

**Fußball.**In der Sportart Fußball gibt es viele Lautsprecher. Personen, die sich permanent zu Wort melden, die meinen, das Wort führen zu müssen, die aber nicht immer etwas zu sagen zu haben.
Fritz Aichele gehörte garantiert nicht zu dieser Gattung. Er wirkte in seinem Auftreten zurückgenommen und bescheiden. Er war beileibe kein Lautsprecher, er war ebenso kein Leisetreter. Er vertrat seine Meinung mit Nachdruck, mit der Kraft der Argumente und nicht mit der Kraft von Phonstärken. Mitunter wirkte er abwesend in einem Gespräch. Das wirkte aber nur so, er war stets hellwach, auch wenn er sich in einer Unterredung zurückhielt.
Manche Personen unterschätzen ihn ob dieser Art, sie sollten sich verschätzen. Fritz Aichele hat den Böblinger Fußball geprägt wie kein Zweiter vor ihm und niemand nach ihm. Er spielte in jungen Jahren Fußball, sonderlich talentiert sei er nicht gewesen, wie er selbst einmal sagte. 1974 wurde er zum stellvertretenden Abteilungsleiter der Böblinger Fußballer gewählt, nur ein Jahr später übernahm er von Werner Georgi das Amt des Abteilungsleiters. Damit läutete er eine Ära im Fußball der SVB ein, bis dato war der Aufstieg in die 1. Amateurliga 1964 der größte Erfolg der Böblinger Kicker.
Aicheleinvestierte sehr viel Zeit in sein Ehrenamt, zwei Personen waren immer an seiner Seite: Seine Frau Ingrid Aichele und sein Bruder Horst Aichele, der im Februar 2021 gestorben ist. Beide waren seine wesentlichen Stützen, ohne sie hätte er das Ehrenamt als Abteilungsleiter nicht fast drei Jahrzehnte bis 2003 ausüben können, bis ins Jahr 2004 war er kommissarisch in dieser Position tätig.
Bei Auswärtsspielen in der Oberliga oder der Verbandsliga mit dem Bus war es Ingrid Aichele, die in aller Frühe aufstand, um belegte Brötchenzu schmieren, Getränke bereitzuhalten, um die Spieler zu verpflegen. Und wer spätabends bei Fritz Aichele noch klingelte, weil es noch etwas in Sachen Fußball zu besprechen gab, wurde wie selbstverständlich verköstigt.
„Fritz Aichele war ein Funktionär mit Leib und Seele. Er hat sich zerrissen für den Böblinger Fußball“, sagt Jochen Reisch, Präsident der SV Böblingen, „es war herausragend gut, wie er gemeinsam mit seiner Frau die Böblinger Fußballer gemanagt hat.“ Legendär war das grüne Sofa, das bei Aicheles im Wohnzimmer stand. Darauf wurden so manche Abmachungen vereinbart, so manche Verhandlungen geführt. Der Sitztiefe des Möbels nach zu urteilen, saßen dort viele Dutzend Spieler und etliche Trainer viele Stunden, um Vereinbarungen zu treffen. Oder aber um Trennungen zu beschließen.
Fritz Aichele war von Beruf Kaufmann. Dieses kaufmännische Wissen hat ihm bei etlichen Verhandlungen in die Karten gespielt, die er führte. Bei denen er auch hartnäckig sein konnte wenn es darum ging, das Optimum für die Böblinger Kicker herauszuholen. „Einfach waren Verhandlungen mit Fritz nicht immer, aber sie waren immer fair. Er war ein absoluter Ehrenmann, sein Wort hat stets gegolten“, sagt Helmut Hörmann, der jahrzehntelang die Geschicke der Hildrizhausener Fußballer leitete. „Für mich war Fritzimmer ein Vorbild, er war immer ein verlässlicher Partner. Was er für den Böblinger Fußball geleistet hat, war phänomenal.“
Am vergangenen Montag, 15. Mai, ist Fritz Aichele im Alter von 86 Jahren gestorben. Die Beerdigung findet am Dienstag, 30. Mai um 14 Uhr auf dem Alten Friedhof in Böblingen statt.