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Deutlicher Rückgang

IHK-Bezirkskammer Böblingen: Ausbildung im Konjunkturtief

Die Zahl, der bei der IHK-Bezirkskammer neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse fiel gegenüber dem Vorjahr deutlich um 5,9 Prozent.
Von Konrad Schneider
Die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe sank innerhalb von zehn Jahren von 747 auf 625.

Die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe sank innerhalb von zehn Jahren von 747 auf 625.

Bild: IHK-Bezirkskammer Böblingen

Kreis Böblingen. Nach einem Plus von 9,7 Prozent im Ausbildungsjahr 2023, folgte im Ausbildungsjahr 2024 ein herber Rückschlag für den Ausbildungsmarkt des Landkreises Böblingen. Dies wird in „Blitzlicht Ausbildung 2025“ der IHK-Bezirkskammer deutlich. Die Zahl, der bei der IHK-Bezirkskammer Böblingen neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse fiel gegenüber dem Vorjahr kräftig um 5,9 Prozent und lag im Dezember 2024 bei 1147 neuen Ausbildungsverhältnissen.

Der Präsident der IHK-Bezirkskammer Böblingen, Andreas Weeber, sagt dazu: „Trotz der aktuell verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung engagieren sich die lokalen Bildungsakteure weiterhin intensiv für die Stärkung des Ausbildungsmarkts im Kreis Böblingen. Ziel ist es, zum Beginn des Ausbildungsjahres 2025 die Zahl der Ausbildungsverhältnisse zumindest zu stabilisieren.“

Keine Trendumkehr

Zwar liegen die Zahlen absolut noch deutlich über den Werten von 2021 (1099) und 2022 (1096) - aber die erwartete dauerhafte Trendumkehr auf dem Ausbildungsmarkt hat damit einen deutlichen Dämpfer abbekommen. Sucht man nach den Gründen für diesen Rückgang, wird man schnell fündig. „Die konjunkturelle Lage vieler Betriebe hat sich im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. Aufträge aus dem In- und Ausland sind stark eingebrochen. Eine lähmende Bürokratie und ein Stillstand in der Politik vor den Bundestagswahlen haben ihr Übriges getan. In zahlreichen Unternehmen des Kreises wurde man infolgedessen vorsichtiger, was Neueinstellungen anbelangt. Auch die Ausbildung war hiervon vielfach betroffen“, teilt die IHK-Bezirkskammer mit.

So kam es laut IHK häufiger zu einer Reduktion der angebotenen Ausbildungsplätze oder gar zu einem Aussetzen der Ausbildung im Unternehmen. Trotz dieser Angebotsreduktion war es für die Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz immer noch sehr komfortabel. Nach wie vor suchen genügend Betriebe Auszubildende und angesichts der geringen Bewerberzahlen blieben einige Ausbildungsplätze unbesetzt, da die Betriebe keine geeigneten Kandidaten gefunden haben.

Die von der IHK-Bezirkskammer Böblingen angebotenen Formate für die Azubigewinnung stießen bei den Ausbildungsbetrieben so auch auf großes Interesse, „leider fanden sich teilweise aber nicht genügend Schülerinnen und Schüler, die sich für einen Ausbildungsplatz interessierten beziehungweise mit der Suche befassen wollten.“ So musste zum Beispiel das Last-minute-Speeddating der IHK erstmals abgesagt werden.

Angesichts der trüben wirtschaftlichen Aussichten und der dennoch angespannten Bewerberzahl sank die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe von 652 im Jahr 2023 auf 625 im Jahr 2024. Dies entspricht einem Rückgang um etwas mehr als vier Prozent. Neben den wirtschaftlichen Zwängen und der

mangelnden Bewerberzahl kam 2024 laut „Blitzlicht Ausbildung 2025“ verstärkt ein weiteres Problem, das es letztlich aber schon seit vielen Jahren gibt, hinzu. Viele der geschlossenen Verträge werden bereits in der Probezeit wieder gelöst. Die Jugendlichen, aber auch die Ausbildungsbetriebe, merken in den ersten Ausbildungsmonaten oft schnell, dass etwas nicht passt.

„Leider immer noch zu häufig haben die Jugendlichen falsche Vorstellungen von dem gewählten Beruf oder auch von den Anforderungen in einem Unternehmen. Die Unternehmen melden daneben auch immer wieder mangelnden Leistungswillen oder häufiges Fehlen als Gründe für ein vorzeitige Auflösung des Ausbildungsverhältnisses. Letztlich sind dies Gründe, die es seit Langem gibt und die Berufsorientierung an den Schulen umso wichtiger macht“, so die IHK.

Unzählige Formate gibt es hier bereits. Neben den umfangreichen Angeboten der Agentur für Arbeit und der IHK-Bezirkskammer Böblingen sind es letztlich auch die Unternehmen des Landkreises, die mit Schulen kooperieren und im Rahmen von Bildungspartnerschaften der Schülerinnen und Schülern wichtige Einblicke in die Berufswelt geben. „Trotz dieser Möglichkeiten, sich über Ausbildungen zu informieren, kommt es dennoch immer wieder zu falschen Vorstellungen und Erwartungen der Jugendlichen, was dann leider häufig in einem Ausbildungsabbruch mündet“, heißt es in der Pressemitteilung. Die IHK hilft hier den Jugendlichen intensiv bei der Vermittlung einer neuen Ausbildungsstelle.

„Für das Ausbildungsjahr 2025 bleibt die wirtschaftliche Perspektive weiter bestimmend. Zwar gibt es erste Lichtblicke am Konjunkturhimmel, die Unternehmen sind aber dennoch vorsichtig, was Neueinstellungen betrifft. Vielfach steht vor allem in der Industrie im Landkreis Böblingen sogar ein weiterer Abbau an Arbeitsplätzen im Raum oder ganze Produktionsbereiche werden verlagert oder stehen zur Disposition. Vor diesem Hintergrund wird es so auch 2025 kaum zu einer gravierenden Trendumkehr am Ausbildungsmarkt kommen“, gibt „Blitzlicht Ausbildung 2025“ einen Ausblick.