Reiten: Sportlicher Vierkampf für drei junge Böblingerinnen
Reiten. Celine Dostal, Aliya Akyüz und Romi Schürr schaffen mit Schulpferden des RFV Böblingen den Sprung in den Landeskader der baden-württembergischen Vierkämpfer. In den Reihen des Reit- und Fahrvereins Böblingen ist die Freude über die vor wenigen Tagen vom baden-württembergischen Pferdesportverband zugestellte Post ziemlich groß. Denn aufgrund ihrer zuletzt aufsteigenden Erfolge im Vierkampf, obendrein im Sattel von Böblinger Schulpferden, bekamen die drei Nachwuchstalente Celine Dostal, Aliya Akyüz und Romi Schürr mitgeteilt, dass sie von nun an dem neuen Landeskader angehören.
„Wir können das selbst noch nicht so ganz glauben“, meinte Trainerin und RFV-Betriebsleiterin Lisa Müller, „drei unserer Fördergruppenmitglieder sind auf unseren Schulpferden in den Landeskader berufen worden.“ Seit ihren ersten Turnierstarts, etwa zwei Jahre zurückliegend, werden Celine Dostal, Aliya Akyüz und Romi Schürr von Lisa Müller beinahe täglich unterstützt und trainiert. Erst kürzlich hatten die Müller-Schülerinnen bei einer Vierkampf-DM-Sichtung im badischen Achern auf sich aufmerksam gemacht und die intensiven Wintertrainingsmonate prompt in erste Erfolge umgesetzt. Celine Dostal gewann dabei sogar die Kombi-A-Prüfung, in der E-Prüfung landeten Romi Schürr auf siebter und Aliya Akyüz auf achter Stelle.
Dennoch kam für das Böblinger Trio die Berufung in den Vierkampf-Landeskader eher überraschend. Was ist Vierkampf eigentlich? Hauptsächlich aus Reitsportkreisen entstanden, ist es eine auch abseits der Reitanlagen stattfindende Mehrkampfsportart. Ein Wettkampf, der die Teildisziplinen Springreiten und Dressurreiten enthält, aber eben auch entsprechendes Talent aus der Leichtathletik (je nach Klasse 2000m oder 3000m Geländelauf) und aus dem Schwimmen (50m Freistil) von den Athleten abverlangt. Der ursprüngliche Sinn des Vierkampfes lautet schließlich, sich abseits des täglichen Sattelsitzens zusätzlich sportlich zu betätigen. Zur Geburtsstunde in den 1980er Jahren dieser bis heute leider nur als reiterliche Randsportdisziplin gebliebenen Sportart war ein Hauptinitiator der 2002 verstorbene Nagolder Arzt Wenzel Plaumann vom Reitclub Aischbach Gültstein. Als Landesjugendwart und stellvertretender Bundesjugendwart hatte Plaumann damals die sportliche Gesundheit im Blickpunkt. Neben ihrer reiterlichen Fitness müssen die drei Kaderneulinge des RFV Böblingen also auch schwimm- und laufbegeistert sein. Bundesweit schienen allerdings die Erfolge in den vergangenen Jahren meist in die Vierkampfhochburgen des Reiterverbandes Westfalen zu gehen. Das sollen baden-württembergische Teams zukünftig ein bisschen verändern. Und vielleicht dann auch mit kräftiger Böblinger Unterstützung.
Als Lisa Müller vor wenigen Jahren in den Verein kam, war ihr direkt klar, dass etwas in der Jugendförderung passieren muss. Die Arbeit an der Basis sei heutzutage wichtiger denn je. Sie gründete zunächst eine Dressurfördergruppe für engagierte Jugendliche – dank der Böblinger Schulpferde mit Möglichkeiten für aufstrebende Talente ohne eigenes Pferd. Auch die 13-jährige Dostal sowie Schürr (12) und die erst elfjährige Akyüz haben so den Einstieg in den Turniersport geschafft. Und jetzt mit dem Vierkampf ihre ganz spezielle Mehrkampf-Disziplin gefunden. Vor zwei Jahren noch in Reiterwettbewerben unterwegs, sind alle drei Jungtalente nun sicher auf A-Niveau angekommen. Und mit dem Landeskader-Abzeichen am Turnieroutfit kann nun sogar auf einen Start bei einer deutschen Vierkampf-Meisterschaft gehofft werden. Zumindest die etwas stärkere und auch siegreichere Celine Dostal hat ihr DM-Ticket für Mitte April in Krumke (Sachsen-Anhalt) fast sicher. „Zunächst einmal bin ich natürlich sehr stolz, dass es alle drei in den Landeskader geschafft haben, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Lisa Müller. Dass sie dies ganz ohne eigenes Pferd geschafft haben, spricht für sich und für die Vereinspferde des Reit- und Fahrvereins Böblingen.
„Ich glaube, Schulpferde im Landeskader gibt es sonst nirgendwo in Baden-Württemberg“, meinte die Trainerin und RFV-Betriebsleiterin mit stolzer Stimmlage. Lisa Müller reitet die Pferde teilweise auch selbst und bildet sie weiter mit ihren Schülern aus. Schulpferde also, die sich an den Wettkampfwochenenden als bewährte Turnierpferde entpuppen. „Solche Pferde“, betont die 30-jährige Böblingerin, „sind wahre Schätze und immer schwerer zu bekommen.“