

Böblingen. Während Steffen Volkmers Night Talk beim Kulturnetzwerk Blaues Haus habe er kurz nach seiner Wahl zum Böblinger Oberbürgermeister im Jahr 2018 die damals offizielle Stimme vom Äffle kennen gelernt, so Stefan Belz: „Als mir Heiko Volz von der Idee einer Äffle-und-Pferdle-Ampel erzählt hat, wusste ich sofort: Das will ich in Böblingen auch haben.“
Der Böblinger OB sei „sofort Feuer und Flamme gewesen“, erinnert sich Heiko Volz. Äffle und Pferdle seien „sympathische Botschafter für die schwäbische Sprache“, begründet Stefan Belz seine Liebe für das skurrile Duo: „Und sie sind eng mit unserer Identität als Schwaben verbunden, sie begleiten unser Brauchtum.“
Doch ganz so einfach war der Weg zur Ampel nicht: Die Idee, dem von Armin Lang 1960 für den Süddeutschen Rundfunk zur Auflockerung von Werbeblöcken erfundenen Schwaben-Duo eine Lichtsignalanlage zu widmen, sei 2016 entstanden, erzählt Heiko Volz. Seit 2017 machte sich der offizielle Fanclub für die Idee stark, „vor allem Klaus Winter und Joachim Kölle setzten sich dafür ein“, sagt Fanclub-Mitglied Hans-Jürgen Bader aus Kirchheim unter Teck.
Als dann rechtliche Bedenken laut wurden, ob es mit einer Äffle & Pferdle-Ampel in Stuttgart etwas werden könnte, „habe ich schnell abgewunken“, sagt Armin Lang junior: „Ich hatte die Idee schon begraben.“ Wie so oft in Deutschland hat das Problem einen bürokratischen Namen: „Richtlinien für Lichtsignalanlagen“, kurz RiLSA. Diese Richtlinie schreibe bundesweit vor, „dass auf einer Ampel die Symbole von Menschen abgebildet sein müssen“, erläutert Ordnungsamtsleiterin Gisa Gaietto.
Das heißt: Die Martin-Luther-Ampel in Worms oder die Otto-Waalkes-Ampel in Emden sind kein Problem, die Abbildung von Äffle und Pferdle zur Regulierung des Fußgänger-Verkehrs hingegen schon – denn obwohl die Beiden schwäbisch schwätzen, handelt es sich zweifellos um keine Menschen, wie der Name bereits andeutet. „Über die Sinnhaftigkeit mancher Vorschriften lässt sich selbstverständlich streiten“, so Gisa Gaietto.
Der Kompromiss: Äffle & Pferdle regulieren nicht eigenverantwortlich den Verkehr, sondern stehen den regulären Ampelmännchen nur zur Seite – es wird also ein doppeltes Signal installiert. Technisch sei dies recht anspruchsvoll, so Gisa Gaietto: Es muss sicher gestellt werden, dass die zusätzlichen Signale ebenfalls ausfallen, wenn die regulären Ampelmännchen den Geist aufgeben, damit Äffle & Pferdle erst gar nicht auf die Idee kommen, eigenverantwortlich den Verkehr zu regeln.
Andererseits darf das Standard-Ampelmännchen durchaus weiter leuchten, wenn sich Äffle und Pferdle mal verabschieden sollten – so wollen es die RiLSA. Unterm Strich war die Böblinger Äffle & Pferdle-Ampel mit rund 2000 Euro recht günstig, hielt aber mehrere Fachämter auf Trab - darunter das Tiefbau- und Grünflächenamt von Frank Bader und Gisa Gaiettos Ordnungsamt.
Der gleiche Kompromiss war im Juli zum ersten Mal in Stuttgart umgesetzt worden: In Böblingen steht also jetzt die zweite Äffle-und-Pferdle-Ampel Baden-Württembergs, „an einer Stelle, wo täglich 40 000 Menschen vorbeikommen, in der Nähe des geographischen Mittelpunkts von Baden-Württemberg“, wie Stefan Belz betont.
„Mich begeistert, wie sich der Fanclub für die Idee einer Äffle-und-Pferdle-Ampel eingesetzt hat, obwohl ich selbst schon nicht mehr daran geglaubt habe“, so Armin Lang junior, der sich die nachhaltige Faszination des von seinem Vater geschaffenen Comic-Duos so erklärt: „Äffle und Pferdle schauen den Leuten aufs Maul, die sich darin wiedererkennen. Die Beiden begeistern damit Jung und Alt.“
„Äffle und Pferdle begleiten mich seit meiner Kindheit“, erzählt Hans-Jürgen Bader: „Wenn mit den Beiden die Werbung unterbrochen wurde, war dies für mich das absolute Highlight.“ Zudem sei der Fanclub eine schöne Gemeinschaft, „wo man tolle Leute kennen lernt“, sagt Heike Barth aus Weil im Schönbuch, die mit Heiner Krämer aus Stuttgart-Kaltental und Andreas Süßer aus Ehningen in die Talstraße gekommen ist, um die Einweihung der Äffle-und-Pferdle-Ampel zu feiern.