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Die Narren sind los

Bunter Fasnets-Umzug in Böblingen

66 Gruppen und zahlreiche Besucher sind am Rosenmontag dabei. Bonbon- und Konfettiregen bei strahlendem Sonnenschein.
Von Isabell Gospodarczyk

Böblingen. „Mama, die Hexe wollte meine Schnürsenkel klauen!“, ruft ein Mädchen seiner Mutter zu. Wenn solch ein Satz ertönt, weiß man: Es ist Faschingszeit. In Böblingen lockt der Fasnetsumzug am Rosenmontag unzählige Besucher an, die sich vom Elbenplatz, entlang der Seen und der Poststraße aufreihen. Verkleidet als Hexen, Joker, oder Pippi Langstrumpf erwarten sie freudig die Narren.

Diese sammeln sich mittags am Elbenplatz. Böblingens älteste Hexengruppe, die Kemmla-Hexa, wartet geduldig darauf, dass es losgeht. Solange braten sie noch ein paar Rote Würste, als Stärkung für den Weg. 64 oder 65 Gruppen sind insgesamt beim Umzug dabei, schätzt Bela Stahl, der Vorsitzende des Fasnetsvereins Grün-Weiß, „oder sagen wir mal 66 Gruppen. Es ist Fasching, da nehmen wir die Schnapszahl.“ Sicher ist er sich aber, dass „ziemlich genau so viele Gruppen wie vor der Pandemie dabei sind“. Der Vereinsvorsitzende kam direkt aus New York nach Böblingen. Seinen Urlaub hat er so geplant, dass er zur „heißen Phase“ wieder in der Stadt sein kann. Von Panama aus hat er die Organisation des großen Rosenmontagsumzugs geregelt. Probleme gab es dabei keine, am Morgen des Rosenmontags hat er noch alles abgenommen und um 13.13 Uhr kann es losgehen.

Er sitzt im ersten Wagen und führt den Umzug an, gemeinsam mit Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz, dessen Kostüm eine Mischung aus Hip Hop und Aerobic der 80er Jahre darstellt. Strahlend wirft Oberbürgermeister Belz Tüten voller Popcorn und Bonbons in die Masse. „Wir haben gutes Wetter, die Stimmung ist super. Man spürt, dass alle froh sind, dass der Umzug wieder stattfindet“, so Belz.

Hexen treiben ihr Unwesen

Der Umzug schlängelt sich durch die Straßen. Links und rechts winken die vielen Besucher den Narren zu, die auch dieses Jahr wieder eine bunte Truppe sind: Seit bereits über 20 Jahren nehmen die Roschnarren aus Böblingen am Umzug teil. Die Narrenzunft Wasserbuggl Hexa ond Deifel hat eindeutig den größten Festwagen, gezogen von einem Traktor, der sich durch die Poststraße zwängt. Und die Lombamenscher sind daran zu erkennen, dass sie bei jedem Umzug ein neues Kostüm tragen, das man zuvor noch nicht gesehen hat. Dieses Mal sind sie in blau und weiß gekleidet, Streifen aus Verpackungsmaterial hängen an ihnen herunter.

Für manche Kinder ist es der erste Faschingsumzug, somit treffen sie zum ersten Mal auf die Hexen. Vor denen fürchten sich aber nicht nur die Kleinen. Auch Jugendliche und Erwachsene schrecken immer wieder zurück, sobald sich eine Kemmla-Hexe nähert. Die scheuen bekanntlich nicht davor zurück, den Menschen zu Leibe zu rücken. Gemein wird es, wenn eine davon sich aus dem Umzug stiehlt und sich unter die Menschenmasse mischt, um von dort aus ihr Unwesen zu treiben. Wer nicht rechtzeitig ausweicht, wird mit Konfetti eingeschmiert. Aufpassen sollte man auch auf seine Schnürsenkel und Schals, „die klauen sie gerne“, sagt Bela Stahl mit einem Zwinkern, „die nehmen sie dann als Souvenir. Zwei Jahre mussten sie ja darauf verzichten.“ So wie auch die Besucher, die sich deshalb sichtlich umso mehr über den Umzug freuen - sowie den Bonbon-Regen, von dem sie überschüttet werden.