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24. September Premiere von „Im Kartenhaus“ im Städtischen Feierraum

Theater in Böblingen: Die Familie als fragile Konstruktion

Am 24. September feiert die Theater-Leistungsförderung der Böblinger Kunstschule, das DAT Ensemble, im Städtischen Feierraum mit einer neuen Produktion Premiere: Das Stück „Im Kartenhaus“ haben die 13 Darstellerinnen im Alter von 19 bis 77 Jahren unter der Regie von Tobias Ballnus selbst entwickelt.
Von Matthias Staber
Das Ensemble des DAT Theaters probt das Stück „Im Kartenhaus“. Bild: Staber

Das Ensemble des DAT Theaters probt das Stück „Im Kartenhaus“. Bild: Staber

Böblingen. Darin fällt ein aus drei Generationen bestehender Familienverband in sich zusammen wie das namensgebende Kartenhaus.

„Total abgefahren“ nennt Sabine Bornmann das Theaterstück „Im Kartenhaus“, das in drei Akten vorführt, wie schnell ein Sozialgefüge in sich zusammenfallen kann, wenn streng gehütete Geheimnisse ans Licht gezerrt werden. „Das Stück ist total unterhaltsam“, zeigt sich Julia Hammerl von dem Theaterprojekt überzeugt: „Möglicherweise finden sich einige Zuschauer darin wieder. Andere empfinden vielleicht Schadenfreude dabei, wie alles in sich zusammenfällt.“

Aus einem Workshop heraus entwickelte Regisseur und Theaterpädagoge Tobias Ballnus gemeinsam mit seinem Ensemble das Stück: Qualifizierung über einen Workshop ist Voraussetzung dafür, überhaupt beim DAT Ensemble mitmischen zu können. „Beim DAT Ensemble handelt es sich um die Leistungsförderung der Theaterabteilung der Böblinger Kunstschule“, erläutert Tobias Ballnus: Wer Talent und Leistungsbereitschaft unter Beweis stelle, bekomme für die gleiche Kursgebühr den doppelten Unterricht.

Entsprechend anspruchsvoll gestaltet sich die Theaterarbeit für die Mitglieder des DAT Ensembles: „Ich stelle jede Darstellerin vor spezielle Herausforderungen, um deren Talent optimal zu fördern“, so Tobias Ballnus. Dabei standen diesmal unter anderem intensive Arbeit an einer selbst entworfenen Rolle und das körperliche Spiel mit den dargestellten Figuren auf dem Programm.

Erfahrene Talente

Obwohl sich das DAT Ensemble jedes Jahr neu aufstellt, haben die meisten der Darstellerinnen ihr Talent bereits seit vielen Jahren in zahlreichen Produktionen unter Beweis gestellt – unter anderem bei „Die Wahrheit über Hänsel & Gretel“ im letzten Jahr. „Von diesen Darstellerinnen wollte ich diesmal eine Figur auf der Bühne sehen, die überhaupt nicht ihrem Charakter entspricht“, nennt Tobias Ballnus als eine der Herausforderungen.

„Die von mir gespielte Mia ist schüchtern und zurückhaltend, was überhaupt nicht meinem Charakter entspricht“, erzählt Enola Holder: „Es ist fordernd, macht aber auch richtig viel Spaß, jemanden zu spielen, der mir überhaupt nicht ähnlich ist.“ Zum ersten Mal dabei ist Fiona Baumhögger: „Zuletzt habe ich in der Schule Theater gespielt, was bei mir schon eine Weile her ist.“

Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie habe sie „extrem viel Lust gehabt, mal wieder mit anderen Menschen etwas gemeinsam zu machen“, begründet Fiona Baumhögger ihre nach vielen Jahren wieder entflammte Lust am Theaterspielen, die durch das DAT Ensemble optimal gefördert werde: „Es macht mir riesigen Spaß, mit einem so disziplinierten und hilfsbereiten Ensemble eine Bühnenfigur zu entwickeln, die ein dunkles Geheimnis in sich trägt.“

Drei Generationen Frauen eines Familienverbands treffen sich jedes Jahr in einer Dorfkneipe zum Kartenspielen. Doch diesmal bringt eine Außenseiterin, die Familiengeheimnisse ans Licht zerrt, dieses soziale Konstrukt zum Einsturz: Das ist die Kernidee von „Im Kartenhaus“, dessen Handlung die 13 Darstellerinnen gemeinsam mit Tobias Ballnus entlang der von ihnen entworfenen Figuren entwickelten. „Es macht einfach Freude, in diese Familie hineinzukommen und den Laden aufzumischen“, sagt Leonie Schambier, die als Vanessa das Wertesystem aller Figuren ins Wanken bringt – die Konzepte Verrat der eigenen Werte und Lebenslügen fungierten für das Ensemble (außerdem Reinhilde Kynast, Brigitte Scheltdorf-Dettlinger, Cornelia Maurer, Heidi Sippl-Held, Ann-Carine Rathgeb, Alina Held, Aline Schmodde, Larissa Schambier) als Leitmotive bei der Arbeit an dem Stück.