„Ein Hoffnungsschimmer für die Sindelfinger Kulturlandschaft“
Sindelfingen. „Der Artikel machte deutlich, dass die Stadtverwaltung massiv mit der Unzufriedenheit vieler engagierter Bürger über städtische Planungsabläufe und ihre enttäuschenden Ergebnisse konfrontiert wurde“, sagt Klaus Philippscheck, der sich seit vielen Jahren in der Kulturszene und für Stadtplanung in Sindelfingen engagiert.
Das „trotz aller Frustrationen mittlerweile jahrelange Engagement der Bürgerschaft“ habe damit zu tun, so der Tenor, dass die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben sei, für die Sindelfinger Innenstadt ein Projekt mit zu begleiten und zu unterstützen, das mit Begriffen wie „Frequenzbringer“ oder gar „Kulturleuchtturm“ als Rettung der Innenstadt angekündigt worden ist. „Dass die Sindelfinger Innenstadt - und damit die Gesamtstadt - diese dringend braucht, ist ein offenes Geheimnis“, sagt der frühere Stadtrat Herbert Rödling, der sich ebenfalls in der Initiative engagiert.
Die im April vorgelegten Pläne für das sogenannte „KuB“ werden diesen Zweck aber nicht erfüllen können, meint die Initiative.
Denn wieder einmal sehe es so aus, als ob man erst einmal einen Gebäudekomplex bauen lasse, um dann später über die konkreten Nutzungen im Einzelnen zu reden. Dabei müsse es professionell organisiert genau umgekehrt laufen: „Die zukünftigen Funktionen müssten so präzise wie möglich beschrieben werden, um sie dann baulich adäquat umsetzen zu können.“
Als Beispiel weist man auf den in den Plänen zu findenden „i-Punkt“ hin, der eine Form und eine Lage zeige, die es nicht ermögliche, Sindelfinger Bürger und Gäste über ihre Stadt, deren Historie, die sozialen und kulturellen Einrichtungen zu informieren - „und zwar mit persönlichen, aber auch digitalen und modernsten virtuellen Informationsquellen“.
„Problematische Vorgehensweise“
Das müsse doch aber genau die Funktion des „i-Punkts“ sein: „Willkommens-, Präsentations- und Informationszentrum darzustellen, also ein lebendiges Bürgerbüro. Aber in den Plänen wäre das nicht einmal im Ansatz zu erkennen.“
Die „problematische städtische Vorgehensweise“ sei auch beim Umgang mit dem Veranstaltungssaal zu erkennen.
Die Initiative unterstützt den Vorschlag aus dem Gemeinderat, hier einen spezialisierten Fachplaner heranzuziehen, der mit Unterstützung interessierter und kompetenter Bürger zuerst ein Konzept entwickeln und dann der Öffentlichkeit vorstellen müsste, das eine Chance habe, ein neues, lebendiges Kulturzentrum in Sindelfingen zu initiieren.
Bei der schwierigen Sindelfinger Situation sei es notwendig, sagt „Wir alle sind die Stadt“, im „KuB“ ein drittes Standbein zu entwickeln. „Dazu wird der Vorschlag gemacht, das Raumprogramm zu ergänzen durch eine Einrichtung, die einerseits an Sindelfinger Geschichte anknüpfe, andererseits hochmoderne digitale Strukturen nutze, um ein breites Publikum anzusprechen“, so Klaus Philippscheck.
Konkret heiße das zum Beispiel, das Sindelfinger Kulturhighlight des Rokoko-Salons des Bürgermeisters Gußmann „immersiv“, das heißt alle Sinne umfassend, auf virtuelle Art und Weise so zu präsentieren, dass dieser Raum ein gefragtes Zentrum für historische, aber auch jegliche anderen kulturellen Aspekte werden könne „und sich somit in der Zukunft einreihen könnte in die rasant wachsende Zahl solcher virtuellen Angebote, die die Kulturlandschaft gerade verändern. Wird Sindelfingen hier nicht aktiv, wird es in einem Kulturranking weiter zurückfallen“, sagt Klaus Philippscheck.
Diese drei Angebote könnten sich „hervorragend ergänzen und ein lebendiges Zentrum bilden, um das herum sich andere Aspekte - wie etwa aus dem Einzelhandel - sammeln könnten“, so Herbert Rödling.
Am Ort des „KuB“ befanden sich früher Färbereien und die dortige Schwippe war mal blau, mal gelb, mal rot.
„Das sollte aufgegriffen werden und das ganze Areal, auch der Hochturm, dem Thema Farbe und Design gewidmet werden. Dies könnte am und im Gebäude, im Freiraum und auch durch textile Skulpturen geschehen und so die geforderte Attraktivität erzeugen“, sagt Klaus Philippscheck.
„Anspruchsvolle Vorschläge“
Die Initiative „Wir alle sind die Stadt“ sei sich bewusst, dass dies „anspruchsvolle Vorschläge sind, die einen mutigen Sprung ins Neue verlangen“.
Aber anders sei der großen Gefahr nicht zu entgehen, einen Komplex entstehen zu sehen, der „keinerlei neue Impulse für die Innenstadt“ setze. Klaus Philippscheck: „Die jahrelange Untätigkeit in diesem Bereich erzwingt außergewöhnliche Anstrengungen und Ideen, die in den vorgelegten Plänen typischerweise vermisst werden. Dass aber die Diskussion um dieses Problem im Gemeinderatsausschuss begonnen worden ist, ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont der Sindelfinger Kulturlandschaft.“
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