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Stuttgart

Der Mercedes-Benz E 60 AMG: Ein Auto der Superlative

In der Sonderausstellung „Youngtimer“, Raum Collection 5, noch bis 12. April 2026 im Mercedes-Benz Museum zu sehen.
Von Konrad Schneider
Der V8-Hochleistungsmotor mit 280 kW (381 PS) macht den Mercedes-Benz E 60 AMG Mitte der 1990er-Jahre zur stärksten E-Klasse.

Der V8-Hochleistungsmotor mit 280 kW (381 PS) macht den Mercedes-Benz E 60 AMG Mitte der 1990er-Jahre zur stärksten E-Klasse.

Bild: Mercedes-Benz AG - Mercedes-Benz Classic Communications

Stuttgart. „Close-up“ – der Name der Serie des Mercedes-Benz Museums ist Programm. Jede Folge erzählt überraschendes, spannendes, hintergründiges zu Fahrzeugen aus der Ausstellung. Diesmal im Blick: der Mercedes-Benz E 60 AMG (Baureihe 210) in der Sonderausstellung „Youngtimer“, Raum Collection 5. Noch bis 12. April 2026 zeigt sie in einer poppig-bunten Inszenierung von zehn Fahrzeugen der 1990er- und 2000er-Jahre.

Power-Paket

Der Mercedes-Benz E 60 AMG ist ein Auto der Superlative. Sein V8-Hochleistungsmotor mit 280 kW (381 PS) macht ihn Mitte der 1990er-Jahre zur stärksten E-Klasse. Sein Preis von rund 200.000 DM lässt ihn in die Topliga rangieren. Das teuerste Fahrzeug im damaligen Portfolio ist der S 600 (Baureihe 140) mit langem Radstand und Zwölfzylindermotor ( 290 kW /394 PS) für 210.220 DM. Das Mercedes-Benz Museum präsentiert einen schwarz lackierten E 60 AMG als Highlight der Sonderausstellung „Youngtimer“. Zentral im Raum stehend zieht die extrem seltene Hochleistungslimousine die Blicke auf sich.

Dezentes Design

Zugleich ist das Spitzenmodell der Baureihe 210 ein Wolf im eleganten Maßanzug. Lediglich ein zurückhaltender Bodykit und die AMG 18-Zoll-Leichtmetallräder deuten auf Affalterbacher Manufakturarbeit hin. Mercedes-Stern und Kühlergrill glänzen in Schwarz statt silbern verchromt – zwei außergewöhnliche Designmerkmale für eine Limousine dieser Generation der E-Klasse. Und um den Preis innerhalb der Baureihe 210 einzuordnen: 1997, im Baujahr dieses E 60 AMG, steht der E 430 ebenfalls mit V8-Motor mit 104.995 DM in der Preisliste.

Metamorphose

Basis für den E 60 AMG ist der 1996 präsentierte E 50 AMG. Bereits heute handelt es sich um eine Hochleistungslimousine mit beeindruckenden 255 kW (347 PS) aus schnellem fünf Litern Hubraum. Wer ihn mit dem AMG Technikpaket bestellt (Ausstattungscode 957), löst die Verwandlung aus: AMG bohrt den V8-Motor auf 5.956 Kubikzentimeter Hubraum und erzielt ein Leistungsplus von 25 kW (34 PS) sowie 100 Newtonmeter mehr Drehmoment. 580 Newtonmeter stehen insgesamt zur Verfügung. Der Effekt zeichnet den E 60 AMG aus: Er beschleunigt noch eindrucksvoller von 0 auf 100 km/h – in nur 5,9 Sekunden und damit 0,3 Sekunden schneller als der bereits hochdynamische E 50 AMG. Die Tachoskala endet bei selbstbewussten 280 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch bei 250 km/h abgeregelt. Die Entscheidung für das AMG Technikpaket hat ihren Preis. Es kostet rund 50.000 DM – zusätzlich zu den 148.350 DM für einen E 50 AMG.

