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Sindelfingen: Für „Nachbarn in Not“ wurden im Jahr 2019 knapp 216 000 Euro gespendet / Peter Heinkele ist der neue Finanzchef der Hilfsorganisation

Die Trikotversteigerung war „der Hammer“

Über 2000 Mal hat „Nachbarn in Not“ im vergangenen Jahr Menschen geholfen, die ein Schicksal zu meistern haben. Möglich machten diese Unterstützung Spenden im Jahr 2019 von knapp 216 000 Euro.
Von unserer Mitarbeiterin 
Renate Lück

Auch die Mitgliederversammlung der Sindelfinger Hilfsorganisation „Nachbarn in Not“ musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Berichte und Veränderungen wurden im sogenannten schriftlichen Umlaufverfahren beschlossen. Die Vorsitzende Dr. Roswitha Seidel stellte ihren Jahresbericht unter das Stichwort Nachhaltigkeit, denn gemäß dem Motto des Vereins werden die Einnahmen als Anschub zur Selbsthilfe verteilt.

Auch wenn im vergangenen Jahr 8,3 Prozent weniger Spenden eingingen als 2018 und die Zahl der Überweisungen um 6,2 Prozent zurückging, soll keine Trauer aufkommen. Schließlich habe „Nachbarn in Not“ seit Beginn des Bestehens knapp 4,5 Millionen Euro an sozial Benachteiligte weitergegeben und ihnen damit ein Stück zu Normalität und Sicherheit verholfen, so Dr. Seidel.

Wieder Fuß fassen

Der Dezember ist jeweils der einträglichste Monat im Jahr, angeregt durch die Berichte in der SZ/BZ. „Dabei sind dies bei weitem nicht die traurigsten Geschichten. Viele Bedürftige stimmen einer Veröffentlichung nicht zu, aus Angst, erkannt zu werden“, schreibt Dr. Seidel. Manchmal beuteln die Schicksale sogar die Sozialarbeiterinnen, die sich mit den Anträgen befassen: „Dann sind wir froh, wenigstens auf materieller Seite helfen zu können, damit die Menschen eine faire Chance haben, wieder Fuß zu fassen“, so die Vorsitzende von „Nachbarn in Not.

Von den Ämtern werden oft Gegenstände des täglichen Lebens für die Antragsteller erbeten - Dinge, die den meisten Menschen selbstverständlich erscheinen, wie Waschmaschine oder Herd. Das neue Logo, das nun fast täglich in der SZ/BZ erscheint, motiviert manche Jubilare und Angehörige von Verstorbenen, um Spenden für „Nachbarn in Not“ zu bitten. Dafür ist der Vorstand sehr dankbar. Hinzu kommen Aktivitäten von Firmen, Vereinen oder Künstlern, wie den Hanke Brothers, die die Kasse füllen. „Ein Hammer“, so Dr. Seidel, war das handsignierte Trikot der Vize-Europameister 2008 gewesen, das Manne Hämmerle zur Versteigerung der SZ/BZ übergab. Es brachte 1111,11 Euro ein.

Die Vorsitzende dankt allen, die sich für das Gelingen der Arbeit einsetzen: der Geschäftsführerin Biggi Haug, der stellvertretenden Vositzenden Carmen Bühl, dem Basar-Team um Sonja Ehmann sowie dem kommissarischen Finanzchef Joachim Gießler und Doris Martini, die Biggi Haug in Bankangelegenheiten zur Seite standen. Hans-Jürgen Pöss fuhr die Spendenbescheinigungen aus. Markus und Nikol Döttling engagieren sich mit verschiedenen Aktionen für den Verein und Christine Jourdan vom Sozialamt der Stadt Sindelfingen ist sogar in den Ferien anzusprechen. Nicht zuletzt unterstützt die Redaktion der SZ/BZ den Verein.

Sonja Ehmann berichtete vom Winterbasar 2019, diesmal auch von der Logistik: „Wir haben sechs Anhänger mit Regalen und Waren in die Messehalle gefahren. Zwei volle Tage waren sieben Personen mit Standaufbau, Dekorieren und Präsentieren der Ware beschäftigt.“ Gleich bei Eröffnung der Messe war die Stammkundschaft da. „Sie wollten noch die volle Auswahl haben.“ Vielen Kundinnen sei „Nachbarn in Not“ vertraut und sie halten ein Schwätzchen, doch es gebe immer noch Leute, die die Hilfsorganisation nicht kennen.

7500 Erlös beim Winterbasar

Verkaufsschlager waren wieder die Holzarbeiten, Stricksocken, kleine Mitbringsel, Verpackungen für Geldgeschenke sowie Glückwunsch- und Trauerkarten. Gertrud Zetzsche, eine der Karten-Macherinnen, ist 100 Jahre alt, und Strickerin Margot Stark feierte ihren 90. Geburtstag. Erfreut ist Sonja Ehmann auch über die Jugendlichen, die sich beim Verkauf geschickt einbrachten. „Unser Personal konnte erweitert und verjüngt werden. Das ist notwendig, da einige Helferinnen altersgemäß aufhörten.“ Der Erlös betrug rund 7500 Euro.

Bei den Vorstandswahlen wurden Dr. Roswitha Seidel und Carmen Bühl wiedergewählt. Einen Wechsel gab es beim Kassenwart: Dem kommissarischen Finanzchef Joachim Gießler, der die Kassenabrechnung 2019 erstellte, folgt Peter Heinkele (Bild: z), Privatkundenbetreuer bei der Volksbank, der einstimmig gewählt wurde. Kassenprüferinnen sind Waltraud Grünwald und Helga Friedrich.

„Ein gezielter Anschub“

„Ob eine Unterstützung durch ‚Nachbarn in Not‘ nachhaltig ist, hängt von der Persönlichkeit und deren Willen ab. Wir bemühen uns, um einen gezielten Anschub und freuen uns immer wieder über dankbare Rückmeldungen“, schließt Dr. Seidel ihren Bericht.