

Böblingen. Für die einen könnte die Job-Börse mit Arbeitsplätzen für das US-Militär lohnenswert sein. Andere interessieren sich eher für die Feuerwehr-Flotte, in der das Löschfahrzeug mehr als doppelt so viel Wasser aus den Rohren pumpt wie bei den deutschen Kollegen. Einen supermodernen „JLT“ sieht man auch nicht alle Tage. Solch ein „Joint Light Tactical Vehicle“ sucht man bei der Bundeswehr vergebens. Die Arbeit der amerikanischen Militärpolizei wäre noch ein Grund, am 1. Mai vorbeizuschauen.
Vielleicht ist aber auch einfach nur ein Bier in der Kellerbar unter dem imposanten Ballsaal Anlass genug. Das alles gibt es am Maifeiertag. Ohne Eingangskontrollen und Zutrittsbeschränkungen ist es für den einen oder anderen vielleicht das größte Hindernis, dass Parkplätze in der Waldburgstraße eher rar sind. Da lässt sich der Besuch in der Feuerwache der US-Army wahrscheinlich am besten in eine Maiwanderung einbinden.
Als Testlauf für die große Party am 4. Juli, bei der die Garnison zum ersten Mal nach den Anschlägen am 11. September 2001 Teile der Panzerkaserne zum großen, deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest öffnet, sollte man den 1. Mai nicht verstehen. Es wird „keine fancy Party“ geben, sagt der Pressesprecher John Campbell, Wesentlich mehr als die deutsche und die US-Flagge, die nebeneinander wehen, soll es als Schmuckwerk nicht geben. Es geht viel mehr darum, dass alte Nachbarn sich wieder näher kommen. Ganz locker und leger beim Smalltalk und mit reichlich Hintergrund.
Letztes Jahr hatten die Soldaten schon einmal einen Testballon steigen lassen und luden zum kleinen Volksfest in Dirndl und Lederhose ein. Es schauten nicht allzu viele Gäste vorbei. „Aber diejenigen, die da waren, sagten, wir sollten so etwas öfter machen“, sagt John Campbell. Beim Garnisonskommandanten Matthew T. Ziglar stieß das auf offene Ohren, zumal er keinen Hehl daraus macht, dass er zwar Mitte Juni für drei Jahre nach Kentucky abkommandiert wird, aber nach Eintritt in den Ruhestand zurück kommen und im Ländle leben möchte.
Dabei ist der transatlantische Freundschaftskurs keineswegs eine Einmann-Show des Hausherren, sondern gehört quer durch die Standorte in der Republik zur Trendwende. Allerdings sei auch abzuwarten, inwiefern das Angebot der offenen Türe angenommen wird. Auch das wird sich darauf auswirken, wie offen sich Matthew T. Ziglars Nachfolger Kirk Alexander künftig zeigt.
Die Besucher am 1. Mai bekommen jedenfalls Einblicke, wie sie lange keiner hatte. Dafür haben die Soldaten beispielsweise „The Keller“ mit Putz und Farbe und Schreinerarbeiten wieder zur einladenden Kellerbar samt Stammtisch-Ecke belebt. Es gibt geschichtliche Hintergründe zum Wandel des ehemaligen Offiziersheims der deutschen Wehrmacht, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erst in französische Hände fiel und dann von den US-Amerikanern übernommen wurde. Diese bauten es zum betriebseigenen Hotel um, heute ist hier die Militär-Feuerwehr stationiert.
Diese rückt ein bis zweimal pro Tag aus. Oft auch wegen Fehlalarmen und immer zur Erstversorgung bei medizinischen Notfällen, dann aber mit deutlich weniger Besatzung als ein deutscher Löschzug. Dass erst am Montag 10 deutsche Feuerwehrleute die US-Ausbildung in Ansbach erfolgreich abgeschlossen haben und jetzt von der Waldbugstraße aus ausrücken, passt ebenfalls zum Brückenschlag. Denn am 1. Mai geht es auch darum, die Jobbörse zu öffnen. Nicht nur bei der Feuerwehr, auch in den Büros der Kaserne sind noch Plätz für deutsche Zivilangestellte frei.
Es gibt Antworten auf viele Fragen, zum Beispiel Einblicke in die Arbeit der Military Police, die in und außerhalb der Kaserne danach schaut, dass alles in geregelten Bahnen läuft – selbst wenn es um die reine Verkehrsüberwachung geht und darum, dass Militärfahrzeuge möglichst keinen bleibenden Schaden hinterlassen. Mit dem JLT steht der Nachfolger der Humvee im Hof. Ein gepanzertes Auto gespickt mit Hightech, das per Knopfdruck Luft aus den Reifen und Federwege verschwinden lässt, um die 120 Stundenkilometer bringt, unterschiedliche Waffen trägt und in Steil- und Seitenhängen so gut austariert, dass sogar der Becherhalter Sinn macht. Allerdings: Der JLT ist unheimlich laut.
Dafür haben die deutschen Schäferhunde und die belgischen Malinois unheimlich feine Spürnasen. Sollten sie in knapp zwei Wochen keinen Einsatz haben um Drogen oder Sprengsätze zu erschnüffeln, dann kommen auch die Militärhunde am 1. Mai auf einen Sprung vorbei.
Der Tag der offenen Feuerwache in der Waldburgstraße 104 in Böblingen läuft am 1. Mai von 11 bis 17 Uhr. Zur Garrison Stuttgart gehören die Kelley Barracks, Robinson Barracks und Patch Barracks, die Airbase am Flughafen und die Panzerkaserne. Insgesamt arbeiten und leben an den Standorten 28.000 Militärangehörige und Zivilisten. In Böblingen sind es 3000 Menschen.