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Ein Kurs im Sindelfinger Studio SanoGym

„Das Gehirn ist die Schaltzentrale für Bewegung“

Veranstaltung im Rahmen der Gesundheits- und Sportwochen Böblingen/Sindelfingen

Von Thomas Holzapfel
Mit einer leichten Bewegung des Fußes fängt die Übung von Jennifer Knöller an diesem Abend in Sindelfingen an. Bild: Holzapfel

Mit einer leichten Bewegung des Fußes fängt die Übung von Jennifer Knöller an diesem Abend in Sindelfingen an. Bild: Holzapfel

Bild: Holzapfel

Gesundheitssport. Die einen machen Fitnesstraining, um kräftiger zu werden, andere wiederum sind auf eine bessere Ausdauer aus, wieder andere wollen nur endlich mal wieder schmerzfrei durchs Leben gehen. Die Ziele könnten diesbezüglich unterschiedlicher nicht sein, die Grundlagen sind jedoch bei allen dieselben: Die Bewegung entsteht im Gehirn, erst beim allerletzten Schritt der Bewegungssteuerung wird der Muskel in Bewegung gesetzt. Um hierfür die besten Voraussetzungen zu schaffen und die vorangehenden Schritte zu optimieren, trägt das Neurotraining bei. Im Rahmen der Gesundheits- und Sportwochen Böblingen/Sindelfingen stellte Jennifer Knöller im SanoGym Sindelfingen das Konzept genauer vor.

Auf dem Boden liegend, umfasst der Kursteilnehmer mit seinen beiden Händen die Kniekehle und zieht den Oberschenkel an sich heran. Beim sogenannten Nadelöhr, einer Stretchingübung zur Verbesserung der Beweglichkeit der Muskulatur, stellen sich schnell Fortschritte ein. „Jetzt geht es wirklich schon besser“, sagt er bei der Wiederholung der Übung. Zwischendurch hatte er, genauso wie die anderen Teilnehmer des kostenlosen Einführungskurses, eine relativ einfache Übung, den „Augenliegestütz“, eingeschoben. Den Kopf in unveränderter Position lassend, folgen die Augen dem eigenen, erhobenen Finger, der sich auf Nasenhöhe erst auf die rechte Seite, dann wieder direkt vors Gesicht manövrierte. „Die Augen sind sehr stark mit der Rumpfmuskulatur und der Wirbelsäulenmotorik verknüpft“, sagt Jennifer Knöller, Personal Trainerin und Inhaberin des SanoGym in Sindelfingen, die einen detaillierten Einblick in ihre Arbeit gab.

„Dein Körper kann alles! Es ist nur dein Gehirn, das du überzeugen musst“, steht in großen Lettern auf der Homepage des SanoGym. Eine Nachricht, die Jennifer Knöller dick unterstreicht. Die Muskeln, die klassischerweise trainiert werden, seien letztendlich nur das ausführende Element. „Davor“, so sagt die gelernte Sportwissenschaftlerin, „folgen zwei genauso wichtige Schritte mit der Informationsaufnahme, also mit dem Sammeln des Inputs und der anschließenden Verarbeitung und Interpretation der Signale im Gehirn.“ So sei das Gehirn die eigentliche Schaltzentrale der Bewegung. „Und es geht letztendlich immer darum, dem Gehirn die Sicherheit zu geben, dass keine der Bewegungen in irgendeiner Form als Bedrohung angesehen wird.“ Dementsprechend dient das gehirnbasierte Training als „Gamechanger“. Ganze Hirnareale sind für Flexoren (Beugemuskeln) oder Extensoren (Streckmuskeln) zuständig, oder für andere wichtige Funktionen wie die Feinkoordination oder die Stabilisierung der Wirbelsäule. „Wir versuchen herauszufinden, welche Hirnareale nur eingeschränkt funktionieren oder wieder reaktiviert werden müssen“, erläutert Jennifer Knöller, „dann erfolgt eine Korrektur von außen, die Bewegungssteuerung wird optimiert und man kann das klassische Training wieder effektiver gestalten.“ Die Ursachen herausfinden, nicht nur die Symptome behandeln – mit dieser Herangehensweise widmen sich Jennifer Knöller und ihr Trainerkollege Michael Kühner ihren Kunden. Im ersten „90-Minuten-Testing“, so sagt Jennifer Knöller, könne man schon viele Schlüsse zu möglichen Problemen ziehen. „Am Ende können sich bei Menschen mit gleicher Symptomatik unterschiedliche Baustellen auftun“, sagt Jennifer Knöller, weshalb ihrem Team eine engmaschige, individuelle Betreuung am Herzen liegt.

 Schichtweise erarbeitet man sich mit den Kunden Kompensationsmuster, um immer näher an den Kern der Problematik zu kommen. „Auch das persönliche Mindset kann eine wichtige Rolle spielen, da hilft man dann auch mal, den Stress zu reduzieren oder den inneren Schweinehund zu besiegen.“ Ob bei den Teilnehmern die Synapsen im Kopf wieder allesamt freigeschaltet wurden, wurde nicht eruiert. „Ich möchte etwas schlauer nach Hause gehen“, sagte anfangs eine Teilnehmerin, die eine Jugendkarategruppe leitete und das Ziel verfolgte, mit neuen Impulsen für das eigene Koordinationstraining aus dem Schnupperkurs zu gehen. „Eine große Vielfalt an Übungen ist wichtig für das Gehirn. Die Synapsen sind unendlich und sollten bedient werden“, ist sie sich sicher.