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Sensoren erfassen die Position

Sindelfingen: Der Avatar für Reha-Übungen

Felix Buchta, Schüler vom Sindelfinger Stiftsgymnasium gewinnt den Jugend-forscht-Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission.
Von Peter Maier
Felix Buchta vor seinem Avatar. Bild: z

Felix Buchta vor seinem Avatar. Bild: z

Sindelfingen. Die menschenähnliche Figur auf dem Monitor folgt der Bewegung ihres realen Gegenübers fast wie im Spiegel. Der von Felix Buchta geschaffene virtuelle 3D-Patient ermöglicht physiotherapeutische Übungen auf Distanz. Dafür erhält der Schüler des Stiftsgymnasiums Sindelfingen den Sonderpreis der Christoffel-Blindenmission (CBM) „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“. Der Preis wird im Rahmen des Landeswettbewerbs Baden-Württemberg der Stiftung Jugend forscht verliehen.

Der 17-jährige Felix Buchta macht ein Praktikum in einer Physiotherapiepraxis. Wegen Trainingsausfällen während der Pandemie werden dort viele Folgeschäden behandelt. Denn nach operativen Eingriffen müsste die Kraft der betroffenen Körperteile eigentlich zeitnah und kontinuierlich wieder aufgebaut werden – am besten unter fachkundiger Betreuung. Um das aus der Entfernung zu ermöglichen, entwickelt der Schüler das Distanz-Training. Der Entwickler löst 3G anders auf: gemeinsam, gezielt und genau. Denn genauso werden mit seinem Training bestimmte Körperbereiche gestärkt.

Anhand eines Avatars, eines virtuellen Abbilds der übenden Person, können therapeutische Fachkräfte die Übungen an einem anderen Ort verfolgen. Und sie können das Programm gezielt anpassen. Dafür erfassen Sensoren Position, Drehung und Bewegungsgeschwindigkeit des zu behandelnden Körperteils. Auch allein ist das Training möglich. Dafür bietet das Programm spezifische Trainingseinheiten, zum Beispiel nach Hüftoperationen: Einbeinstand oder Dreieckstanz verbessern Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Um die Motivation zu erhöhen, soll das „Training mit 3G“ Spaß machen. Elemente wie ablaufende Zeitbalken erinnern an Videospiele. Mit einem „Du schaffst es!“ motiviert das Programm seine Nutzer, wenn es mal nicht so läuft.

Weniger Pixel, mehr Privatsphäre

Doch wozu ein Avatar, wenn viele längst mit Videokonferenzen vertraut sind? Bewegungen erscheinen bei den Internet-Übertragungen oft verpixelt. Die abstraktere Darstellung benötigt deutlich weniger Rechenleistung als ein Video. So bleibt das Bild klar. Außerdem sieht der Tüftler durch Videokonferenzen den Datenschutz gefährdet. Der virtuelle Patient ermöglicht Anonymität im echten Leben. Seine grundlegenden technischen Komponenten sind für unter 100 Euro kostengünstig zu haben. CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus: „In Pandemiezeiten kommen Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen oft zu kurz. Dass Felix eine Lösung für dieses Problem erarbeitet, finden wir großartig."