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Motocross: Dennis Ullrich fährt mit seiner Zweitakter-Maschine fast außer Konkurrenz

Wie der Hecht im Karpfenteich

Neu ist das Gefühl nicht für Dennis Ullrich, auf dem Schützenbühlring mit einem Motorrad mit 250 Kubikzentimetern zu fahren, mit einem Zweitakter. Im vergangenen Jahr ist Ullrich mit einer solchen Maschine in Holzgerlingen an den Start gegangen. Allerdings stand er damals bereits als Sieger des ADAC MX Masters, der internationalen deutschen Motocross-Meisterschaft, fest.
Von unserem Mitarbeiter Thomas Oberdorfer
Lokalmatador Dennis Ullrich fuhr mit seiner Zweitakter-Maschine im zweiten Lauf auf den vierten Platz.

Lokalmatador Dennis Ullrich fuhr mit seiner Zweitakter-Maschine im zweiten Lauf auf den vierten Platz.

In diesem Jahr startet Ullrich vom ersten Rennen dieser Serie an mit einem Zweitakter mit 250 Kubik, einer in Sachen Leistung den 450-Kubikzentimeter-Viertaktern deutlich unterlegenen Maschine. Ullrich hatte sich zu diesem Schritt entschieden, nachdem er im vergangenen Jahr zum vierten Mal das Masters gewonnen hatte, Rekord. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht“, sagt der 25-Jährige, der ein eigenes Team gegründet hat namens „2-Stroke Revolution Racing“. Nun, eine Revolution ist es nicht, auf einem Zweitakter zu fahren. Eine große Herausforderung ist es allemal. Die Zweitakter sind deutlich schwieriger zu steuern als die Viertakter. Die Maschinen müssen stets im passenden Drehzahlbereich gefahren werden, damit die maximale Leistung zur Verfügung steht. „Mein Herz hat schon immer für die Zweitakter geschlagen. Es ist viel anstrengender, einen Zweitakter zu fahren, aber es macht auch viel mehr Spaß“, sagt Ullrich. Die geringere Leistung ist natürlich ein Nachteil, dafür aber sind die Zweitakter leichter als die Viertakter, wendiger in den Kurven. Ullrich hofft, dass dieser Vorteil vor allem auf dem Schützenbühlring zum Tragen kommt, eine der Lieblingsstrecken des Spitzenfahrers. Die 1800 Meter lange Piste hat einen harten, griffigen Belag, enge Kurven – und eine überschaubar lange Startgerade.

Ullrich hofft, dass er dadurch am Start nur wenig an Boden verliert und somit von Beginn an in der Spitzengruppe des Feldes mit den 450ern wetteifern kann. „Die Bedingungen in Holzgerlingen sind gut für mich“, sagt Ullrich im Rahmen der Pressekonferenz in der Woche vor dem Rennen, „ich freue mich auf den Schützenbühlring.“ Gestern nun startete er von Position elf, mit dem Qualifikationstraining war der 25-Jährige denn auch nicht ganz zufrieden, auf seinen Runden war zu viel Verkehr auf der Strecke.

Im Saisonverlauf immer besser

Im Laufe der Saison hat Dennis Ullrich immer bessere Ergebnisse erzielt. Bei den ersten Rennen in Fürstlich Drehna und Mölln hatte Ullrich in jeweils einem Lauf eine Nullnummer zu verzeichnen, in Möggers holte er insgesamt nur vier Zähler. In Gaildorf aber, dem Wettbewerb vor dem Finale in Holzgerlingen, zeigte Ullrich erstmals, dass sein Zweitakter voll konkurrenzfähig ist, dass er zu den besten Fahrern des Feldes zählt. Er belegte in der Gesamtwertung Platz vier, im zweiten Lauf stand er als Dritter erstmals in diesem Jahr auf dem Podium. „Langsam bin ich da, wo ich schon viel früher sein wollte“, sagt Ullrich, hinter dem viele Monate harte Arbeit stecken. Harte Arbeit, die mitunter auch geprägt war von Zweifeln. Ullrich: „Es gab Phasen, da habe ich mich schon gefragt, ob es das Richtige war, was ich hier tue. Es war nicht ganz klar, dass es so schwer werden würde.“

Ullrich nimmt seine Fans mit bei seinem „Projekt“, wie er den Wechsel auf die Zweitaktmaschine bezeichnet. Er veröffentlicht Filme im Internet über seine Rennen, über die Arbeit mit der Maschine. „Die Fans können dadurch an der Entwicklung teilhaben, ich will sie einfach mehr einbinden“, sagt Ullrich. Die Akzeptanz sei hervorragend, „auch wenn ich hinterherfahre“.

Im ersten Lauf gestern fährt Dennis Ullrich zu Beginn nicht etwa hinterher, vielmehr fährt er voraus: Er gewinnt den Start, liegt nach der ersten Kurve auf der Wiesenschleife auf Platz eins. Dann aber legte sich Ullrich, er fällt auf den 39. Platz zurück, kämpft sich aber bravourös nach vorne und belegt letztlich Platz 12. Im zweiten Lauf kommt Ullrich als hervorragender Vierter ins Ziel.

Wie lange Dennis Ullrich das Projekt Zweitakter durchführen will, ist noch offen. „Nach diesem Jahr werde ich sicher nicht aufhören“, sagt er bei der Pressekonferenz. Er wird sich also wohl auch im kommenden Jahr mit den Viertaktern messen.