Menü
Auf den schönsten Wanderwegen von Garmisch über die Alpen bis Südtirol

Alpenjuwelen: Traumpfade von der Zugspitze bis nach Bozen

Von Tim Schweiker

Unten in Garmisch, an der Talstation der Bayerischen Zugspitzbahn, hat es eben noch in Strömen geregnet. Dann führt uns die traditionsreiche Zahnradbahn über Grainau, den Eibsee und durch den 4,5 Kilometer langen Tunnel bis aufs schneebedeckte Zugspitzplatt. Hier, auf 2600 Meter Höhe, lugen schon ein paar Wetterstein-Gipfel aus den Wolken. Auf der letzten Etappe bringt uns die Gletscherbahn auf die Gipfelplattform der Zugspitze auf 2962 Meter und zwischen den Wolken schiebt sich sogar der eine oder andere Sonnenstrahl durch. Deutschlands höchster Gipfel mit seinem markanten goldenen Kreuz ist immerhin klar zu sehen.

„Wartet mal ab, wir werden es heute noch richtig schön haben“, sagt Georg Pawlata. Der Mann muss es wissen, er kennt als gebürtiger Innsbrucker, Jahrgang 1973, die Alpen von Kindesbeinen an. Als Geograph und professioneller Wegeplaner hat Georg Pawlata mit der Alpenüberquerung von Gmund am Tegernsee bis ins Südtiroler Sterzing einen einwöchigen Alpencross für Normalwanderer entwickelt.

Pawlatas jüngstes Kind sind die „Alpenjuwelen“, an denen er seit 2014 gearbeitet hat und die es seit 2019 offiziell gibt. Ebenfalls innerhalb von einer Woche geht es bei dieser Tour von der Zugspitze über die Stubaier Alpen nach Südtirol. Ziel der Wanderreise ist die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Der Clou: Es geht nicht nur acht Tage lang über traumhaft schöne, aber für jeden geübten Wanderer gut zu bewältigende Wege von Bayern bis nach Italien, sondern mit exklusiven Transfers täglich zum Ausgangspunkt der jeweiligen Etappe. „So vermiedet man sehr anstrengende oder uninteressante Passagen“, sagt Georg Pawlata.

Unterdessen sind wir schon eingestiegen in die Tiroler Zugspitzbahn, die uns in wenigen Minuten hinunter nach Obermoos bringt. Eigentlich beginnt die erste Etappe weiter oben an der Zahnradbahn-Haltestelle Riffelriss, wir müssen aus Zeitgründen etwas abkürzen. Das tut unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch, denn an der Talstation erwartet uns tatsächlich blauer Himmel. Und dann dieser Weg: Zuerst durch einen dichten Mischwald, später über saftige, in aller Vielfalt blühenden Wiesen führt uns die Etappe sanft hinunter ins Ehrwalder Becken. Die perfekte Etappe zum Warmwerden. In Ehrwald erwartet man uns schon im Sporthotel Schönruh: Wetterstein-Blick, gemütliche Zimmer und gute Tiroler Küche: So lassen wir uns das gefallen.

Am nächsten Tag nehmen wir eine der wohl schönsten Etappen der Alpenjuwelen genauer unter die Lupe. Mit dem Kleinbus geht es deshalb zunächst über Fernpass und Brenner – das schönere Timmelsjoch ist nach dem langen Winter noch gesperrt - nach Südtirol. Über die ´Serpentinen des Jaufenpasses führt uns die Fahrt ins Passeiertal - und in eine andere Welt. Ausgangspunkt unserer Etappe ist das Örtchen Kuens, hoch über dem Meraner Becken gelegen. Weinberge, Obstgärten, Feigen, Palmen: Deutlicher könnte sich der Unterschied zwischen Nord- und Südtirol kaum zeigen.

Knödel und Geschichte

Ein paar Höhenmeter steigen wir hinauf zum Kuenser Waalweg. Und schon sind wir mittendrin in der Geschichte Südtirols. „Das mediterrane Klima nützt ja nichts ohne Wasser. Und Wasser ist kostbar. Deshalb haben sich die Menschen hier schon vor Jahrhunderten überlegt, wie sie die trockenen Südhänge bewässern könnten“, erzählt Georg Pawlata.

