
Ganz alleine lernen vor dem Computer empfinden viele Schüler als stressig. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Chinara Okafor, 12 Jahre, 6. Klasse, Realschule Bonlanden: „Ich war vor den Osterferien nur für zwei Tage im Wechselunterricht und jetzt sieht es schon wieder so aus, als wäre nach zwei Tagen wieder alles vorbei. Schule auf, Schule zu, das ist Frustration pur! Und wie es mit den Klassenarbeiten weitergeht, kann uns auch keiner sagen. Ich habe jetzt aufgehört, mir Lernpläne oder schöne Zusammenfassungen zu schreiben. Warum soll ich mir noch Mühe geben, wenn sogar die Lehrer keine Lust mehr haben? Die sind an manchen Tagen so genervt, da traue ich mich kaum noch nachzufragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Das war echt nicht immer so. Die meisten Lehrer waren hoch motiviert und haben dir alles erklärt, damit du in der Arbeit eine gute Note schreibst und den Durchschnitt nicht runterziehst. Jetzt fehlt mir auf alle Fälle Stoff. In Mathe habe ich das Multiplizieren von Dezimalzahlen noch nicht so richtig verstanden. Ich habe echt genug vom Fernunterricht. Man sitzt nur noch drinnen vor dem Handy oder dem Laptop, bekommt viereckige Augen und denkt irgendwann: Wow, ich bin hier ganz allein ohne Kontakt zu anderen Menschen! Wäre ich jetzt in der Schule, würde ich mit anderen Kindern reden. Aber jetzt frühstücke ich in der großen Pause in meiner Küche und rede halt mit meinem Bruder. Mein Fußballtraining ist seit November komplett lahmgelegt. Ich sehe manchmal noch drei von meinen Freundinnen, dann kicken wir auf dem Spielplatz. Aber das ist alles. Mir fehlt für alles die Motivation. Manchmal lasse ich bis 14 Uhr den Schlafanzug an. Ich bin ja eh zu Hause, warum soll ich da etwas Aufwendiges anziehen oder mir meine Haare machen. Eigentlich mache ich mir für die Schule jeden Tag eine andere Frisur, die ich schon am Vortag ausprobiere. Jetzt stopfe ich die Haare halt irgendwie in einen Dutt und fertig.“ Foto: privat

Laetitia Rietzler, 15 Jahre, 9. Klasse, Gemeinschaftsschule Gebhard in Konstanz: „Es ist schön, gerade wieder in der Schule sein zu dürfen, weil bei uns die Inzidenz noch unter 165 liegt. Es hört sich blöd an, aber ich mag es, in die Schule zu gehen! Daheim lernen ist stressig. Ich bekomme mehr Aufgaben und finde dort nicht die nötige Ruhe. Wir sind immer zu viert oder zu fünft daheim, da gibt es immer irgendwelche Geräusche oder andere Ablenkungen. In der Schule schaut immer ein Lehrer auf mich, da kann ich mich nicht so ablenken lassen. Mich vor dem Bildschirm zu konzentrieren, schaffe ich meistens nur zwei bis drei Schulstunden, ich habe aber meistens sechs bis acht. Außerdem arbeiten wir oft mit Schülern aus anderen Niveaus zusammen. Im Fernunterricht können wir uns nur in den virtuellen Räumen treffen. Da ist es schwierig, jemandem etwas zu zeigen, weil wir auch die Kamera fast nie einschalten. Ohne Mimik versteht man sich aber sehr oft falsch. Viele haben jetzt leider ziemliche Probleme mitzuhalten. Ich kenne das von mir selbst. Irgendwann hat man halt keine Lust mehr und gibt nicht mehr alles ab. Dann können die Lehrer nicht reagieren, dadurch findet man seine Fehler nicht und dann gibt man auf. Wir sollten jetzt für drei Wochen einen kompletten Lockdown machen. So wie es jetzt ist, bringt es nichts. Hier geht es um unsere Zukunft, manche Schüler in meiner Klasse machen nächstes Jahr ihren Abschluss!“ Foto: privat

Lucas Kübrich, 14 Jahre, 8. Klasse, Königin-Katharina-Stift in Stuttgart: „Als ich gehört habe, dass wir jetzt wieder in die Schule sollen, habe ich gleich gesagt: Das wird doch eh wieder nichts! Es ist richtig, dass die Schulen bei so einer hohen Inzidenzzahl geschlossen bleiben. Ich will niemanden anstecken. Trotzdem ist meine Stimmung total gedrückt, denn es gibt keinerlei Aussicht auf Besserung oder auf besondere Regeln für uns. Es heißt immer nur: Ihr bleibt daheim, bis die Inzidenz niedriger ist und dann könnte Ihr wiederkommen. Klasse acht habe ich im Fernunterricht verbracht, damit habe ich mich abgefunden. Ich gehe jetzt im Prinzip wieder in die Sommerferien. Ich rechne nicht damit, dass wir vor Oktober zurückdürfen. Der ewige Fernunterricht stresst mich. Es sind mehr Aufgaben als sonst, du musst dich extrem schnell umstellen, weil jeder Lehrer ein anderes Unterrichtsmodell umsetzt und jeder anders mit dir interagiert. Und einige Lehrer haben so wenig Medienkompetenz, dass du überlegen musst, wie du ihnen jetzt erklärst, was wie nicht funktioniert und was sie jetzt machen müssen. Nur Wilhelm Tell in Deutsch macht mir richtig Spaß, hätte ich auch nicht gedacht. Aber, wenn wir den mit verteilten Rollen lesen, fühlt es sich fast wie Präsenzunterricht an. Meine Freunde sehe ich nur noch online. Alle wollen sich schützen und schotten sich ab. Ich bleibe trotzdem positiv. Anders geht es ja gar nicht. Aber: Ich wäre sofort bereit, die eine Stunde, die ich länger schlafen kann, wieder aufzugeben, nur um wieder in die Schule gehen zu dürfen. Foto: privat

Dana Zipperlen, 9 Jahre, 4. Klasse, Maicklerschule in Fellbach: „Ich habe mich nicht so gefreut, dass ich seit dieser Woche wieder in den Wechselunterricht muss. Ich wäre lieber daheim geblieben, da habe ich weniger Chaos. Daheim kann ich konzentrierter meine Aufgaben erledigen und ich bin entspannter. Ich darf solange für die Aufgaben brauchen, wie ich will, da stresst mich niemand. Und ich kann mir selbst einteilen, wann ich aufstehen, frühstücken und die Sachen für die Schule erledigen möchte. Wenn es mir morgens zu viel wird, kann ich nachmittags noch etwas machen. Bei diesen hohen Infektionszahlen möchte ich lieber weiter daheim lernen, aber, wenn es kein Corona mehr gibt, würde ich schon gerne wieder in die Schule gehen.“ Foto: privat