

Sindelfingen. Zu einem Vortrag über „Sigfried Uiberreither alias Friedrich Schönharting - NS-Gauleiter und Reichsstatthalter“ von Professor Stefan Karner lädt die Stadt Sindelfingen am Dienstag, 15. November, um 19.30 Uhr ins Odeon der SMTT.
Über 77 Jahre liegen das Ende des Zweiten Weltkriegs und die NS-Diktatur zurück, doch ihre Spuren reichen mitunter bis weit in die Nachkriegszeit. Bald nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Dr. Sigfried Uiberreither von Hitler zum Gauleiter und Reichsstatthalter in der Steiermark, 1941 zum Chef der Zivilverwaltung Untersteiermark (Slowenien) und 1944 zum Reichsverteidigungskommissar ernannt. Er stieg damit in die oberste Führungsriege des NS-Systems auf.
1945 wurde Uiberreither von den Briten inhaftiert und nach Nürnberg gebracht, wo er im internationalen Kriegsverbrecherprozess als „Zeuge“ aussagte, eine Verurteilung war in einem Kriegsverbrecherprozess in Ljubljana/Laibach vorgesehen, wohin er überstellt werden sollte. Während der Überstellung gelang ihm unter bisher ungeklärten Umständen die Flucht aus alliiertem Gewahrsam. 1947 ließ er sich mit einer neuen Identität als „Friedrich Schönharting“ in Sindelfingen nieder. Seine Frau und seine Kinder konnten in der Folge nachziehen.
Uiberreither arbeitete bei der Firma Bitzer, später bei der Deutschen Bundesbahn. 1984 ist er in Sindelfingen gestorben, ohne dass seine wahre Identität öffentlich geworden ist. 2017 hat die SZ/BZ die Geschichte aufgegriffen. Die Stadtverwaltung hat zugesagt, sich um die historische Aufarbeitung zu bemühen und kooperiert dazu mit der Historischen Landeskommission der Steiermark.
Die Historische Landeskommission der Steiermark hat Prof. Dr. Stefan Karner gebeten, eine Biografie über Sigfried Uiberreither alias Friedrich Schönharting zu verfassen. Die Stadt Sindelfingen unterstützt dieses Forschungsprojekt, da an der Aufarbeitung der Geschichte Uiberreithers ein hohes lokalgeschichtliches Interesse besteht. Stefan Karner hat sich seit den 1980er Jahren mit dem Nationalsozialismus in der Steiermark befasst und als erster bereits 1986 auf den Tod Uiberreithers in Deutschland im Jahr 1984 hingewiesen und seine Rolle beleuchtet. Damals war man in der historischen Forschung von einem Verbleib Uiberreithers in Südamerika ausgegangen.
Am Dienstag, 15. November wird Prof. Karner um 19.30 Uhr in Sindelfingen im Odeon der SMTT (Wolboldstraße 21, Bild: Stampe/Archiv) einen Vortrag zu „Sigfried Uiberreither alias Friedrich Schönharting – Gauleiter und Reichsstatthalter“ halten. Da die Forschungen noch andauern, werden Zeitzeugen gesucht, die zu „Schönhartings“ Zeit in Sindelfingen (1947 bis 1984) Hinweise geben können.
Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung Sindelfingen ist Stadthistoriker Horst Zecha, der in den Vortrag einführen wird und ebenfalls für Fragen und Informationen zur Verfügung steht. Der Eintritt zum Vortrag ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich