichinger Pferdestärken wäre dieser Umzug nicht zu machen. Etliche von den großen starken Kaltblüterpferden gezogenen Gespanne kommen aus dem südlichen Schwarzwald, nach Norden reicht das Anreisegebiet der Teilnehmer bis nach Walldürn.
Kutschen und Ritter
Als Nummer 1 führen Erwin Kopp im blauen Dragonerrock auf einem Schimmel und seine Reitpartnerin Christina Nonnenmann auf einem Rappen den Pferdeumzug an. Hinter OB und Landrat passiert Sindelfingens Bürgermeister Christian Gangl mit Frau Elke in einer Kutsche, der Landtagsabgeordnete Paul Nemeth teilt sich eine andere mit dem Bundestagsabgeordnten Marc Biadacz. Stadträtin Ingrid Balzer als Mechthild mit Schauspieler und Regisseur Ingo Sika als ihrem Sohn Graf Eberhard sitzen nebeneinander in einem weiteren Schimmelgespann, während Maichingens Ortsvorsteher Wolfgang Stierle mit dreiköpfiger Familie vorbeikutschiert.
Unter dem bunten fußläufigen Umzugsvolk stechen einige Gestalten des Renninger Ritterbundes hervor mit mächtigen, von Blechflügeln bewehrtem Ritterhelm oder Landsknechtornat mit Brustharnisch. Unzählige Hingucker bieten die teils aufwendig dekorierten Festwagen.
Dabei scheinen die auf Wagen präsentierten Modelle der Sindelfinger Martinskirche oder etlicher historischer Maichinger Gebäude wie Laurentiuskirche oder Altes Rathaus wie für den Umzug gemacht. Diese Vermutung korrigiert Walter Arnold: Die Maichinger Modelle würden jahrelang auf Scheunenbühnen stehen.
Neben mächtigen Kaltblüter-Rassen passiert auch viel possierliches wie die Mini-Ponys vom Oberjesinger Bruno Nüssle oder die vom Aussterben bedrohte Mini-Schafrasse von der französischen Atlantikküste, um deren Erhalt sich Günter Lokodi kümmert.
Auch das mehr technik- als tieraffine Publikum kommt auf seine Kosten. Seien’s blubbernde Lanz-Oldtimer-Traktoren, Martin Beuttler beim Sense-Schleifen auf seiner Feldschmiede, altes Feuerwehrgerät von Handspritzen bis zur historischen Feuerwehrleuter, präsentiert vom Maichinger Marco Obermüller oder der Feuerwehroldtimer LF 16 der Sindelfinger Feuerwehr, erst kürzlich aus dem Museum geholt und wieder flott gemacht.
Am Ende geht der Umzug tatsächlich ohne Regen-Beeinträchtigung oder Orkan-Bedrohung durch Sindelfingen und Walter Arnold ist am Ende merklich erleichtert. „Als wir die Prognosen gehört hatten, dachten wir, da geht alles den Bach na“, sagt er und kündigt schon seinen nächste Umzugstat an: „In zwei Jahren ist der 15. Maichinger Rosstag.“ Und weil dies ein Geburtstag mit Rundung sein wird, sellte er auch schon ein klein wenig Besonderheiten in Aussicht.