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Böblingen: Kabarettist Christoph Reuter gastiert im Alten Amtsgericht

Hanke-Brüder als Bonbon

„Guten Abend“, „Ich bin Christoph“, „Ich spiel erst mal“ lauten die Schilder, die der Pianist Christoph Reuter bei den Kultourmachern zu Beginn seines ersten Kabarett-Soloprogramms stumm vor das Klavier hängt. Bis er das Böblinger Publikum im rappelvollen Alten Amtsgericht „zum Mitsingen“ animiert. Um zu postulieren: „Jeder Mensch, der zwei Töne unterscheiden kann, ist wissenschaftlich gesehen musikalisch.“
Von unserer Mitarbeiterin Marina Schilpp

Der Musikkabarettist legt los: „Sie alle hören, ob ich fröhliche Melodien spiele oder nicht.“ Es wird ganz traurig. Und weiter: „Sie alle sind so musikalisch, dass Sie hören, ob ich richtig oder falsch spiele.“ Die Töne stehen fast Kopf. Da lässt Christoph Reuter einfließen: „Man müsste Klavier spielen können. Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen.“

Kurzer Wechsel zum Biologie-Unterricht. Zu den Walen, deren Lieder über eine Stunde dauern würden. Die meisten Wale würden in die Waldorfschule gehen, Waldemar und Waltraut heißen. „Dies ist die Walheit und nichts als die Walheit“, pflegten chinesische Wale zu sagen.

Weiter geht‘s zum Film. „Wichtig ist, dass der Film zur Musik passt“, meint er. Nicht ohne den Namen Schwarzenegger zu erwähnen. Und spielt Lieder wie „Don‘t worry be happy“ oder „Schau‘ mir in die Augen, Kleines“. Ins Musikgedächtnis gebrannte Melodien. Wie die Werbetracks. Schwenk:

Zeit für skurrile Komik über den armen Jazz-Poeten. Um beim nächsten Thema zu sein: „Der Jazzmusiker spielt 10 000 Akkorde vor fünf Leuten“, meint er. „Der Popmusiker spielt fünf Akkorde vor 10 000 Leuten.“ C-Kralle heißt das Zauberwort für letzteren, ein Klaviergriff, mit dem er einen ganzen Song begleiten könne. Reuter spielt sein Patent vor: „Das sieht aus, als ob eine Postkarte über die Klaviatur gleitet.“

So bewegt er sich quirlig, pfiffig und variantenreich durch die Welt der Musik, laut und leise, Dur und Moll, zackig und fließend. Stets im Dialog mit dem Publikum, ihm dessen Musikalität zu beweisen suchend, wieder und wieder improvisierend. Und nachdem der Berliner kürzlich die Hanke-Brothers aus dem Böblingen ach so „fernen Land“ Sindelfingen kennengelernt hat, stehen schließlich auch Fabian Hanke mit Tuba Tina, Jonathan Hanke mit Blockflöte und Cajon sowie Lukas Hanke mit Viola auf der Bühne. Ein klangvolles Bonbon. Mit Lokalkolorit.