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Bis 5. November auf dem Flugfeld

Zirkus Charles Knie in Böblingen: Die große Show ist bis ins Detail geplant

Ein Blick hinter den Manegen-Vorhang zeigt, dass viele Rädchen für eine gelungene Vorstellung ineinandergreifen müssen. Gastspiel bis 5. November.
Von Annette Nüßle

Böblingen. Es ist dunkel hinter der Manage, von draußen klingt Stimmengewirr in den Bereich, der den Artisten und Helfern des Zirkus Charles Knie vorbehalten ist. Aufgeregte Kinderstimmen, die den Erwachsenen Löcher in den Bauch fragen: „Ist da auch ein Clown dabei? Wird der nass, wenn das Wasser spritzt.“

Während die Besucher ihren Platz auf der Tribüne suchen, blickt Ionut Calin auf die Uhr. Der Zeltmeister und Manegenleiter sorgt seit zehn Jahren für einen reibungslosen Ablauf. Alles hat seinen Platz hinter der Manege, da stehen auf der einen Seite die Requisiten des Magiers, während sich auf der anderen Seite das Ballett dehnt und aufwärmt.

„Böblingen ist die 32. Stadt in nur acht Monaten“, sagt Calin, den man selbst nur in wenigen Momenten in der Manege sieht. Seit 240 Tagen ist der Zirkus Charles Knie mit seinen 100 Mitarbeitern und Artisten unterwegs. Von Stadt zu Stadt, immer wieder auf- und abbauen, da muss genauso jeder Handgriff sitzen, wie während der Show.

Noch fünf Minuten, dann geht es los. Jongleur Mikhail wirft bereits hinter dem Vorhang Ring um Ring in die Höhe um sich aufzuwärmen. Dann setzt die Musik ein und zuerst tritt das Ballett in die Manege. „Leider haben wir dieses Jahr kein Orchester dabei,“ bedauert Zirkusdirektor Sascha Melnjak. Das Ensemble aus der Ukraine hat keine Ausreisegenehmigung erhalten. Um die Musiker dennoch zu unterstützen, wurde die Musik aufgenommen und kommt von Band. „Das ist Solidarität, gerade in schwierigen Zeiten“, sagt Sascha Melnjak, der sich selbst als Direktor lieber im Hintergrund hält.

Das Ballett tritt ab und der chilenische Jongleur stellt sich in den Zwischenraum zwischen schwarzem und rotem Vorhang. „Wenn es irgendwie geht, sieht kein Zuschauer hinter die Bühne, deshalb gibt es den doppelten Vorhang“, sagt Ionut Calin.

Zehn Minuten später. Jongleur Mikhail ist zurück, grüßt kurz die Kollegen, packt seine Ringe und Keulen in eine Tasche und verschwindet dann wieder in seinem Wagen. Es ist ein stilles Kommen und Gehen. Auch André der Clown kommt geschminkt in den Backstagebereich.

Dehnen für die Beweglichkeit

Lorenzo Bernardi kommt und beginnt sich zu dehnen. „Ohne Dehnen und tägliches Üben wäre so eine Beweglichkeit gar nicht möglich. Sogar sein Speiseplan richtet sich nach seiner Körperkunst“, sagt Jonut Calin. Langsam streckt und dehnt sich Lorenzo Bernardi in alle Richtungen, bevor er in der Manege später in einer kleinen Kiste Platz nimmt.

„Die Musik trägt uns“, sagt der Schweizer, der erst seit kurzem zum Zirkus Charles Knie gehört. Sein Kollege Cesar Dias hat das Ensemble verlassen. „Er hat ein besonderes Angebot, das über unsere Spielzeit hinaus geht, und diese Chance wollten wir ihm nicht verwehren“, sagt Sascha Melnjak. „Dass es immer mal wieder zu Programmänderungen kommt, das ist in einer so langen Tournee nicht unüblich. Ein Engagement ist dabei noch eine angenehme Änderung für den Artisten, ganz anders ist es, wenn gesundheitliche Probleme zur Aufgabe zwingen.“

Draußen lacht das Publikum beim Auftritt von André. Seine kleinen abgeschlossenen Geschichten kommen vor allem bei den Kindern gut an. Sie klatschen am lautesten, wenn André die Hose verliert oder wenn es in der Badewanne wild zugeht.

Auftritt um Auftritt reihen sich aneinander, Ionut Calin blickt immer wieder auf die Uhr und ist zufrieden: Alles läuft nach Plan. „Die Artisten sind immer so rechtzeitig da, dass wenn etwas Außergewöhnliches passieren würde, einer für den anderen einspringen kann.“ 2022_10_27_zirkus_knie-7324.jpg Nach über zwei Stunden ist die Show vorbei. Zum großen Finale kommen alle noch einmal in die Manege. Beifall ist schließlich der Lohn für jeden Artisten. Während die Künstler nach dem Finale zurück in ihre Wohnwagen und die Zuschauer nach Hause gehen, heißt es für Ionut Calin und seine Mitarbeiter, das rot-weiße Zirkuszelt aufräumen. Die Requisiten für die nächste Show stehen bereits wieder an ihrem Platz. „Das machen die Künstler meist selbst“, sagt er.

Dann wird es leer im Zelt. Vereinzelt hört man noch die Stimmen der letzen Besucher. „Hast du gesehen? So hoch oben sind die Fahrrad gefahren oder so einen Handstand, den möchte ich auch können.“

Dann wird es still, nach und nach erlischt die Beleuchtung. Die Vorstellung ist vorbei. Doch am nächsten Tag heißt es wieder „Manege frei“. Dann steht Ionut Calin wieder hinter der Bühne und hat alles im Blick.

Info

Der Zirkus Charles Knie gastiert von 25. Oktober bis 5. November auf dem Flugfeld. Für folgende Termine gibt es bei der SZ/BZ Karten für die Sitzplatz-Tribüne zu Sonderkonditionen (je nach Termin sind nur noch wenige Restkarten zum Sonderpreis erhältlich): 25. 10., 26. 10., 27. 10., 28. 10., 30. 10. und 3. 11., jeweils 19.30 Uhr. Samstag, 28. 10., und Sonntag, 5. 11., 11 und 15 Uhr.

Preis pro Eintrittskarte: 38 Euro/erm. 33 Euro Preis mit Abokarte der SZ/BZ: 16 Euro Preis mit Abokarte Gold der SZ/BZ: 14 Euro.

Eintrittskarten aus dem begrenzten Kontingent erhalten Sie am Empfang der SZ/BZ in der Böblinger Straße 76, geöffnet Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr.

Weitere Informationen und Karten zu anderen Terminen unter www.zirkus-charles-knie.de