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Besucheransturm bei Badezentrum-Info

Im kleinen Saal der Stadthalle blieb kein Platz frei

Von Bernd Heiden
Volles Haus: Das Badezentrum liegt den Sindelfingern am Herzen. das wird im kleinen Saal der Stadthalle deutlich. Bild: Heiden

Volles Haus: Das Badezentrum liegt den Sindelfingern am Herzen. das wird im kleinen Saal der Stadthalle deutlich. Bild: Heiden

Bild: Heiden

Sindelfingen. Die Zukunft des Badezentrums schlägt Wellen. Das zeigt sich bei der Info-Veranstaltung der Verwaltung. Der Publikumsansturm auf den kleinen Saal der Stadthalle ist gewaltig. Dabei führen in der ersten Stunde O B Dr. Bernd Vöhringer, Erster Bürgermeister Christian Gangl und Gesamtprojektleiter Clemens Knoch in Historie, Stand und näherer Zukunft ein: Es gibt keinen Baubeschluss zu dem derzeit auf 100 Millionen Euro taxierten Familienbad-Projekt.

Dabei soll das Hallenbad saniert und mit zusätzlichen, neu zu bauenden Komponenten attraktiver gemacht werden. Nach dem Gemeinderatsbeschluss von Ende Dezember werden derzeit die Planungen für die Variante mit Sanierung des bestehenden Hallenbades (Sportbad), eines Familienbades mit Wellenbad, Außenbecken und Turm mit vier Rutschen und einer Saunawelt weitergeführt.

Die Fachplaner haben den Auftrag, Kostenreduktionen auszuloten und über Kostenberechnungen die Zahlen zuverlässiger zu machen. Am Ende wird ein Bürgerentscheid vorbereitet – ganz grob vereinfacht ist dies der Info-Block zur Veranstaltungsouvertüre. Tatsächlich geht schon diese Einführung auf Zusammenhänge ein, die sich beim Erstkontakt kaum nachvollziehen lassen. So tangiert gleich in der Fragerunde die erste Wortmeldung ein Thema, das in den nächsten knapp zwei Stunden immer wieder aufploppen wird: Kostenberechnung.

Fragen, bitte

So fragt Karl Peter Krenkler etwas spezieller, ob die Kapitalkosten berücksichtigt sind für die 100-Millionen-Variante. Hintergrund der Frage: Wird die Miminmalvariante verfolgt mit lediglich Sanierung des bestehenden Hallenbades („Sportbad“), werden dafür Investitionskosten von 31,5 Millionen fällig. Für Familienbad-Variante würden knapp 100-Millionen Investitionskosten anfallen. Macht eine Differenz von knapp 70 Millionen Investitionskosten zwischen Minimallösung Sanierung Bestand und Familienbad. Die Frage ist also: Sind diese über 60 Millionen und damit die Kapitalkosten in den Berechnungen berücksichtigt?

Ja, so Christian Gangl: Bei knapp 100 Millionen Investitionskosten käme auf den städtischen Haushalt eine jährliche Belastung von 6 Millionen für Kapitalkosten zu. Das errechnet sich so: Bei einem Eigenkapitalanteil von 35 Millionen – soviel sind bereits in einem Sondervermögen zurückgelegt – müsste die Stadt knapp 65 Millionen aufnehmen, bei einem angenommenen Zins von 4,5 Prozent werden dafür 2,9 Millionen jährlich fällig. Dazu kommt die in der kommunalen Haushaltsrechnung seit 2012 verpflichtende „AfA“: Kürzel für „Absetzung für Abnutzung“, umganssprachlich „Abschreibung“.

Diese AfA beliefe sich auf 3,1 Millionen. Macht mit Zinsbedienung 6 Millionen für Kapitalaufwand für die Familienbad-Variante. Dennoch wäre die jährliche Belastung des städtischen Haushalts, das heißt nötige Bezuschussung des Badbetriebs alles in allem bei 5,7 Millionen. Denn, so die Rechnungen, mit der Variante Familienbad wird das Bad attraktiver und zieht mehr Besucher an. Insbesondere die neue Sauna spült Geld in die Kasse. Bei 615 000 Badegästen pro Jahr würde das Familienbad damit sogar ein Plus von 0,3 Millionen im laufenden Betrieb einbringen, so Gangl. Das im Ergebnis auf 5,7 Millionen sich summierende Minus für das Familienbad pro Jahr entstehe nur durch die Kapitalkosten.

Allerdings sind diese errechneten Kosten von 5,7 Millionen pro Jahr genau so hoch, wenn man die Minimallösung mit bloßer Sportbadsanierung umsetzt. Denn wegen deutlich weniger Besuchern eines bloßen Sportbades errechnet sich ein jährliches Defizit von 4,6 Millionen aus dem laufenden Betrieb plus „AfA“ von 1,1 Millionen. Bei der Minimallösung Sportbad entfielen nur die Kosten für Zinszahlung.

Mathematik

Clemens Knoch verdeutlicht, dass bei Finanzierung Variante Familienbad komplett aus Eigenkapital und damit entfallenden Zinszahlungen sich sogar der jährliche Zuschussbedarf auf 2,8 Millionen reduzieren würde. Ein Mathematiker im Publikum, Ulrich Völter, trägt später eine Rechnung vor, die die Berechnungen der Verwaltung anzweifeln und zu keinem Unentschieden im Zuschuss-Ergebnis zwischen Variante bloße Sanierung und Familienbad ergeben.

Der OB gesteht, dass er nicht alle Rechnungen von Ulrich Völter habe mitschreiben können und bittet ihn darum, seine Zahlen an die Verwaltung zu geben. Man werde die prüfen und könne das Ergebnis bei einer nächsten Bürgerinfo vorstellen. Die von der Verwaltung vorgelegten Zahlen seien sehr genau berechnet, ergänzt Christian Gangl. Sie seien nicht geschönt, sondern eher konservativ gerechnet. „Wir geben keine Zahlen raus, die nicht fundiert geprüft und bearbeitet wurden“, bekräftigt Clemens Knoch.

Die Berechnungen habe das auch auf Bäder spezialisierte Beratungsunternehmen con.pro von Dr. Klaus Batz vorgenommen. Die Kosten sind nur ein Thema an diesem Abend bei einem immens großen Fragepspektrum. So wird häufig auch nach Eintrittspreisen gefragt. Oder auch, wie von VfL-Tauchsportabteilungsleiterin Julia Rasic, nach Trainingsmöglichkeiten während der Sanierung. Denkbar wäre unter anderem, so Projektleiter Knoch, eine Sanierung über zwei Sommer: „Dass es aber zu 100 Prozent ohne Einschränkung abläuft können wir nicht garantieren.“

Eintrittspreise

Auch künftige Eintrittspreise werden präsentiert: Sportbad Erwachsene 6, ermäßigt 4,50 Euro und kostenlos für unter 6-Jährige; Familienbad bei 3 Stunden Nutzungsdauer für Erwachsene 14, ermäßigt 11, Familien 39 Euro und unter 6-Jährige kostenlos. Bei 4 Stunden Aufenthalt 27 und ermäßigt 23 Euro für die Sauna.