"Ich wollte den Opfern eine Stimme geben"
Am 28. August 1988 veranstaltete die US Air Force auf der Ramstein Air Base den jährlichen Tag der offenen Tür. Geplant als das übliche fröhliche Volksfest mit spektakulärer Flugschau, wurde es durch den Zusammenstoß dreier Flugzeuge zu einer Katastrophe mit 70 Todesopfern und hunderten Verletzten.
"Das durchstoßene Herz" - so hieß makabrerweise die Flugfigur der italienischen Kunstfliegerstaffel Frecce Tricolori, die in Ramstein missglückte und die Katastrophe auslöste. "Das durchstoßene Herz" ist aber auch Metapher für das vielfache Leid und die Traumata, die Opfer, Hinterbliebene und Rettungskräfte erlebten.
Der Film „Ramstein - Das durchstoßene Herz“ erzählt von Opfern, die schwer verletzt werden, von Ärzten, die schwere Triage-Entscheidungen fällen müssen und von Familien, die Angehörige verlieren. Menschen, die noch nach Jahren mit ihren Traumata kämpfen, aber auch Menschen finden, die ihnen beim Weg in ein neues Leben helfen.
Die Regie hatte Kai Wessel, das Drehbuch hat der in Asperg bei Ludwigsburg lebende Autor Holger Karten Schmidt ("Lost in Fuseta") geschrieben. Der sagt über die Arbeit an dem Film: "Ich habe es für unangemessen gehalten, das Unglück als eine Folie für von mir erfundene Figuren zu benutzen, statt das authentische Schicksal echter Opfer zu erzählen. Ich bin dann mit der Haltung eines Chronisten an die Sache gegangen, der aber natürlich die Geschichten auswählt, sie in verschiedenen Zeitebenen miteinander verschränkt, der die Akzente, die Querverweise und die Schwerpunkte setzt. Das, was den Menschen damals widerfahren ist, ist im öffentlichen Bewusstsein schon lange verblasst. Wenn eine Generation von heute 'Ramstein' hört, denkt die an eine Band. Ich wollte mit dem Drehbuch zu diesem Film dazu beitragen, dass das, was da passiert ist, wieder ein wenig zurück ins öffentliche Bewusstsein rückt. Ich wollte den Opfern eine Stimme geben."
In der ARD-Mediathek
Zu sehen ist der Film am Mittwoch, 26. Oktober, 20.15 Uhr in der ARD sowie in der ARD-Mediathek.
Im Anschluss an den Fernsehfilm schlägt „Ramstein – Die Doku“ den Bogen in die Realität. Die Autoren Hans Jakob Rausch und Benjamin Arcioli fragen nach Verantwortung der Behörden, nach fahrlässigen Sicherheitskonzepten und nicht existierenden Notfallkonzepten.
Der Film verbindet die politische Ebene mit der persönlichen Geschichte von zwei Menschen, deren Leben durch das Unglück miteinander verbunden wurde. Die Doku zeigt, mit welchen Methoden die Verletzungen der Seele gelindert werden können, wie ein Hinterbliebener mit seinem Verlust umgeht und woraus er und ein Helfer heute Kraft schöpfen.