

Böblingen/Sindelfingen. Man kann die Dimensionen schon erkennen. Wenn die Fahrgäste nächste Woche in das Riesenrad auf dem Flugfeld steigt, beginnt ihre Fahrt in 70 Meter Höhe. Der Ausblick reicht dann weit in den Schönbuch hinein, und in gemächlichem Tempo geht es rund. Dahinter steckt eine gigantischer Kraftakt, den schon zwei nackte Zahlen verdeutlichen: Das Riesenrad hat ein Gesamtgewicht von 400 Tonnen, die mit 16 Sattelauflegern, davon sechs Schwertransporte, angeliefert wurden.
Der Aufbau hat bereits begonnen. Die sechs Mittelbauwägen, die das Grundgerüst des Riesenrads bilden sind Hydraulik und Schrauben fest verbunden. Die Grundfläche ist im Wasser, darauf steht die so genannte Unterpallung, die das Gewicht des Riesenrads trägt. Außerdem erstecken sich auch die Räder, die das Riesenrad antreiben. „Danach läuft es von alleine. Strom brauchen wir nur für die Beschleunigung, danach könnte man mit dem Rad theoretisch sogar Strom erzeugen“, sagt Lilly Scholz von der Eventifter GmbH aus Ludwigsburg, die das Projekt ankurbelt und umsetzt. Danach wurden die beiden Hauptmasten und die große Mittelachse hydraulisch hochgezogen.
Anschließend zieht eine Seilwinde die erste Speichen nach oben. Bis diese mit der Achse verbunden ist, braucht es etwa eine Stunde. Bei jeder weiteren Speiche sind es rund 20 Minuten, die letzte benötigt wiederum etwa eine dreiviertel Stunde. Die LEDs für die Beleuchtung hängen bereits an den Bauteilen.Die Grundkonstruktion. kann man sich wie einen Kuchen vorstellen. Erst wenn diese steht, werden die einzelnen Gondeln gehängt. Weil diese so groß sind, kann man sie nicht zerlegten und stapeln. Deshalb werden sie am ganzen Stück von einem zum nächsten Ort transportiert werden. Im Anschluss wird der sogenannte Bahnhofsbereich mit den Treppen und Kassenhäuschen aufgebaut. Dann gibt es Testfahrten, die Reinigung, die Inbetriebnahme und anschließend die Gebrauchsabnahme der Stadt.
Fahrt hatte das Projekt im September aufgenommen, als Michael Scholz von den Ludwigsburger Eventstiftern auf dem Reeperbahnfestival in Hamburg mit dem CCBS-Geschäftsführer Thomas Fenzl ins Gespräch kam und dieser meinte, auf dem Flugfeld sei eine ordentliche Fläche frei. Der kurze Draht zur Schausteller-Familie Göbel aus Worms ebnete den Weg nach Böblingen. Das größte reisende Riesenrad hatte bereits in London und zuletzt in Ludwigsburg Station gemacht. Das Familienunternehmen ist seit 1894 auf Jahrmärkten und Veranstaltungen zu Hause. „So ein Riesenrad ist immer mit Romantik verbunden, mit Kindheitserinnerungen, dem Rummel. Irgendwie ist das auch die Erinnerung an früher, als das Leben noch anders war, einfacher schien. Und dann kommt natürlich der Blick dazu – diese Weite. Das ist schon was Besonderes“, sagt Tobias Göbel, der gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian und Cousin Christian das Unternehmen leitet.
In den 48 geschlossenen und temperierten Gondeln können Besucher bei Bedarf - etwa für die Special Events mit Weinprobe oder Frühstück bequem an einem Tisch Platz nehmen. Sechs Personen haben in jeder Gondel Platz. Die Kabinen sind auch barrierefrei zu erreichen und mit einem Audiosystem ausgestattet. Nach Sonnenuntergang erleuchten 100.000 bunte LEDs das Rad
Das Gastspiel auf der Bärenwiese in Ludwigsburg im vergangenen Jahr wurde mehrmals verlängert. Über 260000 Gäste nahmen Platz, das sind rechnerisch 1200 Gäste pro Tag.
Am 9. März gibt es eine Eröffnung mit geladenen Gästen, ab dem 10. März dreht sich das Rad für alle bis zum 11. Juni. Jeden Mittwoch gibt es einen einen Dinnerabend sowie donnerstags eine Weinprobe im „City Star“. Zudem ist es einmal im Monat möglich, sein Frühstück über den Dächern von Böblingen und Sindelfingen zu genießen.