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Maichingen: Dirigent Timo Kächele verabschiedet sich beim Kirchenkonzert in der katholischen Kirche Sankt Anna nach sechs Jahren von der Musikkapelle

Zum Abschied gibt es stehende Ovationen

In die vorweihnachtliche Stimmung beim Kirchenkonzert der Musikkapelle Maichingen in Sankt Anna mischt sich eine große Portion Wehmut: Nach sechs Jahren verlässt Dirigent Timo Kächele den Verein.
Von unserer Mitarbeiterin Renate Lück
Bei seinem letzten Konzert mit der Musikkapelle Maichingen hatte Dirigent Timo Kächele in der katholischen Kirche Sankt Anna auch einen Auftritt als Solist am Euphonium. Bild: Lück

Bei seinem letzten Konzert mit der Musikkapelle Maichingen hatte Dirigent Timo Kächele in der katholischen Kirche Sankt Anna auch einen Auftritt als Solist am Euphonium. Bild: Lück

Benjamin Schilling, der Vorsitzende der Musikkapelle, erinnerte daran, dass Timo Kächele vor fast genau sechs Jahren als „junger dynamischer Vollprofi“ begonnen habe, den Maichingern die Begeisterung für ein breites Repertoire von klassischer Blasmusik mit Polkas und Märschen, über symphonische Blasmusik bis hin zur Pop- und Rockmusik nahezubringen. Heute können die Maichinger Musiker eine enorme stilistische Bandbreite abdecken und ganz unterschiedliche Veranstaltungen vom anspruchsvollen Frühjahrskonzert über den Kinderfasching bis hin zum Maichinger Oktoberfest bestreiten.

Da Timo Kächele aber mit immer mehr Terminkollisionen mit seinem Hauptberuf als Posaunist beim Landespolizeiorchester zu kämpfen hatte, sei „ein Trainerwechsel nötig“, so Schilling. Und bei seinem letzten Konzert mit seinen Maichingern zeigte Kächele noch einmal eindrucksvoll, dass die Musikkapelle heute „in einer ganz anderen Liga spielt als vor sechs Jahren“.

Kraftvoll der Auftakt mit „O sanctissima“, einer raffinierten Bearbeitung von „Oh, du fröhliche“ aus der Feder von Markus Götz raffiniert. Einschübe aus dem „Halleluja“ von Händel, „Joy to the World“ und „Fröhliche Weihnacht überall“ machen aus dem Stück eine festliche Weihnachtsmusik. Feierlich ging es weiter mit „Choralia“ von Bert Appermont, bei dem die Musikkapelle mit allen dynamischen Schattierungen gefordert war. „Have Yourself a Merry Little Christmas“ aus dem Film „Meet Me in St. Louis“ wurde einst von Judy Garland berühmt gemacht. In St. Anna begeisterten Benjamin Schilling als Solo-Trompeter und eine jazzig groovende Musikkapelle ihr Publikum.

„We are the World“ behaupteten danach die Musiker der Jugendkapelle, unterstützt von den Schlagwerkern, der Oboistin Anke Bretzler und einigen Mitgliedern des Stammorchesters.

Eine echte Herausforderung ist „Apollo 11“ von Otto M. Schwarz. Ein beeindruckendes Stück symphonischer Blasmusik, das die Jugendlichen aus eigenen Wunsch seit den Sommerferien geübt hatten, weil sie es beim Stammorchester gehört hatten. Rhythmisch und dynamisch hat die musikalisch erzählte Reise zum Mond etliche knifflige Stellen zu bieten, die freilich von der Jugendkapelle bravourös bewältigt wurden. Jubel beim Publikum, das sich den schwungvollen Mariah-Carey-Song „All I want for Christmas is you“ gleich noch einmal als Zugabe erklatschte.

Mit „Isle of Innisfree“ erfüllte sich Timo Kächele einen lang gehegten Wunsch: Er holte sein lange nicht mehr benutztes Euphonium hervor und spielte – vom Orchester begleitet – virtuos und mit butterweichem Ansatz diese irische Melodie, die Bing Crosby 1952 in dem Film „The Quiet Man“ sang.

U- oder E-Musik? In der „New Baroque Suite“ von Tedd Huggens wird diese Frage thematisiert – inklusive einiger schöner Soli von Klarinettist Andre Haspel, Oboistin Anke Bretzler, den Trompetern Benjamin Schilling und Philipp Schumacher sowie einigen weiteren Blechbläsern.

Ein paar Tränen fließen

Eine Hommage an die Feuerwehr ist die Filmmusik von Hans Zimmer zum Hollywood-Streifen „Backdraft“. Nicht zuletzt die vier Schlagzeuger haben hier alle Hände voll zu tun, um Feuerwehr-Action inklusive Rauchgas-Explosion erlebbar zu machen.

Bevor das Konzert mit dem schwingenden „Santa Claus is Coming to Town“ – wieder mit einigen Soli – endete, dankte Ortsvorsteher Wolfgang Stierle dem Dirigenten für sein Verdienst, die Kapelle weitergebracht zu haben. Nicht nur Stierle freut sich, das Timo Kächele, der bei seiner Verabschiedung ein paar Tränen verdrückte. Er freute sich auch, dass er der Jugendkapelle erhalten bleibt. Mit der hat er nächstes Jahr bei der Biennale zusammen mit dem Jugendblasorchester Sindelfingen und dem Landespolizeiorchester Großes vor.

Das Publikum dankte dem scheidenden Dirigenten gleich mehrfach mit stehendem Applaus. Timo Kächele legte Wert darauf, dass er genau vor sechs Jahren sein Maichinger Debüt in dieser Kirche gab und dankte seinerseits dem Maichinger Publikum, bevor das Konzert mit dem John-Miles-Klassiker „Music“ und dem gemeinsam gesungenen und gespielten „Süßer die Glocken nie klingen“ zu Ende ging.