Der Lockdown ist auch Chance
Stuttgart - 2021 war ein erfolgreiches Jahr für den deutschen Maschinenbau. Nur wegen der massiven Lieferengpässe hat es statt des angestrebten Produktionsplus von zehn Prozent nur für gut sieben Prozent gereicht. Das ist in einem Umfeld von Fachkräfte- und Halbleitermangel ein hervorragender Wert. Und mit viel Zuversicht ist die Branche denn auch ins neue Jahr gestartet.
Doch seitdem häufen sich die Unsicherheiten. Der Ukraine-Krieg, die Corona-Lockdowns in Teilen Chinas, zunehmende Engpässe und Preissteigerungen bei Rohstoffen und Transportkapazitäten – all dies beutelt die Vorzeigebranche. Und dann ist da auch noch Autarkiestreben in China, einem der ganz wichtigen Auslandsmärkte. Die Volksrepublik fordert in ihrem aktuellen Fünfjahresplan von ausländischen Firmen nicht nur Produktion vor Ort ein, sondern auch Forschung und Entwicklung. Wie soll ein Maschinenbauer, der im Schnitt zwischen 180 und 200 Mitarbeiter beschäftigt, dies leisten?
Die Chinesen sind meist schon da
Doch es ist für hiesige Maschinenbauer beileibe nicht damit getan, China einfach den Rücken zu kehren und sich neuen, anderen Märkten zuzuwenden. Bedarf an neuen Maschinen gibt es vielleicht schon – nicht nur in Europa und den USA, sondern auch in anderen südostasiatischen Ländern. Doch die Gefahr ist groß, auch dort Chinesen anzutreffen. Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren ihre Stellung auf dem Weltmarkt schließlich deutlich ausgebaut – auch mit Hilfe deutscher Technologie.
Dennoch, es gibt Chancen. Technologische Kompetenz gehört dazu – wie etwa die Energiewende oder die digitale Vernetzung in der Produktion. Und vielleicht hilft ja auch der aktuelle Lockdown in China hiesigen Firmen. Als hierzulande coronabedingt die Fabriken stillstanden, sprangen schließlich auch chinesische Firmen ein. Warum also nicht den Spieß umdrehen? Das funktioniert aber nur bei denjenigen, die zuvor vorgesorgt und die eigene Lieferfähigkeit sichergestellt haben.