

Gechingen. Die Zeiten, in denen während der Heuernte abends das ganze Dorf von den Hammerschlägen beim Sensendengeln widerhallte, oder als man in die offene Werkstatt des Dorfschmieds hineinsehen und zugucken konnte, wie glühendes Metall bearbeitet wurde, sind vergangen. Die seltene Gelegenheit, Handwerksarbeit, wie sie einst in jedem Dorf gebräuchlich war, kennenzulernen, bietet sich am 6. August am „Handwerkertag“ im Appeleshof in Gechingen.
Bevor es in Fabriken hergestellte Massenware zu kaufen gab, wurde auf dem Land möglichst viel von allem zum Leben Notwendige autark produziert. Vom Hausbau bis zu Textilien, Werkzeug, Wagen, Möbeln und natürlich dem Anbau und der Konservierung von Lebensmitteln kam alles aus dem eigenen oder benachbarten Dörfern. Dabei spielte auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle: Wartungsarbeiten, Reparaturen und Ausbessern waren wichtige Arbeitsfelder der Handwerker.
In Gechingen gab es im 16. Jahrhundert nachweislich einen Bäcker, drei Schneider, einen Schmied und einen Schreiner. Die Gechinger Mühle wird 1330 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Mit der Entstehung der Tuchindustrie ab 1510, bei der Wolle aus der Schafzucht im Heckengäu verarbeitet wurde, ließ die Calwer Compagnie Tuch in Heimarbeit weben, und in vielen Stuben in Gechingen und allen Dörfern in der Gegend standen Webstühle. Es gab auch einen Färber, und für den Eigenbedarf wurde der selbst angebaute Flachs verarbeitet.
Man muss heute dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich die historischen Techniken aneignen und bereit sind, sie vorzuführen und zu erklären. So wird Herr Walz, der in seiner Schmiede Tür- und Torbeschläge, Schuhabkratzer, Ofenstangenhalter nach historischen Vorbildern herstellt, einen kleinen Amboss und eine Feldesse mitbringen und das Schmieden von Haken und Nägeln vorführen.
Auch das Sensendengeln wird am Handwerkertag von Bernd Eßlinger und seinen Söhnen gezeigt. Die Schneidekante der Sense (Dangel genannt) wird dabei durch Hämmern zu einer scharfen Schneide ausgezogen – und jeder Schlag muss sitzen! Wenn Sie eine Sense mitbringen, können Sie sie fachmännisch vollendet schärfen lassen! Es ist aber unbedingt zu beachten, dass mitgebrachte Sensen von Rost und Schmutz frei sein müssen, da sonst kein Dengeln möglich ist.
Von der Heckengäu-Brennerei gibt es Fässer und Informationen zur Geschichte der Brennerei, und der Gechinger Claus Schwarz demonstriert die unentbehrliche Tätigkeit der Imker und bringt Honig aus eigener Produktion mit. Das Heimatmuseum Appeleshof in der Kirchstraße 2/2 ist am Aktionssonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet und der Eintritt ist frei.