Als man noch gefensterlt hat
Beide stammen aus Bauernfamilien und beide litten unter dem Zweiten Weltkrieg. Als Vater und alle Brüder weg waren, musste Frieda Uhl mit ihrer Mutter den Hof allein bewirtschaften. Eines Tages traf sie einen fremden jungen Mann. Er war aus Schlesien und konnte nach der Kriegsgefangenschaft in Russland nicht mehr nach Hause.
Ein Soldat nahm ihn mit nach Süddeutschland, wo er von Hof zu Hof weitergereicht wurde und beim Bauern Uhl in Schopflohe landete. „Ich sollte auf der Wiese die Maulwurfshügel glatt machen“, erinnert er sich. „Da kam eine schöne Blonde mit strammen Beinen und wir stellten uns vor.“ Es funkte sofort.
„Damals hat man noch gefensterlt“, sagt Eberhard Scholz (Bild: Lück) und erklärt, wie er die Leiterstange zwischen den beiden Häusern einklemmte, um ins Hochparterre zu seiner Freundin zu gelangen. Die Mutter habe nichts gemerkt. „Es waren vier schöne Jahre in Schopflohe.“
Im September 1949 bekam der gelernte Maschinenschlosser eine Stelle im Dampflokomotivenbau in Stuttgart-Münster. Am 25. Mai 1953 heirateten die beiden und 1954 wechselte Eberhard Scholz zum Daimler nach Sindelfingen. „Ich war in der Vorentwicklung der größte Mann mit dem kleinsten Schraubstock. Es war eine schöne Arbeit.“
Gemüse und Hühner im Garten
Im selben Jahr kauften sie das Grundstück in Dagersheim und bauten eins der damals vier Häuser. „Eigentlich dachten wir, wir könnten unseren Garten bis zur Schwippe anlegen. Aber dann wurde da noch die Kolbstraße gebaut.“ Es zogen viele zu aus allen Richtungen des Landes und errichteten Häuser am Schützenweg und der Umgebung. Sie vertrugen sich gut und halfen einander bei der Ernte. Denn Frieda Scholz baute Gemüse an und hielt wieder Hühner, die jetzt noch täglich frische Eier liefern.
Zwei Söhne und eine Tochter wurden geboren. Eberhard Scholz sang als zweiter Tenor im Liederkranz und erhielt für 60 Jahre aktive und passive Mitgliedschaft eine Ehrenurkunde. „Ich habe oft Ständchen mitgesungen. Aber als mir zum 50. Geburtstag eins gebracht wurde, war das doch komisch.“
Nützlich machte er sich auch als Handwerker beim Auf- und Abbau bei Veranstaltungen. Frieda Scholz sang im Laienchor bei Renate Dannecker und beide genossen die schönen Stunden und die Ausflüge. Jetzt helfen Söhne und Tochter ihren Eltern in Haus und Garten. Martina Scholz schaut jeden Tag nach ihnen.