

Hauptperson des etwas langen, über eineinhalbstündigen Einpersonenstücks ist der ehemalige Chirurg Fredrik Welin, der sich auf die Schären zurückgezogen hat. In die Einsamkeit. Und bitterste Kälte. Wogegen er andererseits ankämpft. Jeden Tag: „Ich hacke das Eis auf, krache ein in die Flut und spüre, dass ich noch lebe“, trägt der Wiener Schauspieler und Regisseur vor. Bis plötzlich Welins Jugendliebe Harriet auf dem Eis steht. Mit Rollator. Sanft der Wechsel Treptows zwischen den Rollen. Gestern und heute, Erinnerung und Realität dabei leise ineinanderfließend.
„Wie bist du hergekommen?“, möchte der 67-Jährige wissen, der sie vor 40 Jahren überstürzt verlassen hat. „Warum fragst du mich nicht, wie ich dich gefunden habe?“, entgegnet Harriet. Die Todkranke möchte ihn um etwas bitten. „Vielleicht hast du dein Versprechen ja vergessen“, meint sie. Das Schönste, was ihr ein Mann je gegeben habe: Es wollte mit ihr durch den Waldteich aus seinen Kindertagen schwimmen. Wozu er gesagt hatte: „Von da an kann uns nichts mehr trennen.“
Das ehemalige Paar bricht zu einer Reise auf, die es auch zu einem Wohnwagen mit Zelt führt, aus dem eine Dame mit rosa Bademantel und roten, hochhackigen Schuhen kommt. „Darf ich dir vorstellen: deine Tochter“, sagt Harriet. Erst später wird eine Frage lauten: „Fredrik, was ist das für ein Gefühl, eine Tochter zu haben?“ Als er antwortet, dass er Freude über Louise empfinde, was Harriet ihm nicht ansieht, kommt es zum Bruch. Mit beiden. Vorläufig.
„Der Schnee schmolz, es tropfte von den Ästen“, heißt es. Der ehemalige Chirurg beginnt, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Besucht die ehemalige Patientin, der er versehentlich den falschen Arm amputiert hatte. Der „katastrophale Fehler“, den er sich nicht verziehen und nach dem er sich zurückgezogen hatte. „Papa, immer wenn du nicht weiter weißt, haust du einfach ab“, sagt seine Tochter später. Und er veranstaltet ein Sommerfest.