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Hocketse, Druckerei-Führungen, Talk und Biennale

Großer Andrang beim SZ/BZ-Leserfest

Eine bunte Mischung aus Hocketse, Tag der offenen Tür und Unterhaltung: Das ist das SZ/BZ-Leserfest. Und diese Mischung kommt an: Mehrere hundert Besucher kamen am Samstag zum SZ/BZ-Verlagsgebäude in die Böblinger Straße.
Von Isabell Gospodarczyk

Sindelfingen. Wie entsteht eigentlich die Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung? Für die Besucher des SZ/BZ-Leserfests öffneten sich die Tore der Druckerei bei laufender Produktion. Denn am Samstag wurde im Z-Druck die Sonderbeilage „Hier ist Zukunft“ gedruckt, die am Donnerstag der SZ/BZ und am Freitag dem Wochenblatt Böblingen beiliegen wird.

Die SZ/BZ selbst wird nachts ab etwa 23.30 Uhr gedruckt. „Das wollten wir unseren Lesern natürlich nicht zumuten“, so Redaktionsleiter Tim Schweiker, der im Wechsel mit Z-Druck-Geschäftsführer Peter Röhm gleich mehrere Besuchergruppen führte.

Zum SZ/BZ-Leserfest eingeladen waren auch politische Gäste. Sie stellten sich den Fragen von Verlagsleiter Hans-Jörg Zürn. Der sprach mit dem Sindelfinger Stadtrat Richard Pitterle beispielsweise über die aktuellen Bauprojekte in Sindelfingen. Das Geld sei bei Projekten wie dem Post-/Voba- oder dem Krankenhaus-Areal nicht das Problem, so der frühere Linken-Bundstagsabgeordnete: „Wir haben die höchste Gewerbesteuer in der Geschichte Sindelfingens mit über 200 Millionen Euro. Aber die Fachkräfte zu bekommen – das wird schwer.“ Das ziehe sich über viele Bereiche: Es fehle auch an Erziehungskräften und Busfahrern. „Es droht die Gefahr, dass Riesen-Projekte deshalb auf der Strecke bleiben“, so Richard Pitterle.

Den Böblinger Bundestagsabgeordneten der CDU, Marc Biadacz spricht der SZ/BZ-Verlagsleiter auf die aktuelle Bundespolitik an. „Über das Heizungsgesetz haben sich die Menschen bereits ein Urteil gebildet“, so Biadacz, „jetzt profitieren die linken und rechten Lager. Ganz links und rechts gibt es aber keine Lösungen, sondern reinen Populismus.“ Die CDU selbst werde Vorschläge einbringen, wie man das Gesetz verbessern könne, so der Bundestagsabgeordnete.

Gäste von der „Schwarzen Mühle“

Der FDP-Landtagsabgeordnete aus Weil der Stadt, Hans Dieter Scheerer hat kürzlich eine Petition gegen einen „XXL-Landtag“ eingereicht. „Haben Sie nicht Angst, sich selbst die Stühle wegzunehmen?“, fragt Hans-Jörg Zürn. Hans Dieter Scheerer: „Eigentlich sollten 120 Abgeordnete im Landtag sitzen. Derzeit sind es 154. Es könnten sogar über 200 werden.“ Das könne nicht angehen, denn die Abgeordneten seien beruflich nicht darauf angewiesen, sagt der Rechtsanwalt.

Neben politischen Themen kam auch die Kultur nicht zu kurz. Der Sindelfinger Kulturamtsleiter Markus Nau fand zwischen seinen vielen Terminen, die bei der fünften Biennale täglich anstehen, Zeit für das Leserfest. „Ich arbeite zurzeit 24/7“, so der Kulturamtsleiter. Über 100 Veranstaltungen in vier Wochen, das ist eine Hausnummer.“

Eine davon ist die Rock-Oper „Die Schwarze Mühle“, von der die SZ/BZ-Leser am Samstag eine Kostprobe erhielten. Die Rock-Oper basiert auf der weltbekannten, sorbischen Sage über Krabat und verwandelt derzeit die Klosterseehalle in einen mystischen Ort, in der ein Bühnenbild die Besucher in düstere Welten voller Machtmissbrauch und Ausbeutung eintauchen lässt. Doch Regisseur Ingo Sika, der den Müller spielt, der junge Krabat Bennet Weber schlüpft, und seine Liebe, gespielt von Alexa Wolf, schafften das auch auf der kleinen Bühne der SZ/BZ. Die Ballade „Gesang der Schwäne“ hallte durch den Hof und sorgte für viel Applaus.

