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In manchen Ländern steigt die Zahl der Hinrichtungen

Die Stadt Böblingen beteiligt sich am Aktionstag gegen die Todesstrafe

Seit einem Gemeinderatsbeschluss vom 7. November 2012 ist die Stadt bei „Cities for Life“ dabei.

Von Peter Maier
In einigen Ländern steigen die Zahlen der Hinrichtungen wieder. In Alabama in den USA wird eine Hinrichtungsmethode angewendet, die sogar für Tiere verboten ist.  Bild: Adobe Stock/Andrey Popov

In einigen Ländern steigen die Zahlen der Hinrichtungen wieder. In Alabama in den USA wird eine Hinrichtungsmethode angewendet, die sogar für Tiere verboten ist. Bild: Adobe Stock/Andrey Popov

Bild: Adobe Stock/ Andrey Popov

Böblingen. Am Sonntag, 30. November beteiligt sich die Stadt Böblingen erneut am internationalen Aktionstag „Cities for Life – Städte für das Leben, Städte gegen die Todesstrafe“. Die Aktion wird von der Gemeinschaft Sant’Egidio in Zusammenarbeit mit zahlreichen Organisationen weltweit organisiert. Böblingen unterstützt diesen Tag seit dem Gemeinderatsbeschluss vom 7. November 2012 und setzt damit ein klares Zeichen für Menschenrechte und gegen die Todesstrafe.

Der Aktionstag „Cities for Life“ findet seit 2002 jährlich statt und hat sich zur größten weltweiten Mobilisierung von Städten gegen die Todesstrafe entwickelt. In einer Zeit, die von globalen Krisen, Kriegen und wachsender sozialer Ungleichheit geprägt ist, erinnert dieser Tag an die Bedeutung der Menschenwürde und ruft dazu auf, das menschliche Leben auch unter schwierigen Umständen zu achten. Gerade in Krisenzeiten werden Menschenrechte anderen Interessen wie Sicherheit oder wirtschaftlichem Nutzen untergeordnet. Umso wichtiger ist es, dass Städte wie Böblingen sich öffentlich für eine Kultur des Lebens einsetzen.

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz unterstreicht die Bedeutung des Aktionstags: „Die Todesstrafe ist ein Angriff auf die Würde des Menschen und widerspricht den Grundwerten einer humanen Gesellschaft. Als Stadt Böblingen wollen wir nicht schweigen, sondern aktiv ein Zeichen setzen – für das Leben, für Gerechtigkeit und für eine Welt, in der Strafe nicht mit Tod beantwortet wird. Es ist unsere Verantwortung, auch lokal Haltung zu zeigen und uns mit denen zu solidarisieren, die weltweit für die Abschaffung der Todesstrafe kämpfen.“

In Deutschland beteiligen sich mittlerweile rund 300 Städte an der Aktion, darunter auch viele Großstädte. Die Aktionen reichen von symbolischen Beleuchtungen öffentlicher Gebäude über kulturelle Veranstaltungen bis hin zu Bildungsprojekten. Auch international wächst die Bewegung: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat im Dezember 2024 erneut eine Resolution für ein weltweites Moratorium der Todesstrafe verabschiedet. Immer mehr Länder schließen sich dem Weg an. Ghana hat 2023 die Todesstrafe abgeschafft, und auch in Pakistan und Malaysia wurden Reformen umgesetzt. In Japan wurde der 88-jährige Iwao Hakamada nach 45 Jahren im Todestrakt entlassen, was die Debatte über die Todesstrafe erneut belebt hat.

Dennoch gibt es weiterhin besorgniserregende Entwicklungen. In einigen Ländern steigen die Zahlen der Hinrichtungen, insbesondere in Krisengebieten. Todesurteile werden oft wegen Drogendelikten verhängt und treffen häufig die Ärmsten und Schwächsten. In Myanmar wurden regimekritische Äußerungen mit der Todesstrafe geahndet. In den USA wurde in Alabama eine neue Hinrichtungsmethode angewendet, die selbst für Tiere verboten ist. In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Todesstrafe wieder eingeführt. Und im Iran konnte selbst die deutsche Staatsangehörigkeit Djamshid Sharmahd nicht vor der Hinrichtung bewahren. „Diese Entwicklungen zeigen, wie notwendig der weltweite Einsatz für die Abschaffung der Todesstrafe bleibt“, fasst Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz abschließend zusammen.

Hintergrund

Die Gemeinschaft Sant’Egidio, die den Aktionstag ins Leben gerufen hat, ist eine christliche Laienbewegung, die sich in rund 70 Ländern für Frieden und soziale Gerechtigkeit engagiert. Seit 1998 setzt sie sich aktiv gegen die Todesstrafe ein und arbeitet mit der World Coalition Against the Death Penalty zusammen. Der 30. November wurde als Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat weltweit Folter und Todesstrafe abgeschafft hat. Mitglieder von Sant’Egidio pflegen weltweit Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und engagieren sich für menschenwürdige Haftbedingungen, insbesondere in afrikanischen Gefängnissen.