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Wahlmöglichkeit

Die echten Sindelfinger sterben doch nicht aus

Mit der neuen Flugfeldklinik wird eine vereinfachte Verwaltungsregelung zur Wahl des Geburtsorts wirksam. „Wie bei Nummernschildern.“
Von Hansjörg Jung

Böblingen/Sindelfingen. Es ist eine gute Nachricht: In rund zwei Jahren, also mit der Inbetriebnahme des neuen Flugfeldklinikums, wird es wieder richtige Sindelfinger geben. Von Geburt an. Denn nimmt man die Hausgeburten einmal aus, die ohnehin kaum ins Gewicht fallen, weil sie so ziemlich außer Mode gekommen sind, gibt es seit Ende 2005 im Sindelfinger Krankenhaus keine Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe mehr. Diese war wegen Unrentabilität geschlossen worden. Die Frauen wurden an die frisch gegründete Kreiskliniken-Holding GmbH Böblingen-Calw, der Vorläuferin des Klinikverbunds Südwest, verwiesen. Damit war auch die Redensart, dass ein „guter Böblinger in Sindelfingen geboren“ sei, nämlich im „Wilhelminenheim – Städtisches Krankenhaus mit Wöchnerinnenabteilung“, Geschichte. Sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte im Dezember 2005: „Die Sindelfinger sterben aus.“ Doch auch so große, ehrwürdige Zeitungen wie die FAZ können irren.

Flächentausch nicht nötig

Denn mit den beiden Kreißsälen im künftigen Flugfeldklinikum wird sich das alles ändern. Vor allem die Sindelfinger Räte im Kreistag hatten den entscheidenden Impuls dazu gegeben, dass es wieder Sindelfinger geben wird. Zunächst wurde dazu ein Flächentausch auf dem Flugfeld in Erwägung gezogen, um einen Kreißsaal de facto auf Sindelfinger Gemarkung zu bauen. Den Böblingern hätte im Gegenzug ein – überdies lukratives - Baufeld westlich der Harfenbrücke gewunken. Doch dieses großzügige, wenngleich auch umstrittene Sindelfinger Angebot erwies sich am Ende als überflüssig. „Am Ende benötigen wir dazu nur einen kleinen Verwaltungsakt, um den Geburtsort zu bestimmen“, sagt Klinikumssprecher Sid Reuters. Dazu hatte Landrat Roland Bernhard beim Innenministerium nachgefragt, ob es nicht Alternativen zu dem formal recht aufwendigen Flächentausch gebe.

„Integraler Bestandteil“

Der Leiter der Rechtsabteilung im Ministerium, der renommierte Staats- und Kommunalrechtler Senad Richter, kam zu dem Schluss, dass das „künftige Flugfeldklinikum integraler Bestandteil des Flugfelds“ sei, das vom gemeinsamen Zweckverband der beiden Städte bewirtschaftet und verwaltet würde. Insofern sei eine „zwingende Verortung der Geburtsstätte aufgrund von Geo-Daten kommunalrechtlich hinfällig“. Dies bedeutet: „Das ist ungefähr so wie bei den Autokennzeichen BB und Leo. Am Ende kann man wählen, welchen Eintrag in der Geburtsurkunde man denn gerne hätte – da spielt es auch keine Rolle, ob man im nach Sindelfingen gewandten Kreißsaal oder jenseits des Ganges in Richtung Böblingen entbindet“, sagt Sid Reuters.

Die beiden Kreißsäle sollen übrigens nach den beiden Gattinnen der ersten beiden OBs – Lydia-Gruber- und Ruth-Brumme-Salon – benannt werden. Auch der Begriff „Salon“, so der Klinikumssprecher, sei bewusst gewählt. Man wolle damit eine „heimelige, entspannte Atmosphäre“ signalisieren, als deutliche Abkehr vom eher kalt und unpersönlich wirkenden „Saal“. „Unsere neuen Erdenbürger sollen ja in einer angenehmen Atmosphäre auf die Welt kommen“, so Reuters.

Positives Echo auch in der US-Community

Die Wahlmöglichkeit hat bereits auch schon in der US-Community der Stuttgarter Garnison, zu der ja auch die Panzerkaserne inklusive ihre Housing Area zählt, Wellen geschlagen, nachdem Böblingens OB Dr. Stefan Belz den Garnisons-Kommandanten Colonel Matthew R. Ziglar am Rande ihrer regelmäßigen Nachbarschaftskonsultationen darüber informiert hat. So sagt der katholische US-Militärseelsorger in Stuttgart, Chaplain Will G. Burten: „Viele unserer Familien in der Garnison freuen sich darauf, dass ihre Kinder auch in dieser schönen Stadt, wo diese großartigen Autos gebaut werden, geboren werden können.“ Die freie Wahl machts möglich.