Die Idee für die Rock-Oper hatte Ingo Sika bereits vor 10 Jahren. „Aber solch ein gewaltiges Projekt – es sind über 100 Mitwirkende – kann man nur im Rahmen einer größeren Veranstaltung wie der Biennale stemmen“, so der Regisseur. Und die Rock-Oper findet großen Anklang. So groß, dass es sogar zwei Zusatz-Aufführungen geben wird. Tickets dafür sind ab Montag erhältlich.

SZ/BZ-Verleger Dr. Christian Röhm ist begeistert vom Leserfest: „Ich bin überwältigt von den vielen Besuchern, die solch ein großes Interesse an unserer Zeitungsproduktion zeigen.“ Er selbst stand am Grill und versorgte die Besucher mit Roten und Bratwürsten. „Ich habe tolle Gespräche mit Leserinnen und Lesern geführt. Darunter waren auch welche, die bereits seit über sechzig Jahren die Zeitung abonnieren.“

Eine weitere Besonderheit beim SZ/BZ-Leserfest: Alle Stationen sind mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besetzt, darunter auch Geschäftsführer Dr. Andreas Röhm am Getränkewagen. „Es ist toll, dass so viele mitmachen. Allen gebührt dafür großer Dank“, so Kornelia Cziomer, die nicht nur Messen für Röhm-Medien organisiert, sondern auch Veranstaltungen wie dieses Fest.

Dieter Grieb aus Maichingen mit Beschallungstechnik, Frank Ockert (X-Events) und Gastronom Kai Hammami (unter anderem Wiesengarten, Corners, Stadthalle und Sindelfinger Freibad) sorgten für den reibungslosen Ablauf.

Ein Fest für die Zusteller

Das Programm beim SZ/BZ-Leserfest begann mit einem Fest für die Zustellerinnen und Zusteller. Ob SZ/BZ, Wochenblatt oder Briefe und Päckchen – bei Röhm-Medien hat die Logistik einen großen Stellenwert. „Für uns ist es entscheidend, dass alle unsere Produkte verlässlich bei den Kunden ankommen“, sagt Dr. Andreas Röhm, der diesen Bereich verantwortet.

Rund ein Million Sendungen stellen die Austrägerinnen und Austräger der BW-Post zu. „Wir sind stolz, dass wir mittlerweile auch die gesamte Geschäftspost von Volksbank und Sparkasse in die Briefkästen bringen. Dazu kommen Wahlunterlagen der Kommunen. Das ist ein enormer Vertrauensbeweis“, sagt Post-Geschäftsführer Christoph Deninger.

Ingo Hille, als Geschäftsführer für die Zustellung von Zeitung und Wochenblatt verantwortlich, hat etwa 100 Zusteller für die SZ/BZ in seinem Team und gut 350 für die kostenlose Wochenzeitung WB: „Wir sind dabei ständig auf der Suche nach neuen Trägerinnen und Trägern. Das ist aktuell eine unserer größten Herausforderungen.“

Wie sehr das Austragen der Tageszeitung Spaß machen kann, erzählt die Sindelfingerin Ingrid Seitz (Foto): „Ich mache das jetzt schon über 42 Jahre und finde es immer noch prima, morgens durch die Innenstadt zu laufen, wenn alles ruhig und friedlich ist.“ Dass ihr dabei ab und zu auch mal ein Nachtschwärmer begegnet, gehört dazu: „Einer hat mich mal nach einem Café gefragt und wollte mich auch gleich einladen. Ich habe aber abgelehnt, schließlich wollen die Leute die Zeitung pünktlich im Briefkasten haben.“ zü