Woher genau da Wort „Waal“ stammt, ist nicht sicher. Klar ist aber: Mit diesen ausgeklügelten Bewässerungskanälen sorgten die Bauern schon vor mehr als 600 Jahren dafür, dass hier Wein und Obst wachsen konnten. Um die Waale zu erschließen und zu warten, verlief parallel zu ihnen stets ein Pfad. Das ist heute unser Glück: Kilometerlang gehen wir immer direkt am Wasser auf halber Höhe, genießen traumhafte Blicke auf Schloss Tirol, Meran und Orte wie Algund, Lana, Schenna oder Marling, die Südtirol-Fans mit der Zunge schnalzen lassen.

Nach einer knödelgesättigten Mittagspause auf der Terrasse des Gasthofs Tiroler Kreuz bei Dorf Tirol geht es mitten durch die Weinberge weiter über den nicht minder schönen Algunder Waalweg. Unser Ziel ist heute Partschins am Fuß der mächtigen Dreitausender der Texelgruppe.

Wer genug Zeit mitbringt, hat noch Muße für einen Abstecher beim „Leiter am Waal“. Was für ein schönes Plätzchen für ein Glas Wein mit Blick ins Meraner Land! Im Partschinser Ortsteil Töll erwartet uns im Hotel Botango nicht nur eine pfiffigen Safari-Lounge-Atmosphäre, sondern auch exzellente Südtiroler Küche. Nach einem schönen, aber anstrengenden Wandertag derart verwöhnt zu werden – auch das ist Teil der Alpenjuwelen.

Tags darauf wartet am Startpunkt in Mölten wieder eine ganz andere Landschaft: Wir steigen durch den Wald und über Almwiesen hinauf auf den breiten Rücken des Salten. Die Lärchenwiesen des Salten sind eine uralte Kulturlandschaft mit ganz eigener Atmosphäre: Friedlich grasen hier im Schatten der hellgrünen Lärchen Kühe, Esel und nicht zuletzt die Haflinger. Die berühmte Pferderasse stammt schließlich aus dem nur wenige Kilometer entfernten Ort Hafling. Weithin sichtbar ist die romanische Höhenkirche St. Jakob auf Langfenn. Im Gasthaus, auf dessen Grund die Kirche steht, lohnt sich unbedingt eine Rast. Das feine Knödeltris sollte man sich hier nicht entgehen lassen.

Und plötzlich sind sie da: Aus der anfangs dichten Wolkendecke schälen sich die ersten Dolomitengipfel. Schlern, Rosengarten, Latemar, weiter im Süden geht der Blick bis in die Brenta. Gemütlich schlendern wir weiter in Richtung unseres Zielorts. Und der hat es noch einmal in sich: Jenesien liegt wie auf einer Terrasse oberhalb von Bozen. Die traumhafte Dolomiten-Kulisse macht sich das gemütliche Hotel Tschögglbergerhof geschickt zunutze: Der Infinity-Pool auf dem Dach des modernen Anbaus „Saltus“ sucht seinesgleichen. Wer am Vorabend das Vergnügen einer Weinprobe mit Hotelchefn Hedi Gamper hatte, der weiß danach nicht nur sehr viel mehr über Südtiroler Wein, sondern auch ein kühles Bad am Morgen danach zu schätzen.

Wandern, Natur, Genuss

Wandern, Natur und Genuss – dieser Dreiklang hat uns in den letzten Tagen bis nach Bozen begleitet. Dort hinunter kommen wir zwar, weil die Seilbahn derzeit neu gebaut wird, ganz profan mit dem Bus, der Freude über den Cappuccino auf dem sonnigen Walther-Platz im Herzen der Landeshauptstadt tut das freilich keinen Abbruch. Ein paar obligatorische Speck-, Schüttelbrot und Pasta-Einkäufe später sind wir wieder auf dem Weg nach Garmisch und müssen die vielen Eindrücke der letzten Tage erst einmal sacken lassen.

Fazit: Die Alpenjuwelen versprechen nicht zu viel, ganz im Gegenteil: Schöner und entspannter als auf dieser Tour lassen sich Vielfalt und Faszination der Alpen kaum entdecken.

Weitere Informationen zu den einzelnen Etappen und zum Ablauf sowie zur Buchung unter www.alpenjuwelen.com