Menü
Volleyball: Drei Spieler des Bundesliga-Teams des TV Rottenburg trainierten mit Schülern der Gärtringer Theodor-Heuss-Realschule

Die Schwierigkeit des Schmetterns

Es sieht so leicht aus, wenn Friederich Nagel seine 105 Kilogramm, verteilt auf 200 Zentimeter Körpergröße, nach oben wuchtet, den Ball am höchstmöglichen Punkt trifft und über das Netz ins gegnerische Feld schmettert. Die Schüler staunen, denn Nagel wiederholt diesen Schlag mehrfach, die Bewegungsabläufe sind nahezu identisch. Dann sind die Schüler an der Reihe, und der Ball landet nun reihenweise im Netz.
Von unserem Mitarbeiter Thomas Oberdorfer

Der TV Rottenburg spielt in der Volleyball-Bundesliga. Er kämpft gegen den Abstieg, belegt derzeit den vorletzten Platz. Die Zuschauer strömen dennoch treu zu den Heimspielen der Rottenburger, etwa 2000 Fans verfolgen im Schnitt die Spiele, der zweitbeste Wert der Liga.

Drei Akteure aus dem Bundesligakader des TVR, Friederich Nagel, Federico Cipollone und Timon Schippmann waren in der Theodor-Heuss-Realschule in Gärtringen zu Gast, sie führten dort mit den Schulklassen 8a und 8b über 90 Minuten ein intensives Volleyballtraining durch. Schippmann stieß erst im Dezember des vergangenen Jahres zum TVR, bisher steht sein Engagement dort unter keinem guten Stern. Er zog sich einen Ermüdungsbruch zu, in der Halle erscheint er mit einem speziellen Schuh am Fuß.

Conni Zeller hat den Kontakt zu den Rottenburgern hergestellt. Sie ist Sportlehrerin an der Theodor-Heuss-Realschule, war früher selbst aktive Volleyballerin und hat einen Sohn, der in Rottenburg in der U-18 spielt. „Ich weiß, dass die Rottenburger Volleyballer in Schulen gehen, und habe einfach mal angefragt, ob sie auch uns besuchen können“, sagt Conni Zeller.

Beileibe nicht die Einzige, die ein Interesse daran hat, mit den Bundesliga-Volleyballern eine Trainingseinheit zu veranstalten. „Seit etwa vier Jahren führen wir diese Aktionen durch. Anfangs waren es nur ein oder zwei Schulklassen, bei denen wir zu Gast waren. Inzwischen sind es etwa acht Schulen pro Jahr“, erklärt Lajana Kampf, Teammanagerin der Volleyballer. Mehr Visiten seien aus Zeitgründen kaum möglich, da die Spieler ja entweder arbeiten oder aber noch studieren würden.

„Wir wollen mit unserem Engagement bei den Schülern das Interesse an Volleyball wecken“, sagt Kampf, Volleyball würde im Sportunterricht oftmals zu kurz kommen. Für die Theodor-Heuss-Realschule gilt das nicht, die achten Klassen hatten diesen Sportblock bereits absolviert oder führen ihn aktuell durch. Die Bundesligaspieler würden diese Aufgabe gerne übernehmen, sagt Kampf. Die Rottenburger nutzen die Trainingseinheiten auch für ihre Zwecke: Immer mal wieder sind Schüler begeistert von dem Unterricht mit den Topsportlern, sodass sie anschließend den Weg in den Verein finden. „Wir müssen viel tun, um Nachwuchs zu gewinnen“, sagt Kampf.

Der Hüne Nagel übernimmt das Aufwärmprogramm. Sechs Hallenrunden absolvieren die Schüler zunächst. Einige ziehen locker und wenig angestrengt ihre Kreise, andere wirken danach schon etwas müde. „Wir haben ein künstlerisches Profil, sind aber auch eine bewegte Schule. Wir haben eine unheimlich engagierte Sportfachschaft“, sagt Brigitte Dammenhain, Rektorin der Theodor-Heuss-Realschule. Helmut Buck ist Leiter der Fachschaft. „Wir versuchen regelmäßig, durch verschiedene Aktionen Impulse zu setzen. Wir führen jedes Jahr ein Fußball-Weihnachtsturnier durch, kooperieren mit Vereinen. Wir gehen auch raus aus der Halle und nutzen unsere tollen Sportanlagen“, sagt Buck.

Armkreisen vorwärts, Armkreisen rückwärts: Das klappt bei den meisten Schülern. Als Friederich Nagel aber mit einem Arm Kreise vorwärts und mit dem anderen zeitgleich Kreise rückwärts fordert, kommen viele etwas durcheinander, zeigen Mängel in der Koordination. Nach dem Warmmachen werden die etwa 50 Schüler in drei Gruppen eingeteilt. Baggern, pritschen, Aufschlag und schmettern stehen auf dem Plan. Geduldig erklären die Bundesligaspieler die verschiedenen Techniken, ermuntern die Eleven, loben viel, üben aber auch Kritik, lassen es nicht zu, dass sich jemand hängen lässt. Ihnen macht es sichtlich Spaß, ihr Können den 13 und 14 Jahre alten Schülern zu vermitteln. „Wir unterrichten die Basics. Es ist spannend zu sehen, dass einige Schüler sehr schnell die Vorgaben umsetzen können“, sagt Federico Cipollone, der in Rottenburg auch schon Nachwuchsteams trainiert hat.

Geduldig erklärt Friederich Nagel den Bewegungsablauf beim Schmettern. Bei einigen Schülern fruchtet das, nach und nach fliegen die Bälle über das Netz und bleiben nicht mehr so häufig darin hängen. „Man muss die Abläufe immer wieder üben, nur dann verbessert man sich“, sagt Nagel.

Wie sehr bei ihm die Automatismen sitzen, kann ein Teil der Schüler am Sonntag beobachten. Etwa 25 Schüler und einige Eltern werden in der Paul-Horn-Arena das Heimspiel des TV Rottenburg gegen die United Volleys Rhein-Main verfolgen.

SZ/BZ-Mitarbeiter Thomas Oberdorfer versuchte sich als Schüler am Böblinger Max-Planck-Gymnasium im Volleyball.

Friederich Nagel zeigte den Gärtringer Schülerinnen und Schüler unter anderem das Pritschen. Bild: Oberdorfer