Menü
Orte voller Leben

Böblingen: Die Friedhöfe sorgen für eine Kühlung der Luft

Die Friedhöfe in Böblingen und Dagersheim erfüllen wie überall die kulturelle Funktion der letzten Ruhestätte.
Von Peter Maier
Ein Grabhügel auf dem Böblinger Waldfriedhof am Maurener Weg. Bild: Stadt Böblingen

Ein Grabhügel auf dem Böblinger Waldfriedhof am Maurener Weg. Bild: Stadt Böblingen

Böblingen. In ihrer einzigartigen Ruhe bieten sie den Raum, um von den Verstorbenen würdig Abschied zu nehmen und die Erinnerung durch Besuche am Leben erhalten. Gleichzeitig sind Friedhöfe Orte voller Leben: Unter alten Baumbeständen, in Hecken, Wiesen und Mauernischen leben zahlreiche Vogel- und Insektenarten. Auch Eichhörnchen, Igel, Steinmarder und Mäuse finden wertvollen Lebensraum, Nahrung und Möglichkeiten zum Verstecken.

Regenwasser im Kreislauf halten

In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels mildern sie die Auswirkung der immer häufiger auftretenden extremen Wetterereignisse: Regenwasser fließt auf versiegelten Stadtflächen meist über die Kanalisation aus der Stadt hinaus. Auf den oft weitläufigen Grünflächen der Friedhöfe kann es versickern und von den Pflanzen aufgenommen werden. So bleibt es dem Lebenskreislauf der Stadt erhalten – kann in Hitze- und Trockenphasen über die Blätter verdunsten und damit maßgeblich zu Kühlung und Befeuchtung der Luft beitragen. Dadurch wird der Aufenthalt in der Stadt angenehmer und weniger belastend für den menschlichen Kreislauf.

Bürgermeisterin Christine Kraayvanger: „Zu diesem Zweck pflegt unsere Abteilung Umwelt und Grünflächen eine Gesamtfläche von 21 Hektar mit rund 2000 Bäumen – verteilt auf den Alten Friedhof am Herdweg, den Waldfriedhof am Maurener Weg sowie den Friedhof Dagersheim an der Böblinger Straße. Neben der Pflege der Wege und des Pflanzenbestandes kümmern wir uns um ökologische Aspekte. Beispielsweise haben wir die Brunnen mit Trinkhilfen für Vögel und Insekten versehen, die ihnen den Zugang zum Wasser erleichtern und als Ausstiegshilfe ein Ertrinken verhindern. Zu grababdeckenden Steinplatten oder Kies auf den Grabstätten gibt es Alternativen: Eine Bepflanzung des Grabes und seine Einfassung mit niederen, geschnitten Hecken können den Kreislauf des Lebens versinnbildlichen. Wir raten dabei von Torf ab – denn sein Abbau führt zur Zerstörung von Hochmooren, die ebenfalls wertvolle und gleichzeitig bedrohte Lebensräume darstellen.“

Freiraum bei der Bepflanzung

Bei der Wahl der Bepflanzung gelten die Vorgaben der Friedhofsordnung, die jedoch viel persönlichen Freiraum lassen. Da besonders Insekten oft auf einheimische Pflanzen spezialisiert sind, sind letztere ein guter Ausgangspunkt und bieten optisch ansprechende Vertreter. Aber auch eine geeignete Auswahl nicht heimischer Pflanzen kann sowohl das menschliche Auge als auch die Tierwelt bereichern.

Je nach Lage des Grabes bieten sich unterschiedliche Pflanzenarten an: An halbschattigen und schattigen Orten gedeihen beispielsweise Lungenkraut und Nieswurz als Stauden, kleine Traubenhyazinthe und Märzenbecher als Blumenzwiebeln sowie die Bodendecker Efeu und Blut-Storchschnabel. Geeignet für sonnige Gräber sind beispielsweise Schafgarben und Glockenblumen, die Blumenzwiebeln der heimischen Wildtulpe und Schneeglöckchen sowie die Bodendecker Thymian und Ehrenpreis. Heimische Sträucher für den Friedhof sind unter anderem die echte Bärentraube und die bewimperte Alpenrose.

Bürgermeisterin Christine Kraayvanger abschließend: „Friedhofs- oder Staudengärtnereien beraten Sie gerne bei der passenden Auswahl, um die Grabfläche nach Ihrem persönlichen Ermessen zu gestalten. Bei einem Spaziergang auf unseren Friedhöfen finden Sie ebenfalls weitere Inspiration – oder ein schönes Ziel für Bewegung und Entspannung in einer grünen Oase.“