

**Fischen im Trüben: **Jetzt jagen wir also die nächste Pandemietreiber-Sau durchs Dorf. Neuerdings hat man sich auf die Tagesausflügler eingeschossen. Also diejenigen, die ein paar Kilometer fahren, um sich in der Natur, an der frischen Luft zu bewegen und den Spazier-Autobahnen in den Ballungsräumen zu entkommen.
Ich gebe zu: ich bin einer von ihnen. Ich war mit Tourenski im Südschwarzwald unterwegs, mit Wanderschuhen auf der Schwäbischen Alb und mit dem Mountainbike im Schönbuch. Menschen bin ich hier wie da kaum begegnet. Sobald man sich wenige hundert Meter von den Parkplätzen wegbewegt, ist man praktisch allein unterwegs. Man trifft jedenfalls auf deutlich weniger Personen, als rund um die Böblinger Seen, direkt vor meiner Haustür. Die Wenigen, die unseren Weg kreuzen, haben ein Lächeln auf dem Gesicht, sind für einen Moment glücklich und zufrieden, denken ausnahmsweise nicht an Lockdown, Impfchaos und Inzidenzwerte, Kinder wühlen gedankenverloren im Schnee. Es ist eine kleine Auszeit von der Tristesse und allemal gesünder, als auf der heimischen Couch zu versauern.
Zudem kommt niemand nach einem Tag im Wald auf die Idee, vor lauter Langeweile am Abend zu Hause noch eine Party zu schmeißen. Dass das Infektionsrisiko an der frischen Luft äußerst gering ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Solche Kleinigkeiten interessieren in der aufgeheizten Diskussion ohnehin nicht mehr und ein paar Falschparker in Deutschen Mittelgebirgen scheinen manch einem Politiker derzeit sehr gelegen zu kommen. So muss man weniger unbequeme Fragen in Bezug auf Gesundheitsämter, Seniorenheime, Impfstoffe und Strategien für Schulen, Kitas, Einzelhandel und Gastronomie beantworten und kann nebenbei noch Handlungsfähigkeit beweisen.
Ein Verkehrschaos wie zuletzt im Nordschwarzwald ist ärgerlich und mit etwas Nachdenken auch vermeidbar, dürfte sich nach den Feiertagen aber erledigt haben. Höchste Zeit also, sich wieder auf Dinge zu konzentrieren, die die Infektionszahlen wirklich beeinflussen. Die Einschränkung des Bewegungsradius ist verzweifelter Aktionismus und gehört garantiert nicht dazu. Gut, dass Winfried Kretschmann das offensichtlich ähnlich sieht.