

Geboren und aufgewachsen in Urach – damals noch ohne „Bad“ – kam er nämlich nach einem Jahr Kriegsdienst mit einer langwierigen Leberkrankheit zurück, weshalb er noch als verheirateter Mann Diät halten musste.
Martin Knodel (Bild: Lück) studierte an der Fachhochschule in Stuttgart und beendete die Ausbildung als diplomierter Bau-Ingenieur. Er arbeitete in Reutlingen und Murrhardt, bevor er nach Sindelfingen wechselte. „Das war ein Glücksfall. Sindelfingen war damals reich und hatte viele Bauaufgaben“, sagt er fröhlich.
Als stellvertretender Amtsleiter im Hochbauamt leitete er die Sanierung mehrerer Altstadthäuser, zuerst das „Haus der Familie“. „Dass der Gemeinderat dafür Geld bewilligte, hat den Umschwung gebracht, dass man die alten Häuser nicht abreißt, sondern wieder herstellt“, erinnert er sich. Es folgte die alte Realschule, bei der er mit zwei Architekten zusammenarbeitete. „Die Arbeit war sehr befriedigend“, schaut der Jubilar zurück. Da Fachwerk ein Zeichen für Ärmlichkeit war, hatte man die Häuser alle verputzt, was auch der Feuersicherung diente. Doch der Vorteil der Holzkonstruktion besteht darin, dass sie biegsam ist und auch bei Erdbeben nicht einfällt. Knodel fand Maurer und Zimmerleute, die Spaß an den handwerklich herausfordernden Aufgaben hatten.
Kein Wunder, dass er auch für sich und seine Frau 1981 ein 1479 gebautes Haus kaufte und nach allen Regeln der Kunst umbaute. In den Gewölbekellern lagern allerdings keine Wein- und Mostfässer mehr. „Damals hat man verdünnten Most getrunken, weil das Wasser verschmutzt war“, weiß er vom früheren Stadtarchivar Eugen Schempp, der das Heimatmuseum aufbaute. Der städtische Bauleiter hatte dann auch die Grundschulen auf dem Goldberg und im Königsknoll zu errichten.
1990 ging Martin Knodel in den Ruhestand und reiste mit seiner Frau Doris um die halbe Welt. „Wir sind aber auch viel gewandert“, wirft sie ein. Lesen – zum Beispiel die tägliche Zeitung – und Fotografieren schlagen sich in interessanten Alben nieder, in denen der Wandel der Sindelfinger Altstadt dokumentiert ist.
Martin Knodel plante und baute mit 70 Jahren noch das Nachbargebäude, das nicht mehr zu retten war, so, dass es sich von außen dem Stil der Häuserzeile anpasst. „Da wohnt unsere Nichte, mit der wir uns von Fenster zu Fenster unterhalten können“, erzählt Doris Knodel. „Ihre Enkelkinder halten auch uns jung.“ Doris und Martin Knodel haben auch zu den anderen Nachbarn guten Kontakt und fühlen sich in der Altstadt sehr wohl.