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Heim-statt Tschernobyl

Helfer für Friedenscamp in Holzgerlingen gesucht

Der Verein „Heim statt Tschernobyl“ sucht für das Sommerfriedenscamp im Waldkindergarten ehrenamtliche Helfer.
Von Annette Nüßle

Holzgerlingen. Edeltraud und Christof Schill engagieren sich seit 1992 für den bundesweiten Verein „Heim-statt Tschernobyl“. Begonnen hat es mit dem Bau von Häusern für Menschen, die in der verstrahlten Umgebung von Tschernobyl wohnten. Sie wurden ins weißrussische Drusnaja und Lepel umgesiedelt und mussten dort neu beginnen. Der Verein hat jedes Jahr bei internationalen Workcamps mit Umsiedlerfamilien zusammengearbeitet. Vieles hat sich mittlerweile verändert.

Im August 2022 besuchten sie „ihre“ Dörfer Drushnaja und Lepel. Doch zurzeit rät das Auswärtige Amt von Besuchen ab und deshalb übernimmt keine Versicherung die Verantwortung, wenn den Gästen etwas passieren sollte. 59 Wohnhäuser hat der Verein zusammen mit der „Belarus IGG V ÖkoBau“ bis 2016 erstellt und eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung samt Gästehaus mitten in Lepel aufgebaut.

Menschen mit Behinderung

Sozialarbeiter kamen nach Holzgerlingen und machten Praktika bei der GWW. Dank des Engagements des Landrats in Belarus arbeiten jetzt in einer Behinderteneinrichtung Menschen für eine Firma, die nun Stecker zusammenbauen. Außerdem nähen sie Bettwäsche fürs Kreiskrankenhaus und fertigen Souvenirs für Touristen.

Die Gärtnerei, in der Thuja-Bäume, Gemüse und Petunien gezogen und auf dem Markt verkauft werden, erfreut sich großer Beliebtheit, genauso wie die kleine Bäckerei und das angeschlossene Café. „Die Projekte sind richtige Vorzeigeprojekte und werden auch von Belarussen besucht, um dort zu lernen, wie man eine solche Einrichtung umsetzt“, weiß Christof Schill zu berichten.

Die Zuständigen überzeuen

Manche Neuerungen müssen erst die staatlich Zuständigen überzeugen, wie die Schilfkläranlage in Drushnaja. „Da lief das Wasser der 31 Häuser zuerst in einen Schacht und dann in den Wald. Ein deutscher Fachmann baute die Absatzbecken mit Schilf- und Sandschichten. Jetzt zeigt sie sich als Beispiel und Motivation für weitere Anlagen. So große Projekte finanzierte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ein Teil das Auswärtige Amt lange Jahre mit.

Frieden durch Arbeit und Begegnung

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat auch hier vieles verändert, und es gibt neben fehlenden Besuchsmöglichkeiten auch kein Geld mehr. Vieles wurde in Workcamps in Belarus gemeinsam mit Deutschen, Belarussen und den umgesiedelten Menschen bewältigt. „Es war schon immer Friedensarbeit durch Arbeit und Begegnung“, sagt Edeltraud Schill. „Denn zu Beginn wurden die Neuankömmlinge kritisch beäugt, wurden sie doch unterstützt und wohnten dank des Baus von Häusern deutlich besser als die ursprünglichen Bewohner der Dörfer.“

Jetzt ist das alles nicht möglich und dennoch möchte der Verein und allen voran Christof und Edeltraud die Verbindung nicht abreißen lassen. Bereits zum zweiten Mal wird das Workcamp nach Holzgerlingen verlegt. In Zusammenarbeit mit dem Waldkindergarten wird dort gearbeitet, manches neu gestaltet oder renoviert. Neben den jungen Erwachsenen aus Belarus packen Ehrenamtliche mit an. Aufgerufen sind dazu Bürger aus Holzgerlingen, aber auch wer weiter weg wohnt, kann sich gerne beteiligen. „Was uns besonders freut, ist die Tatsache, dass auch ukrainische Bürger mit dabei sind“, sagt Christof Schill. Letztes Jahr wurden die Außenanlagen gestaltet und auch ein Holzpfad saniert. Gemeinsam mit dem Förster wurde ein Steg über einen Teich gebaut und noch vieles mehr.

Ausflüge zum Kennenlernen

Neben dem Arbeiten stehen auch Ausflüge zum Kennenlernen mit auf dem Programm. „Wir wollen, dass beim Arbeiten eine Gemeinschaft über Grenzen hinweg entsteht“, sagt Edeltraud Schill. Alle Gäste aus Belarus sind in Ehningen im DJO-Heim untergebracht und wer von weiter weg kommt, kann auch gerne dort mit übernachten. Die Begegnungen seien es, die den Stress im Vorfeld und auch während der 14 Tage vergessen lassen.

Info

Für das Workcamp vom 2. bis 16. August in Holzgerlingen werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht. Jeder ab 18 Jahren, der andere Kulturen kennenlernen möchte, offen ist für Begegnungen und mit anpacken möchte, ist willkommen.
Zur Deckung der Kosten müssen die deutschen Teilnehmer 150 Euro bezahlen. Darin enthalten sind die Übernachtung und Verpflegung.
Interessenten können sich an Edeltraud Schill unter kontakt@heimstatt-tschernobyl.org wenden. Weitere Informationen unter www.heimstatt-tschernobyl.org