Böblingen: Bahnhofstraße-Problemgrundstück kurz vor Neubebauung
Böblingen - 29 Wohneinheiten mit Tiefgarage. Ein begrünter Innenhof mit Spielplatz. Und drei für den Handel vorgesehene Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss an der Fußgängerzone Bahnhofstraße. Die Entwürfe für das, was die BB Wohnbau in der Wilhelmstraße errichten möchte, sind bereits seit Jahren fertig. Doch noch immer gibt es keinen fixen Termin für den Baubeginn. Dafür braucht es noch die Zustimmung vom Verwaltungsbeirat der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) Hautana. Ob es diese in der Eigentümerversammlung am Mittwochabend gibt? Da ist sich BB Wohnbau Geschäftsführerin Bärbel Falkenberg-Bahr nicht sicher. „Ich hoffe natürlich darauf“, sagt sie, wohl wissend, dass es eigentlich nur noch um Vereinbarungen geht, die bei Innenstadt-Bauprojekten üblich sind. „Es wäre auch für uns wichtig, dass wir jetzt endlich in die Detailplanung einsteigen können“, so Bärbel Falkenberg-Bahr. „Wenn alles glatt läuft, wäre im kommenden Sommer Spatenstich.“
Brachfläche seit 2012
Das Grundstück, auf dem die BB Wohnbau Neues entstehen lassen möchte, ist das älteste Sorgenkind der Unterstadt. An der Kreuzung Bahnhofstraße/Wilhelmstraße stand bis vor fast zehn Jahren ein mit Brettern verrammeltes Haus – eine Hinterlassenschaft des einstigen Modehändlers MC Krauß. Nach zähem Ringen erreichte es die Stadt, dass die fast zwei Jahrzehnte leer stehende Ruine im Jahr 2012 abgerissen wurde. Das 1400 Quadratmeter große Grundstück wurde 2016 von der BB Wohnbau gekauft. Seitdem herrscht wieder Stillstand auf dem eingeschotterten und eingezäunten Areal – ein innerstädtisches Filetstück, das eigentlich Frequenzbringer für die Fußgängerzone sein sollte.
Bereits 2017 reichte die BB Wohnbau einen Bauantrag ein. Doch Aufbruchstimmung stellte sich trotzdem nicht ein, dafür Verhandlungen, die sich über drei Jahre in die Länge zogen. Zunächst verhandelten Stadt und BB Wohnbau über die Nutzung der Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Und als man sich in diesem kniffligen Punkt geeinigt hatte, ging es um die Zufahrt zur geplanten Tiefgarage und um die Zahl der Außenstellplätze. Schließlich verständigte man sich darauf, dass die Tiefgarage über die Karlstraße und über Hautana-Tiefgarage angesteuert werden soll. Im Gegenzug hat dafür die Stadt ausnahmsweise fünf Außenstellplätze für Kunden an der Wilhelmstraße zugelassen. Die Baugenehmigung erteilt wurde schließlich vor einem Jahr. Doch vor dem Baubeginn muss noch eine weitere Hürde übersprungen werden.
7000 Euro Entschädigung zugesichert
Am Mittwochabend gilt ein Tagesordungspunkt der Eigentümerversammlung der benachbarten WEG Hautana dem Bauvorhaben der BB Wohnbau. Entschieden werden soll dabei, ob man die Verankerung der geplanten Immobilie im Erdreich an das bestehende Gebäude zulässt. Oder nicht. „Eigentlich ein übliches Vorgehen, bei einer innerstädtischen Neubebauung. Zumal wir uns an die Vorgabe gehalten haben, so wenig wie möglich Eingriffe an Nachbargrundstücken vorzunehmen“, so Bärbel Falkenberg-Bahr, die der WEG zudem für die Verankerung eine Entschädigung von 7000 Euro zugesichert hat. „Das ist etwa dreimal so viel, wie üblicherweise bezahlt wird.“
Die anderen beiden Nachbarn, die Böblinger Baugesellschaft und die WEG Bahnhofstraße 21 haben dem Vorschlag der BB Wohnbau bereits zugestimmt – doch ob auch der Verwaltungsrat der WEG Hautana grünes Licht gibt? Bärbel Falkenberg-Bahr ist sich da nicht sicher, hofft aber auf ein Einsehen. Die Verankerungen seien zur Baugrubensicherung bei solchen Bauvorhaben üblich. Und dazu halte man sich mit dem Neubau an den Bebauungsplan. „Seit den 1990er Jahren ist den Anwohnern bekannt, was auf diesem Grundstück gebaut werden soll und gebaut werden darf“, so Bärbel Falkenberg-Bahr.
Dass die BB Wohnbau jetzt endlich auch den letzten Stolperstein auf dem Weg zur Neubebauung aus dem Weg räumen kann, darauf hoffen übrigens nicht nur künftige Hausbewohner und Einzelhändler, sondertn auch die Stadtverwaltung „Die Stadt Böblingen freut sich darüber, wenn es an diesem besonderen Standort weitergeht. Der unserem Handeln zugrunde liegende Masterplan Bahnhofstraße hat aufgezeigt, dass das Grundstück ein zentral gelegener Baustein für die Fußgängerzone Bahnhofstraße ist“, sagt Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger. „Ein Projekt mit architektonischer und städtebaulicher Qualität sowie insbesondere attraktiven Nutzungen im Erdgeschoss kann als weiterer Frequenzbringer für die Fußgängerzone wirken und die Baulücke angemessen schließen.“
Und was passiert, wenn sich der Verwaltungsbeirat der WEG Hautana der Neubebauung seine Zustimmung verweigert? Dann müsse man entweder neu planen, was zu erneuter Verzögerung führe. „Vielleicht bliebe uns auch nur der Gang vor Gericht“, so Bärbel Falkenberg-Bahr.