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15 Gast-Zünfte und mehr als 20 Festwagen

Weil der Stadt feiert den Fasnetsumzug: Riesen-Umzug mit 2500 Teilnehmern

64 Gruppen und viele Tausend Besucher beim Fasnets-Umzug der Narrenzunft „AHA“ in Weil der Stadt.
Von Matthias Staber

Weil der Stadt. Nach zwei Jahren Corona-Pause hat sich die Narrenzunft „AHA“ Weil der Stadt mit einem bombastischen Umzug zurückgemeldet, bei dem 64 Gruppen, davon 15 Gast-Zünfte, und über 20 Wagen durch die Innenstadt zogen und viele Tausend Besucher lockten.

„Zwei Jahre hat die Fasnet müssen pausieren, so ein Mist“, reimt AHA-Zunftmeister Daniel Kadasch beim Zunftmeisterempfang im Klösterle, mit dem die Weiler Narren traditionell den Umzug am Fasnetssonntag einläuten: „Bin ich froh, dass wieder Fasnet ist.“ Dies gelte für alle rund 1400 Mitglieder der Narrenzunft AHA, so der erste Vorsitzende Frank Gann: „Wir freuen uns riesig auf den Umzug.“ Die Stimmung sei gigantisch, ergänzt der zweite Vorsitzende Simon Pfau.

Dem steht die Lust der Besucher auf eine der wichtigsten Fasnets-Traditionen im Kreis Böblingen in nichts nach: Laut Schätzung lockte die letzte Auflage im Jahr 2020 rund 30 000 Gäste nach Weil der Stadt – diese Zahl dürfte der diesjährige Umzug mindestens erreicht haben.

Hexen, Teufel, Guggenmusik

Von 14 bis 16 Uhr ziehen 64 Gruppen durch die Innenstadt von Weil der Stadt – vom Start in der Herrenberger Straße, am Marktplatz vorbei in die Stuttgarter Straße, und über Paul-Reusch- und Grabenstraße wieder zurück. Wie es sich für schwäbisch-alemannische Fasnet gehört, dominieren Hexen, Teufel und Guggenmusik-Kapellen das Bild, doch die Vielfalt reicht weit darüber hinaus: Ob „Krautkepf“ aus Neuhausen, die tropfend nasses Sauerkraut verteilen, Weiler Schlehengeister mit Schlehen-Schnaps im Gepäck oder der Radfahrerverein Merklingen, der ein Hochrad an den Start bringt – die Kreativität der Gruppen und Zünfte begeistert die Zuschauer.

Extra Applaus ernten die vielen niedlichen Auftritte mit Fasnets-Nachwuchs in putzigen Kostümen, von Weiler Bären über Weiler Störche bis zu den Merklinger Löwen.

Anders als im Kölner Karneval, kommen die über 20 Wagen, an denen rund 70 Wagenbauer der Narrenzunft AHA unzählige Stunden gewerkelt haben, meist ohne explizite politische Botschaft aus. Stattdessen dominiert ungezwungene Gaudi das Bild: Ironische Erotik des „Moulin Rouge“, Après-Ski-Atmosphäre samt passender Mucke bei „Achtung Schneefall“, der spaßige Grusel der „Addams Family“ oder der magische Spaß von „Harry Potter“. Themen und Kostüme, die in aktuellen politischen Debatten als problematisch eingestuft werden könnten, gibt es nur wenige – darunter die Darstellung orientalischer Exotik beim Wagen „Kaiserreich Japan“ oder die Darstellung eines Scheichs beim Wagen „One Love“.

Deutlich politischer geht es beim Zunftmeisterempfang zu: Von „der ganzen Genderei, und wer wann lässt die Leos frei“, reimt der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz: „Was die Ampel Tag und Nacht falsch statt richtig macht.“ Es sei „doch immer eine Qual“, so die SPD-Bundestagsabgeordnete Jasmina Hostert: „Die Männer in der Überzahl. Breitbeinig vor sie hingestellt, erklären sie den Frauen die Welt.“

„Die Bundeswehr ist fit zu machen“, so der FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar: „Sonst gibt es bald nichts mehr zu lachen.“ Landrat Roland Bernhard blickt auf Corona-Krise: „Da nahm die Seuche ihren Lauf, ‚Made in China‘ stand da drauf. Obwohl sinnvoll, gab es nicht: die gesetzliche Impfpflicht.“

Weitere Gäste beim Zunftmeisterempfang sind die CDU-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin Sabine Kurtz, der FDP-Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Tobias Brenner, Bürgermeister Christian Walter und der Erste Beigeordnete Jürgen Katz.

Die Landesehrennadel verliehen bekam Michael Borger für sein vielfältiges ehrenamtlichen Engagement, unter anderem als Gemeinderat und in der Narrenzunft AHA: Seit 1986 im Vorstand, von 2001 bis 2008 Zunftmeister und von 2008 bis 2021 erster Vorsitzender.r