Grundlegend neu

Die E-Klasse der Baureihe 210 stellt das Unternehmen 1995 vor. Sie passt zur dynamischen Aufbruchstimmung vor dem bevorstehenden Jahrtausendwechsel. Das charakteristische Vier-Augen-Gesicht, ein elegantes Aussehen, exzellente Aerodynamik, mehr als 30 Innovationen und das Bekenntnis zu sportlicher Leistung prägen diese Generation der E-Klasse. Das Design, entstanden unter der Leitung von Bruno Sacco, erhält den renommierten Designpreis „Red Dot Design Award“.

Technik für Tempo

Die sportlichen Spitzenfahrzeuge der Baureihe 210 entstehen größtenteils in Handarbeit. Mercedes-Benz liefert die Karosserie nach Affalterbach, und die Experten integrieren die dort entwickelten Komponenten: Motor, Getriebe, Antriebsstrang und Achsen. Unter der Karosserie des E 60 AMG sorgt ein AMG Sportfahrwerk für den Kontakt zur Straße. Als Hinterachsübersetzung ist 1:2,82 montiert. Die vordere Bremsanlage ist ebenfalls eine Eigenentwicklung von AMG, hinten arbeitet jene aus dem Zwölfzylinder-Roadster Mercedes-Benz SL 600 (R 129). 1997 kommt der E 60 AMG in der Formel 1 auch als Official FIA F1® Medical Car zum Einsatz – neben dem C 36 AMG.

Luxus mit Charakter

Auch beim Interieur des E 60 AMG leisten die Experten in Affalterbach ganze Arbeit und komponieren mit bester Handwerkskunst eine Atmosphäre von lässigem und gleichzeitig dynamischem Luxus. Dazu gehören edle Holzapplikationen, mit Alcantara bezogene Türverkleidungen und Sitzmittelteile sowie großzügig verarbeitetes, feines Leder. Die geprägten Einstiegsleisten tragen die Modellbezeichnung, ebenso der Schalthebel, die speziellen Teppiche und eine Abdeckklappe in der Mittelkonsole. Die Klappe zeigt außerdem die Unterschrift von Hans Werner Aufrecht, dem AMG Mitgründer. Die Heckscheibe ziert der berühmte AMG Aufkleber, ebenfalls mit seiner Signatur.

Präziser Zugriff

Ein wichtiger Akzent ist auch das Lenkrad, das zentrale Bedienelement in den Händen des Fahrers. Damit diese Hochleistungslimousine agil durch Kurven und Kurven steuern kann, erhält sie ein kompaktes AMG Volant mit 390 Millimetern Durchmesser, ausgeführt in Leder und mit Holzapplikationen.

Genuss für alle Sinne

Für einen standesgemäßen Klang des leistungsstarken Achtzylinders sorgt die AMG Sportabgasanlage. Wer Abwechslung musikalische Abwechslung dazu sucht, den verwöhnt eine Bose-Soundanlage.

Rarität auf Rädern

Wie viele E 60 AMG exakt gebaut wurden? Das ist nicht bekannt, denn die Stückzahl der Sonderausführung ist in der Statistik der insgesamt 2.960 gebauten E 50 AMG nicht gesondert dokumentiert. Vermutlich sind es weniger als 200 Exemplare. In jedem Fall ist der E 60 AMG eine große Rarität und damit ein entsprechend begehrter Youngtimer. Das gilt ebenfalls für den E 60 AMG der Baureihe 124, denn da hat es den Typ schon einmal gegeben.

Zurück in die Zukunft

Der E 60 AMG im Mercedes-Benz Museum gehört zur aktuellen Sonderausstellung „Youngtimer“. Sie ist noch bis 12. April 2026 im Raum Collection 5 zu sehen. Gezeigt werden zehn ikonische Fahrzeuge der 1990er- und 2000er-Jahre in einer ebenso poppig-bunten wie unterhaltsamen Inszenierung. Die Themeninseln reichen von „Easy Life“ über „Feinsinn“ bis „Space“. Sie betten die Fahrzeuge ins Lebensgefühl ihrer Epoche ein. Interaktive Stationen mit Sujets von generativer Bilderstellung mithilfe künstlicher Intelligenz bis zum Retro-Gaming begleiten die Ausstellung und holen ebenfalls die Zeit um die Jahrtausendwende in die Gegenwart.