Dr. Wolfgang Röhm ist im Alter von 68 Jahren gestorben.
Bild: Röhm Medien
Sindelfingen. Als Verleger, Gesellschafter und Geschäftsführer widmete Dr. Wolfgang Röhm sein berufliches Wirken über 40 Jahre und in der 4. Generation ganz dem Familienunternehmen Röhm, das im nächsten Jahr sein 135-jähriges Jubiläum feiert. Darüber hinaus engagierte er sich stark für die Zukunft der lokalen Medien in Deutschland und in hohem Maß für seine Heimatstadt Sindelfingen. Als stellvertretender Vorsitzender des Vereins City-Marketing Sindelfingen, als Aufsichtsrat der Vereinigten Volksbanken oder als Mitglied und Förderer der Hilfsorganisation „Nachbarn in Not“.
Unternehmerisches Denken und Handeln waren Wolfgang Röhm in die Wiege gelegt. Seine Eltern Marga und Werner Röhm setzten fort und gaben an die nächste Generation weiter, was Firmengründer Konrad Röhm 1890 in Sindelfingen begonnen und aufgebaut hat. Nach Abitur am Pfarrwiesengymnasium, Bundeswehr, Studium und Promotion an der Universität Mannheim startete Dr. Röhm seinen beruflichen Weg nicht im Verlag, sondern in der Böblinger Zentrale des amerikanischen Technologieunternehmens Hewlett-Packard und steigt 1984 ins Familienunternehmen ein.
Schnell erweiterte er das Unternehmen mit der Übernahme des Verlags Schmidt & Dreisilker, der unter anderem die Magazine Rudersport und die Deutsche Hockey-Zeitung herausgibt. Der Sportverlag gehört bis heute zum Portfolio von Röhm-Medien.
Ein Meilenstein in der Geschichte des Familienunternehmens ist 1990 die Gründung der Torgauer Verlagsgesellschaft. Zusammen mit den Torgauern Benno Kittler und Thomas Stöber haben Werner und Dr. Wolfgang Röhm nur wenige Wochen nach der deutschen Wiedervereinigung ihren Beitrag zum Aufbau der neuen Bundesländer geleistet, und in der Sindelfinger Partnerstadt mit der Gründung des Neuen Torgauer Kreisblatts die freie Presse in der Stadt an der Elbe wiederbelebt. Dank dieser einzigartigen Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Ost und West entstand in Torgau nicht nur eine eigenständige Lokalzeitung, sondern auch ein mittelständisches Unternehmen mit neuen Arbeitsplätzen.
Nach dem Tod von Werner Röhm im Jahr 1992 führt Dr. Wolfgang Röhm das Unternehmen zusammen mit seinen Brüdern Ulrich und Peter. Mit der Familie als starkes Fundament entwickelt sich die Firmengruppe kontinuierlich weiter und expandiert. Dr. Röhm erkennt früher als andere, dass die Zustellung für die Zukunft von Zeitungsverlagen ein wichtiges Standbein werden kann. Heute ist die BW-Post Böblingen zusammen mit weiteren Gesellschaften der zweitgrößte Anbieter von Postdienstleistungen in Süddeutschland.
Mit der Gründung der Sindelfinger Zeitung im Jahr 1890 durch Konrad Röhm begann die Firmengeschichte von Röhm und in diesem Sinne galt das Hauptaugenmerk von Dr. Wolfgang Röhm immer seiner Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung. Sein Ehrgeiz und seine Überzeugung, dass Qualitätsjournalismus auch bei Lokalzeitungen möglich und notwendig ist, hat Dr. Röhm nicht nur in die eigene Redaktion getragen. Auch im Aufsichtsrat der Südwestdeutschen Medien-Holding (SWMH), zu der unter anderen die Stuttgarter Nachrichten, die Stuttgarter Zeitung und die Süddeutsche Zeitung gehören, im Verband der deutschen Lokalzeitungen und Lokalmedien (VdL) oder in der Jury für den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, galt sein Engagement einem konstruktiven Journalismus, der sich für die Region einsetzt.
Dass die SZ/BZ im Jahr 2015 den Deutschen Lokaljournalistenpreis gewonnen hat, der als Oscar des Lokaljournalismus gilt, ist für den SZ/BZ-Verleger die Bestätigung des eigenen Qualitätsanspruchs. Ein Ruhekissen ist dieser Preis nicht. Wolfgang Röhm sieht die Auszeichnung als Ansporn und fordert weiter Qualität und neue Formate. Dass die SZ/BZ regelmäßig zu den Preisträgern des ebenso renommierten European Newspaper Awards gehört, passt ins Bild. Über eine gelungene Gestaltung hat sich der SZ/BZ-Verleger genauso gefreut, wie über eine lesenswerte Reportage und einen saftigen Kommentar.
So wie sich der Verleger für den Lokaljournalismus stark macht, so sehr setzt sich der Bürger und Unternehmer Wolfgang Röhm für die Entwicklung seiner Heimatstadt ein. Ungeduldig, aber immer konstruktiv bohrt er in den verschiedenen Gremien nach, wenn es seiner Meinung nach zu langsam geht oder wenn die Abläufe zu kompliziert sind.
Dass Wolfgang Röhm seine Spuren in Sindelfingen hinterlassen hat, schreibt Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer in einem Nachruf: „Dr. Wolfgang Röhm war ein großer Verleger. Er hat in der Familientradition die SZ/BZ in die Zukunft geführt und es geschafft, den Verlag in einem zunehmend härteren Wettbewerb als unabhängiges mittelständisches Unternehmen zu erhalten. Damit hat er einen wichtigen Beitrag geleistet, dass unsere lokale Demokratie in einem lokalen Medium eine Plattform findet und dass die Kommunalpolitik und das Kommunalgeschehen für die Menschen in unserer Stadt wahrnehmbar und erlebbar stattfinden. Als große Unternehmerpersönlichkeit hat er das Unternehmen zudem über den Verlag hinaus kraftvoll ausgebaut.
Er war aber nicht nur Verleger und Unternehmer, sondern auch ein engagierter Bürger und eine geschätzte Persönlichkeit in unserer Stadt. Dr. Wolfgang Röhm war durch und durch Sindelfinger, und er engagierte sich mit Herzblut und Leidenschaft für unser und sein Sindelfingen. Dabei lag ihm insbesondere die Weiterentwicklung der Innenstadt am Herzen. Er war wichtiger Impulsgeber und Ratgeber und brachte zahlreiche Ideen zur Stärkung der City mit ein. Als Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des City-Marketing Sindelfingen e.V. setzte er viele dieser Ideen zur Belebung der Stadtmitte engagiert um. Gerade auch die Unterstützung des Wochenmarkts war ihm eine Herzensangelegenheit.“
In der Tradition seines Vaters hat Dr. Wolfgang Röhm die Weichen für die Zukunft von Röhm-Medien frühzeitig gestellt und 2020 die Geschäftsführung an seine Söhne Dr. Christian Röhm und Dr. Andreas Röhm übergeben. „Ich sehe mich als Treuhänder der Familie“, sagt Wolfgang Röhm damals vor den Mitarbeitern im Röhm-Gebäude in der Böblinger Straße 76 und formuliert so Wunsch und Versprechen, die Tradition des Familienunternehmens über sein eigenes Wirken hinaus fortgeführt zu sehen.
Sein früher Tod tut weh. Allen, die ihn geliebt, gekannt und geschätzt haben.
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