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Sindelfingen/Berlin: Johannes Held, Organisator des Kundliedfestivals "Zwerg", startet eine Online-Petition zur Unterstützung freischaffender Künstler

"Fördertöpfe bringen den meisten Künstlern nichts"

Johannes Held, seit 2012 Veranstalter des Sindelfinger Kunstliedfestivals "Zwerg" hat eine Online-Petition gestartet. Der heute in Berlin mit seiner Frau Lucy und dem gemeinsamen Sohn Demian lebende Opern- und Liedsänger fordert darin die die Kultusministerkonferenz und Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf, einen Notfallfonds für freischaffende Künstler aufzulegen.
Von unserem Mitarbeiter 
Bernd Heiden
Johannes Held                                          Erik Underbjerg/z

Johannes Held Erik Underbjerg/z

Die SZ/BZ hat sich mit dem aus Maichingen stammenden Sänger unterhalten.

Zunächst die Frage: Geht es Ihnen gut?

Johannes Held: "Ja, es geht uns sehr gut. Demian ist 6 Monate alt geworden und kriegt gerade seinen 2. Zahn. Das zu sehen freut den Papa."

Haben Sie derzeit Verdienstmöglichkeiten oder ist Ihnen alles weg gebrochen durch die Pandemie?

Johannes Held: "Es gibt kleinere Online-Sachen, an denen ich arbeite. Aber das ist alles sehr eingeschränkt. Zum Beispiel hat mich die Hugo Wolf-Akademie angefragt, ob ich nicht einen digitalen Beitrag machen kann für die jetzt von der Akademie intiierte digitale Liedbühne. Aber das ist alles sehr eingeschränkt."

Anfang März wurde klar, dass alle Konzertveranstaltungen abgesagt werden müssen. Wie hat Sie das getroffen

Johannes Held: "Massiv. Die Osterzeit ist neben Weihnachten die Haupteinnahmezeit für klassische Musiker. Durch Konzertabsagen habe ich rund 20000 Euro eingebüßt, unter anderem sind Auftritte im Mailänder Dom und in Kopenhagen geplatzt, wo sogar für mich etwas komponiert worden war."

Haben Sie irgendwelche der in verschiedenen Töpfen aufgelegten Hilfen in Anspruch nehmen können?

Johannes Held: "Wir hatten das Glück, dass wir in Berlin leben, wo ein Soforthilfefond eingerichtet wurde. Das ging problemlos. Sonntag haben wir den Antrag gestellt, Mittwoch war das Geld da."

Dennoch fordern Sie mit Ihrer Online-Petition vom Bund die Einrichtung eines Nothilfefonds für freischaffende Künstler. Warum

Johannes Held: "Es gibt zwar vereinzelte öffentliche Unterstützungsinitiativen, die für Künstler funktionieren. Aber die aufgelegten Fördertöpfe sind wie in Berlin entweder schon wieder geleert oder begrenzt auf einzelne Länder, wie Baden-Württemberg. Die Hilfsfonds auf Bundesebene erstatten nur die Betriebskosten. Das bringt den meisten Küntlern gar nichts. Wenn sie keine Auftritte mehr haben, haben sie keine Betriebskosten. Aufkommen für den Lebensunterhalt ist bei diesen Töpfen nicht vorgesehen."

Frau Grütters wird Ihnen antworten: Ich habe vollstes Verständnis, aber kann leider nichts machen. Kultur ist Ländersache.

Johannes Held: "Die Frage ist eben, wie man die geforderten Hilfen interpretiert. Als Kulturmaßnahme oder als Wirtschaftshilfe. Wirtschaftshilfe fällt in die Zuständigkeit des Bundes und genau so sehe ich das."

Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten Ihrer Petition ein?

Johanes Held: "Meine Petition ist nicht die Erste und vorherige Initiativen haben auch schon etwas bewegt. Auf Nachfragen von Journalisten musste Monika Grütters sich immerhin schon mal erklären. Aber letztlich hängt alles davon ab, ob man Hilfe geben will oder nicht."

Was wird eigentlich aus ihrem 5. Kunstliedfestival der Zwerg? Das sollte Ende Juli starten. Haben Sie das Festival schon abgeblasen?

Johannes Held: "Nein. Veröffentlichungsstart und Beginn des Kartenvorverkaufs waren zwar für Anfang April geplant. Das haben wir zurück gestellt. Aber der Zwerg hat zumindest den Vorteil, dass er nicht als Großveranstaltung gilt. So habe ich momentan immer noch Hoffnung, dass der Zwerg stattfinden kann, wenn auch wahrscheinlich unter Auflagen wie reduziertem Platzangebot. Jedenfalls schauen wir jetzt schon nach zusätzlichen Übertragungsmöglichkeiten, etwa über Radio oder Online. Auch wenn ein Internetübertragung nicht kostenlos sein wird, immerhin hätten wird damit die Chance auf potenziell unbegrenztes Publikum."

Zur Petition geht es hier