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Kreis Böblingen

Für die Natur: Zum Aufwärmen Hacke oder Gießkanne statt Hockeyschläger

Projekt „Insektenfreundliche Kommune“ des Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Böblingen bei der Hockeyabteilung der Sportvereinigung Böblingen.

Von Ronald Lars
Als Ausgleich für den Kunstrasenplatz und versiegelte Bereiche wurden bei der Hockeyabteilung der SVB Maßnahmen zum Schutz und Förderung der Artenvielfalt getroffen.

Als Ausgleich für den Kunstrasenplatz und versiegelte Bereiche wurden bei der Hockeyabteilung der SVB Maßnahmen zum Schutz und Förderung der Artenvielfalt getroffen.

Bild: Z

Kreis Böblingen. Umweltbildung ist einer der Schwerpunkte des Projekts „Insektenfreundliche Kommune“, des Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Böblingen (LEV). Ein weiterer Baustein war das Angebot einer Biodiversitätsberatung zur Pflege eigener Flächen.

Die Hockeyabteilung der Sportvereinigung Böblingen (SVB) hatte sich hier 2023 beworben und mit der Motivation überzeugt, auf den Freiflächen, die nicht für den Sportbetrieb gebraucht werden, einen möglichst ökologisch hochwertigen Ausgleich für den Kunstrasenplatz und versiegelte Bereiche zu schaffen. Im Rahmen der Beratung und mit Hilfe einer Fachplanerin wurde ein umfangreiches Konzept erarbeitet und 2024 fertiggestellt. Es enthält zahlreiche Maßnahmen, die zum Schutz und Förderung der Artenvielfalt auf dem Gelände beitragen.

Naturnahe Umgestaltung eines Beetes

Die Wahl für eine erste Umsetzung fiel auf die naturnahe Umgestaltung des Beetes im Eingangsbereich der SVB-Hockey-Räumlichkeiten auf dem Schulhof des Otto-Hahn-Gymnasiums, welches die Stadt Böblingen der Hockeyabteilung dafür zur Verfügung gestellt hatte. Die bestehende Bepflanzung wurde mit heimischen, trockenheitsverträglichen Stauden und Gräsern in den Vereinsfarben blau und weiß ersetzt.

Ergänzt durch Zwiebelpflanzungen und Gestaltungselemente wie Stein- und Totholzhaufen wurde ein neuer, vielfältiger Lebensraum für die heimische Insektenwelt geschaffen. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie durch Vereine und auch auf kleinen Flächen ein wichtiger Beitrag geleistet werden kann. Denn: Jeder Quadratmeter zählt. Und weil es mit dem Anlegen des Beetes natürlich nicht getan ist, steht jetzt jeweils zum Aufwärmen vor dem eigentlichen Training die Beetpflege an - an Stelle des Hockeyschlägers werden dann Hacke oder Gießkanne geschwungen, damit das Beet wachsen und gedeihen kann. Dabei darf jeder mit anpacken.

Besuch in Kitas

Die Umweltbildung stellt einen weiteren wesentlichen Baustein dar. Dabei besuchen Streuobstpädagoginnen und -pädagogen Kindertagessstätten und vermitteln anschaulich, wie wichtig die Insektenwelt für uns ist. „Jedes Jahr steigt die Anzahl der Umweltbildungseinheiten und die Rückmeldungen aus den Kitas sind sehr positiv“, betont Martin Wuttke, Umweltdezernent beim Landkreis Böblingen. Dieses Jahr profitieren insgesamt etwa 1100 Kinder an rund 115 Kitas in allen 26 Gemeinden und Städten im Landkreis Böblingen von dem Projekt. Der Landkreis trägt die Kosten hierfür.

„Die Kinder werden spielerisch für das Thema Wildbienen begeistert und lernen etwas rund um deren Lebensweise und Bedeutung für die Menschen.“ In der etwa einstündigen Einheit geht es nicht nur darum, wie Wildbienen aussehen und leben, sondern es geht auch darum, dass die eigene Vesperdose ohne die Arbeit der fleißigen Insekten leer wäre. In angelegten Blühflächen können die Kinder das wilde Insektentreiben selbst beobachten.

Insektenfreundliche Kommunen

Seit fünf Jahren koordiniert der LEV das Projekt „Insektenfreundliche Kommune“. Gestartet wurde 2020 mit den fünf Gemeinden Bondorf, Deckenpfronn, Jettingen, Mötzingen und Weissach, finanziell unterstützt durch das Förderprogramm „Leader Heckengäu“. Seit 2022 übernahm der Landkreis die Finanzierung und ermöglichte die Teilnahme aller Landkreis-Kommunen am Projekt. Ziele sind vielfältige Insektenschutzmaßnahmen, um zu zeigen, dass Jeder etwas tun kann, um die heimische Artenvielfalt zu fördern. Denn Insekten stehen nicht nur am Anfang vieler Nahrungsketten und sind somit ein Grundpfeiler für die Biodiversität, sondern leisten als Bestäuber auch einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Nahrungsmittel-versorgung.

Das Maßnahmenangebot umfasst neben den genannten Bausteinen auch noch Bauhofschulungen, das Verteilen von heimischem Saatgut, der Beratung zur Anlage und Pflegeumstellung kommunaler Grünflächen oder auch der vielfachen Information in Form von Veranstaltungen.