Menü

Meister unter Wasser: Model aus Sindelfingen und Fotograf aus Kayh

Von Dirk Hamann und Jürgen Wegner

Tauchsport - Kein Deutscher macht bessere Livebilder unter Wasser als Ludwig Migl aus Herrenberg. Und kein Model toppt den Sindelfinger Dieter Grund. Die beiden 59-jährigen Tauchkumpels sind im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Wassern gewaschen, jetzt zusammen Deutsche Meister geworden, dürfen zur Belohnung ganz nah ran an die Haie auf den Bahamas und haben sich für die Weltmeisterschaften der Unterwasserfotografie qualifiziert. Wie sie ihren Sport leben und in Szene setzen, erzählen sie im kostenlosen SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel". Hier ein Auszug.

Erklärt uns bitte mal diesen Wettbewerb.

Ludwig Migl: „Die Kamera Louis Boutan ist einer der ältesten Wettbewerbe und wird seit 1959 im deutschsprachigen Raum ausgetragen. Louis Boutan war ein Pionier der Unterwasserfotografie und Namensgeber. Früher war das ein Einsendewettbewerb. Mit der Digitalisierung wurde aber unheimlich viel manipuliert. Letzten Endes haben Leute Bilder eingereicht, die gar nicht tauchen können. So ist man im Jahr 2000 übergegangen, das als Livewettbewerb auszutragen.“

Was heißt denn live?

Ludwig Migl: „Live ist das, was aus der Kamera raus kommt. Das heißt, ich gehe mit meiner Fotoausrüstung, meinem Model und Tauchuntersuchung zum Wettbewerb. Es gibt einen Trainingstag, den wir aber nie wahrnehmen. Am Tauchplatz wird die Speicherkarte der Kamera formatiert und mit einem fiktiven Zukunftsdatum versehen. So kann man nicht von außen Bilder aufspielen.“

Dieter Grund: „Das wäre dann sozusagen das Doping in der Unterwasserfotografie.“

Ludwig Migl: „Genau. Dann wird die Kamera versiegelt. Die Tauchzeit wird registriert, die Bildnummern kontrolliert. Objektive darf ich nur unter Aufsicht wechseln. Hinterher gibt man 50 Bilder pro Tauchgang ab und sucht anschließend die Bilder aus, die man tatsächlich einreicht. Ich habe also keinen Zugriff auf die Originalbilder, um sie nachzuarbeiten. So gibt es keinerlei Möglichkeit zur Manipulation.“

Gibt es solche Halunken?

Ludwig Migl: „Ja, es geht ja nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um Preise und Meistertitel. Wer will denn nicht Deutscher Meister oder Weltmeister werden?“

So etwas funktioniert nur als eingespieltes Team.

Dieter Grund: „Ludwig taucht seit 40 Jahren, ich seit 35. Wir haben beide unzählige Tauchgänge und Erfahrung. Wir gehen blind ins Wasser und wissen, wo der andere ist. Wir schauen aufeinander. Wobei, vor allem schau ich nach ihm.“

Ludwig Migl: „Das stimmt. Ich schau eigentlich nur nach Dieter, wenn ich ihn als Model brauche.“

Dieter Grund: „Das Wort Model muss man einschränken. Du bist Tauchpartner, Aufpasser, Begleiter, Materialträger und Beleuchter.“

Das heißt, live unter Wasser zu fotografieren, geht nur zu zweit.

Ludwig Migl: „Das Motto ist sowieso tauche nie allein. Es geht nach den Standards des Verbands Deutscher Sporttaucher, ausrüstungstechnisch und mit einem erfahrenen Tauchpartner, der auf einen aufpasst. Es sind fünf Kategorien ausgeschrieben, die man in zwei Wettbewerbstagen erfüllen muss.“

Jetzt seid ihr nicht nur Deutsche Meister, sondern damit auch für die WM qualifiziert.

Ludwig Migl: „Ja, ich war jetzt dreimal bei Weltmeisterschaften. In Spanien, Frankreich und auf Kuba. Dafür, dass wir am Rand des Schwarzwalds leben und kein Wasser, das wir brauchen, direkt vor der Haustüre haben, mit dem vierten Platz, zwei siebten und einem sechsten ganz ordentliche Ergebnisse. Das Ziel bleibt Weltmeister zu werden.“

Sucht ihr lieber nach dem Objekt oder werdet ihr von knallbunten Unterwasserwelten überwältigt?

Ludwig Migl: „Man sucht immer. Es geht ums Suchen, Finden und Beobachten. Ich will den Clownfisch in einer ganz besonderen Pose fotografieren. Maul auf, er putzt sich, er kratzt sich.“

Dieter Grund: „Das ist seine Ambition unter Wasser zu gehen. Meine ist das Schwerelose, das Fliegen, den Zustand im Wasser zu genießen. Nicht hinunter zu fallen, obwohl ich kopfüber stehe.“

Euer Preis ist eine Tauchreise auf die Bahamas inklusive Haibegegnung.

Dieter Grund: „Wenn du anfängst zu tauchen und jemand sagt, wir gehen zu den Haien, dann denkst du ojemine, da will ich vielleicht gar nicht hin. Aber wenn du den ersten gesehen hast, diese Anmut, mit der er um dich schwimmt, dann ist das eines der besten Erlebnisse, die du haben kannst. Und irgendwann merkst du: Die Viecher tun dir ja nichts. Haie sind für Taucher relativ ungefährlich.“

Wenn nicht Haie, was ist denn wirklich gefährlich unter Wasser?

Dieter Grund: „Eine schlechte Ausbildung – das ist gefährlich.“