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Im Herbst soll eine Richtungsentscheidung fallen

Ehningen: Die Gemeinde stößt schon jetzt an Kapazitätsgrenzen

Die Betreuungslandschaft für Kinder wird sich ab 2026 durch den Rechtsanspruch einer Ganztagesbetreuung bereits im Grundschulalter deutlich verändern.
Von Annette Nüßle

Ehningen. Die Gemeinde Ehningen und die Friedrich-Kammerer-Gemeinschaftsschule beschäftigen sich bereits heute mit möglichen Konzepten. Die SZ/BZ hat mit Schulleiter Christoph Nau, der stellvertretenden Schulleiterin Sylvia Girnt und Hauptamtsleiter Benjamin Finis über den Ganztagesanspruch und die Folgen für die Schule unterhalten.

Was war für die Gemeinde als Schulträger der Auslöser, sich bereits jetzt Überlegungen zur Ausgestaltung der Betreuung zu machen?

Benjamin Finis: "Schon heute stoßen wir mit dem Betreuungsangebot im Hort an unsere Kapazitätsgrenzen. Aktuell haben wir 125 Hortplätze und 40 Kinder, für die das „begleitete Mittagessen“ gebucht ist. Die Zahl der Kinder, die bis 14 Uhr betreut werden sollen, wird bereits im kommenden Schuljahr auf 60 steigen. Aufgrund des Rechtsanspruchs gehen wir davon aus, dass auch in Ehningen die Zahl der Familien, die diese Betreuungsform wählen, größer werden wird. Deshalb stellt sich für uns als Schulträger natürlich die Frage, wie wir damit umgehen sollen. Neben dem kommenden Rechtsanspruch stehen wir aktuell vor der großen Aufgabe der Schulsanierung. Hier soll in den kommenden Jahren nach aktuellen Planungen ein Neubau gerade für den Grundschulbereich entstehen. Um hier bedarfsgerecht planen zu können, ist es wichtig, schon jetzt den künftigen Raumbedarf mit in die Überlegungen einzubeziehen. Im Übrigen wird uns von Behördenseite mitgeteilt, dass wir nicht „zu früh“ dran wären, sondern ein Zeitplan zur Umsetzung bis 2026 nur realistisch sein wird, wenn wir uns jetzt damit beschäftigen."

Welche Formen der Ganztagesbetreuung für Grundschulkinder gibt es?

Christoph Nau: "Zum einen besteht die Möglichkeit einer Ganztagesgrundschule. Ob diese dann für alle Schüler verpflichtend ist oder ob ein Teil der Klasse wie bisher Unterricht hat und ein Teil im Ganztagesbetrieb läuft, das sind unterschiedliche Varianten. Eine Ganztagesgrundschule wirft hin wie her zunächst viele organisatorische und pädagogische Fragen auf, die es zu klären gilt. Alternativ gibt es die Option des Horts, wie auch derzeit schon in Ehningen umgesetzt. Die Fortsetzung des „Horts an der Schule“ hätte allerdings zur Folge, dass wir aufgrund der anzunehmenden größeren Nachfrage eine neue räumliche Lösung gefunden werden müsste, da die jetzige Liegenschaft an ihre Grenzen stößt. Acht bis zehn weitere Räume müssten so im Grundschulneubau einberechnet werden, da Klassenzimmer bisher aufgrund von Vorgaben nicht für die Nutzung als Horträumlichkeiten zugelassen sind. Jedes Modell hat grundsätzlich unterschiedliche Anforderungen, deshalb gilt es bereits jetzt bei den Planungen die richtigen Weichen zu stellen. Neue Formen an der Schule, gleich nach welchem Modell, bringen auch für die Lehrkräfte neue Herausforderungen mit sich."

Wie sehen Sie die Entwicklungen für den Bereich Grundschule innerhalb der Gemeinschaftsschule?

Sylvia Girnt: "Als Schulleitung sind wir im engen Austausch mit allen Kollegen, um die Möglichkeiten aufzuzeigen und zu diskutieren. Wichtig ist, dass es eine gute Lösung für die Kinder gibt. Die stehen im Mittelpunkt, was das Konzept betrifft. Dazu kommen die Erwartungen der Eltern. Hier ist bereits jetzt ein Austausch wichtig.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Christoph Nau: "Zunächst müssen wir uns als Schule und die Gemeinde als Schulträger im engen Austausch über die Regelungen informieren."

Benjamin Finis: Wir werden mehrgleisig fahren. Zum einen wird es eine Umfrage geben, was den Bedarf betrifft. Weiter ist ein Austausch mit Vertretern aus den Zielgruppen geplant. Dabei werden zum einen Elternvertreter aus der Krippe, Kindergarten und der Schule sowie dem Hort angesprochen. Diese Interessenvertreter spielen beim Meinungsbildungsprozess für den Gemeinderat eine entscheidende Rolle. Zudem werden die Mitarbeiter aus dem Hort und auch das Lehrerkollegium in die Überlegungen aktiv eingebunden.

Am Ende entscheidet der Gemeinderat über die Weichenstellung, weswegen im Gremium über die relevanten Perspektiven ausgetauscht werden muss. Hierzu sollen die Interessenvertreter öffentlich eingeladen werden, so dass eine Entscheidung breit vorab diskutiert werden kann. Voraussichtlich im Herbst soll der Gemeinderat dann eine Richtungsentscheidung inklusive aller räumlichen und finanziellen Folgen treffen. Der Prozess erfordert viel Abstimmungsarbeit und wir sind sehr interessiert daran, eine möglichst gute und breite Basis für eine Entscheidungsfindung zu schaffen. Dank der vermeintlich „frühen“ Auseinandersetzung mit dem Thema haben wir die Zeit, um die unterschiedlichen Aspekte gründlich zu bearbeiten – denn für konzeptionelle Entwicklungen einer Betreuungsform sind drei Jahre nicht viel Zeit. Konzepte, Räume und die Personalsuche brauchen einfach einen üppigen zeitlichen Vorlauf. Wichtig bei aller Diskussion ist uns, dass die Qualität der Betreuung, gleich in welcher Form, sichergestellt wird."

Christoph Nau: "Im Vorfeld zur Umwandlung in die Gemeinschaftsschule hatten wir einen Schulbeirat eingerichtet. Der Austausch in so einem Gremium macht aber erst dann Sinn, wenn die notwendigen Informationen vorhanden sind und eine Haltung von Lehrerkollegium, Schulleitung und Verwaltung vorhanden ist. Diese kann dann die Basis für eine Diskussion sein und wir sind gespannt, welche Form wir schlussendlich umsetzen."