25 Jahre Ikea und davor 25 Jahre eine Totaltankstelle auf dem heutigen Parkplatz zwischen Böblinger Straße und Hanns-Martin-Schleyer-Straße – hier bediente einst der Sindelfinger Manfred Wurster seine automobilen Kunden. Zapfsäulen, Waschstraße und ein kleiner Rastplatz gehörten zum Angebot. Nach 25 Jahren war dann Schluss, Ikea kaufte das Gelände und räumte die Gebäude ab für Kunden-Stellpätze. Manfred Wurster, lange Jahre Oberschützenmeister der Schützengilde Sindelfingen, fand beim schwedischen Möbelhaus einen neuen Arbeitgeber. „Erst musste ich nach Stuttgart ins Haus in der Kronenstraße, nach der Eröffnung arbeitete ich in Sindelfingen und ging dort auch in Rente“, erinnert sich der 84-jährige.
So kennen noch viele Fotius „Foti“ Papandreou: als Kultkellner in der Tränke und im Restaurant Zorbas. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der benachbarten Sindelfinger Zeitung schätzten Gastfreundschaft und kulinarisches Angebot. Bilder: privat
Fotios Papandreou
Sindelfingen. Wo seit 25 Jahren Kunden von Ikea am Goldbach parken, stand einst eine Sindelfinger Kultkneipe: die Tränke, später als Restaurant Zorbas Anziehungspunkt von Familien und Nachtschwärmern. Von 1975 bis 1979 bediente dort Fotios Papandreou die Gäste, von vielen als Kult-Kellner „Foti“ gefeiert.
„Bei uns gab es richtige griechische Küche und das war etwas Neues in Sindelfingen“, erinnert sich der gebürtige Grieche an diese Zeit. Die Taverne war ein Treffpunkt für ganz unterschiedliche Menschen: „Studenten, die sich über Ouzo mit Vorspeisen für 1 Euro besonders freuten, Richter, Rechtsanwälte, Ärzte, Journalisten, Lehrer, Familien, Senioren – alle kamen zu uns“.
Die griechische Küche etwa mit Moussaka oder Gyros war damals etwas Besonderes in Sindelfingen. Auch wer nur etwas trinken wollte und sich mit Freunden treffen, war willkommen. Und es kamen viele, die später beispielsweise die Kulturszene geprägt haben. Allen voran Roland Emmerich, der als Student zu den Stammgästen gehörte.
Mit dem Hollywood-Regisseur verbindet der Kellner von damals eine besondere Geschichte: „Ich habe später die Ausbildung zum Hotelfachmann in Sindelfingen gemacht. In unserem Hotel feierte der Roland Emmerichs Vater Hans seinen 70. Geburtstag und ich bediente die Gesellschaft. Da hat mich Roland gefragt, ob ich nicht in seinen Filmen Stargate oder Joey mitspielen möchte. Ich hielt das für einen Scherz und habe danken abgelehnt. Vielleicht wäre sonst ein Hollywood-Star aus mir geworden“, erzählt „Foti“ mit einem Schmunzeln.
Gut erinnert sich der Kult-Kellner von einst auch Joachim Kupke. Der Sindelfinger Künstler habe immer etwas auf die Papier-Tischdecke gezeichnet. „Leider habe ich die spontanen Kunstwerke nicht aufgehoben. Die wären heute sicher viel wert“, sagt „Foti“. Und auch Hildegard Plattner, die damals ein Theaterensemble in Sindelfingen leitete, sei nach den Proben gerne auf einen Happen und ein Getränk in der Böblinger Straße vorbei gekommen.
Sein persönliches Glück fand Fotios Papandreou auch ebenfalls im Zorbas, als er dort seine heutige Ehefrau kennenlernte. Das Paar lebt seit gut 40 Jahren zusammen und hat 3 Kinder. 1979 verließ er die Taverne, absolvierte die Ausbildung im Hotelfach, arbeitete später von 1992 bis 2006 im Böblinger Bären-Kino und betreut heute für die Firma Schietinger den gastronomischen Bereich bei Bosch in Renningen.
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