Bruno Jonas kommt nach Böblingen: „Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt“
Zum SZ/BZ-Podcast "Willi und Dödel" mit Bruno Jonas geht's hier.
Böblingen. Scheibenwischer, eigene TV-Formate, erfolgreiche Auftritte auf unzähligen Bühnen in Deutschland: Seit Jahrzehnten gehört der Münchner Bruno Jonas zur ersten Reihe des Kabaretts. Am Samstag, 22. Oktober, tritt der 69-Jährige mit seinem neuen Programm „Meine Rede“ im Forum der Kreissparkasse in Böblingen auf. Was das Publikum dabei erwarten darf? „Ich möchte die ideologischen Rahmenbedingungen infrage stellen. Und ich möchte es dem Publikum selbst überlassen, ob es es für richtig oder falsch hält, wenn ich einen Sachverhalt satirisch zuspitze und überhöhe“, sagt er im SZ/BZ-Podcast „Willi und Dödel“. Hier ein Auszug:
Herr Jonas, Ihr neues Programm heißt „Meine Rede“. Wie kam es zu diesem Titel?
Bruno Jonas: „Weil es meine Rede ist. 'Meine Rede' ist auch eine Redewendung, eine auf Konsens abgeleitete Formel. Wenn einer sagt: 'Meine Rede', dann sagt er damit auch 'I sag's Euch doch“.
Was sagen Sie bei ihrem Auftritt in Böblingen? Was darf das Publikum erwarten?
Bruno Jonas: „Ich erkläre nur ungern mein Programm. Ich mag auch nicht, wenn man selber noch erklärt, was man meint. Ein Kabarettist, der die Pointen erklären muss, liegt ein bisschen falsch. Das Publikum darf man auf keinen Fall unterschätzen. Ich selber gehe davon aus, dass es Humor hat und hochintelligent ist. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich selbst fragen 'ob die das wohl verstehen? Können sie das hören, ertragen und kognitiv so aufnehmen, wie ich es meine?' Die Gefahr ist natürlich immer gegeben, dass Leute da sind, die es falsch verstehen.“
"Was ist denn die falsche Seite?"
Und dann gibt es Beifall von der falschen Seite?
Bruno Jonas: „Was ist denn die falsche Seite? Wenn ich etwas auslasse, aus Angst auslasse, jemand könnte falsch klatschen, dann unterstelle ich ja meinem Publikum eine gewisse Beschränktheit. Aber ich gehe davon aus, dass zu mir kluge Leute kommen. Ich darf deshalb meinem Publikum alles zumuten. Und wenn ich etwas Richtiges sage, unabhängig davon, ob es links, rechts oder konservativ ist, dann bleibt es auch richtig. Selbst wenn die AfD sagt, heute scheint die Sonne, und die Sonne scheint, dann wird diese Aussage nicht falsch, nur weil's einer von der AfD sagt. Mir geht es darum, die ideologische Rahmung des Kabaretts aufzulösen, dieses traditionelle Feedback, das man im Kabarett erwartet, dass man sagt, Kabarett ist sozusagen die Fortsetzung der SPD oder der Linken mit satirischen Mitteln. Diese ideologische Verbundenheit mit irgendeiner politischen Richtung, die widerspricht dem satirischen Form-Prinzip an sich. Das stammt ja nicht von der SPD, den Grünen oder einer anderen Partei, sondern das ist schon von den alten Römern oder Griechen gepflegt worden. Und damals gab's die SPD noch gar nicht. Und auch die Grünen nicht. Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt.“
Seit Jahrzehnten arbeiten Sie sich als Kabarettist bei Ihren Auftritten an Politikern ab. Macht es Ihnen mehr Spaß mit Politikern aus der linken oder aus der rechten Ecke?
Bruno Jonas: „Die Frage des Spaßes ist unangebracht. Ich nehme jeden, der kommt. Es ist natürlich zurzeit interessanter, die sogenannte feministische Außenpolitik satirisch zu betrachten. Es ist immer interessanter, diejenigen satirisch zu betrachten, die momentan an der Macht sind. Und dazu gehören zurzeit die SPD, die Grünen und die FDP.“
Reichliches Stoff-Angebot
Gab es in der Vergangenheit einen Lieblingspolitiker, den Sie sich vorgeknöpft haben?
Bruno Jonas: „Klare Antwort, nein. Der Stoff für mein Programm kommt von der Politik. Und das Stoffangebot war immer reichlich, ganz egal, wer gerade die Regierung gestellt hat oder wo gerade die Macht saß. Über die Jahrzehnte habe ich festgestellt, dass die Satire sich in erster Linie die vornehmen muss, die die Macht ausüben.“