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Der Kommentar

Böblinger Langgraben-Brücke ist ein Beispiel für Verschwendung

Rund 500.000 Euro hat die Maßnahme gekostet.
Von Thomas Oberdorfer
Nach acht Monaten Bauzeit ist der Weg über den Langgraben frei.

Nach acht Monaten Bauzeit ist der Weg über den Langgraben frei.

Bild: Oberdorfer

Böblingen. Seit Freitag ist sie also benutzbar, die Brücke über den Langgraben in Böblingen. Sie ist ein überflüssiges Bauwerk. Rund 500.000 Euro hat die Maßnahme gekostet. In die Summe eingerechnet sind der Abbruch der alten Brücke sowie die Kosten für die neue Ampelanlage am Ende der Brücke in Richtung Baumoval. Zur Erinnerung: Die einstige Holzbrücke wurde 1996 zur Landesgartenschau in Böblingen errichtet. Sie diente als Plattform, um damals ein unter ihr liegendes Biotop zu betrachten. 2019 wurde sie gesperrt, sie war nicht mehr verkehrssicher. Im Zuge des Neubaus, der sich gut zehn Meter von der einstigen Lage der Holzbrücke befindet, wurde sie abgerissen.

Der Bachlauf, den nun die neue Brücke überquert, hat etwa eine Breite von zwei Metern an seiner breitesten Stelle unterhalb der Brücke. Das reine Brückenelement ist 19 Meter lang und 4,25 Meter breit, der versiegelte Weg hin zu dem Bauwerk vom Stadtgarten aus 22 Meter lang. Viel Gewerk für wenig Bach.

Wofür dieser Aufwand?

Und wofür dieser Aufwand? Dafür, dass die Menschen einen Weg von nur gut 80 Meter sparen. Denn der Bach kann einfach umlaufen werden. Der Bertha-Benz-Weg hätte an der Stelle, an der er auf den Gehweg entlang der Schönbuchstraße trifft, problemlos und für deutlich weniger Geld verbreitert werden können auf Kosten von ein paar Quadratmetern Wiese. Bequem hätten Fußgänger, Radfahrer oder Rollerfahrer, Eltern mit Kinderwagen, Personen mit Rollatoren oder Rollstühlen aneinander vorbeigepasst.

Der Bau ist ein Beispiel für Geldverschwendung: Eine Brücke über ein Bächlein wurde als Ersatz für eine Brücke errichtet, die ihren Zweck bereits mit dem Ende der Landesgartenschau und spätestens mit dem Abbruch der Sporthalle erfüllt hatte. Das Geld wäre allemal sinnvoller in die Sanierung der maroden Schulen und Turnhallen gesteckt worden. Stadtverwaltung und Gemeinderat haben hingegen entschieden, eine halbe Million Euro für einen entbehrlichen Überweg und flankierende Maßnahmen auszugeben. Ein sinnvoller Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus. Böblingen will das Kreiskrankenhausareal kaufen und das Gebiet danach entwickeln. Dafür ist ein deutlich achtstelliger Betrag nötig. Die Stadt hat keinen Euro mehr übrig, den sie locker verplempern kann wie bei der Langgrabenbrücke.

t.oberdorfer@szbz.de