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Fußball: Die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund gewinnt gegen eine Gäu-Auswahl mit 10:5

David Odonkor läuft allen davon

Es war angerichtet. Kaiserwetter, illustres Rahmenprogramm und eine Gästemannschaft, die mit Nationalspielern, Deutschen Meistern und Torschützenkönigen aufwartete. Die vom verdienten Trainer Robert Piller angeführten Gäu-Legenden um Organisator Dirk Graf, Jochen Novodomsky und Eberhard Carl schlugen sich tapfer, unterlagen nach munterem Hin und Her aber mit 5:10.
Von unserem Mitarbeiter Arne Bauer
Andi Paulus (links) versucht, den flinken Ex-Nationalspieler David Odonkor zu stoppen. Der Auftritt der Dortmunder Traditionself in Oberjesingen war ein Fußballfest.  Bild: Tatjana Vecsey

Andi Paulus (links) versucht, den flinken Ex-Nationalspieler David Odonkor zu stoppen. Der Auftritt der Dortmunder Traditionself in Oberjesingen war ein Fußballfest. Bild: Tatjana Vecsey

Ein beherzter Antritt auf dem rechten Flügel, scharfe Hereingabe, Tor. Dieses Bild bot sich den rund 750 Zuschauern, die dem Spektakel auf dem Oberjesinger Sportgelände beiwohnten, häufiger. Unvergesslich, wie David Odonkor bei der WM 2006 gegen Polen antrat, den Ball in der Nachspielzeit auf Oliver Neuville legte, der zum erlösenden 1:0 einnetzte. Ein Moment, den er bis heute zu seinen liebsten Erinnerungen zählt, meinte Odonkor: „Ich kann die Sprints noch, auch wenn ich heute schneller müde werde.“ Statt Dortmund war es diesmal Oberjesingen, statt Neuville stand in der Mitte der 1990er-Weltmeister Frank Mill, dessen Torinstinkt offenbar auch mit 60 Jahren nicht nachgelassen hat.

Bei bestem Wetter zog die BVB-Elf binnen 20 Minuten auf 4:0 davon. Beim 1:0 ließ Martin Driller eine gefühlvolle Flanke von Abwehrmann Tim Gutberlet über den Kopf streichen (11.) und überwand Keeper Marcus Ruß. Odonkor bestrafte beim 2:0 einen fatalen Fehler im Spielaufbau von Novodomsky, der kurz darauf schmunzelnd auf der Ersatzbank Platz nahm (11.). Driller, der über den linken Flügel immer wieder Meter machte, bediente beim 3:0 Mill. Das 4:0 erzielte Driller, der seine erfolgreichste Zeit als Bundesligist am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli hatte, selbst. „Nicht so weit auseinander, kompakter“, forderte Piller am Seitenrand, dessen Mannschaft den Gegner in der Anfangsphase überaus freundlich zum Toreschießen einlud.

Horntrich trifft gegen Kiel

Doch dann tauchte Lokalmatador Oliver Horntrich plötzlich vor dem BVB-Tor auf und ließ die SVO-Anhänger jubeln, als er eine Flanke von Andreas Paulus verwertete und den machtlosen BVB-Kepper Jörg Kiel umkurvte (19.). Die Antwort kam prompt vom Duo Odonkor und Mill, die mit zwei Treffern nach dem bekannten Schema auf 6:1 für die BVB-Oldies erhöhten. Aufseiten der Gäukicker trieb Eberhard Carl sein Team energisch an. Auch wenn das Tempo mit den Jahren nachlässt, an technischer Raffinesse und Ehrgeiz mangelte es keinem der insgesamt 32 eingesetzten Spieler.

Während die Partie Mitte der zweiten Hälfte für kurze Zeit vor sich hin plätscherte, wartete Kommentator Volker Siegle mit interessanten Gesprächspartnern und amüsanten Hintergrundinfos auf. Als Eberhard Carl einen Freistoß an den linken Pfosten setzte, erinnerte Siegle die Zuschauer an dessen Freistoßtor für den Karlsruher SC zum Ausgleich gegen den FC Bayern München. Auf dem satten Grün spielte Odonkor weiterhin Katz und Maus mit den SVO-Verteidigern und umkurvte den gegnerischen Keeper, als er zum 7:1 einschob (48.). Das Team SV Oberjesingen & Friends wehrte sich nach Kräften, allen voran der Mönchberger Charly Mayer warf sich in jeden Schuss und wurde nach der Partie von Piller spontan zum Mann des Spiels ernannt.

Reiner Scharinger war kurzfristig ins BVB-Aufgebot nachgerückt und erhöhte mit einem strammen Schuss auf 8:1 (52.). Lars Müller und Driller per Kopf machten die zehn Treffer für die Gäste voll, auf der Gegenseite erzwang der Deckenpfronner Andreas Paulus ein Eigentor und erzielte selbst einen Treffer. Marcel Kohl und Oli Horntrich verkürzten auf 5:10 für die Hausherren.

Auch wenn hier und da der sportliche Ehrgeiz durchblitzte, das Ergebnis spiele keine Rolle, betonte Mill nach Abpfiff: „Natürlich will man gewinnen, aber hauptsächlich soll es allen Spaß machen.““

David Odonkor stellte sich nach Abpfiff den zahlreichen Autogrammjägern und versprach, die ersten zwei Kaltgetränke noch mitzumachen. Dann müsse er jedoch auf die Autobahn, um die 550 Kilometer zu absolvieren und morgen beim Spiel seines Fünftligisten fit zu sein, den er trainiert.